Leasing und Factoring gehören heute zu einem soliden Finanzierungsmix
Von Kai OstermannVorstandsvorsitzender Deutsche Leasing AGDie deutsche Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Stichworte wie Industrie 4.0 und Digitalisierung sind in aller Munde. Erschwert wird die Lage durch einen Paradigmenwechsel bei der Finanzierung, den die Geld- und Zinspolitik der Notenbanken mit Blick auf die hohe Staatsverschuldung bewirkt hat. So sind in den vergangenen zehn Jahren die zehnjährigen Kapitalmarktrenditen der Bundesrepublik Deutschland von etwa 5 auf 0% gefallen, und die mehr als dreißigjährige Hausse an den Anleihemärkten ist abrupt zum Stillstand gekommen. Zudem sieht sich die Wirtschaft starken Veränderungen im globalen politischen Gefüge ausgesetzt; Staatskrisen, ausbleibende Reformen oder hohe Staatsverschuldungen belasten sowohl Schwellenländer also auch große Industrienationen.In diesem unsicheren Spannungsfeld fundamentaler Veränderungen der bisher bekannten Wirtschafts- und Finanzierungssysteme, begleitet von politischen Unsicherheiten und radikalen Umbrüchen in der digitalen Arbeitswelt, spielt die Finanzbranche einmal mehr eine Schlüsselrolle: Zwar sind die Kosten für Liquidität so niedrig wie nie zuvor, doch braucht die Wirtschaft gerade angesichts der global geringen Wachstumsraten einen neuen Schub, um mit frischem, im realen Geschäft geerdeten Kapital neue Ideen zu finanzieren. Denn Kapital ist unbestritten das Blut in den Lebensadern jeder Volkswirtschaft.Traditionelle Formen von Kapital – also Eigen- und Fremdkapital in Form von Aktien, Anleihen und Krediten – werden in der komplexeren Finanzwelt durch moderne Finanzierungsformen ergänzt. In diesem veränderten Umfeld positionieren sich die beiden Finanzierungsformen Leasing und Factoring immer stärker und gehören heute zu einem soliden Finanzierungsmix eines Unternehmens wie selbstverständlich dazu. Denn immer mehr Wirtschaftsunternehmen erkennen, dass ein schonendes Management der Liquidität nicht nur die Flexibilität unternehmerischer Entscheidungsprozesse erhöht, sondern auch eine positive Auswirkung auf die Gesamtertragslage – und damit auf die Unternehmensbilanz – hat.Mit Leasing und Factoring gelingt es insbesondere Unternehmen des Mittelstands, die für das Wachstum notwendige Liquidität zu schonen und für einen sicheren Cash-flow zu sorgen. Beide sind komplementäre Finanzierungsformen, die in der realen Wirtschaft verankert sind und einen direkten Objekt-, Waren- oder Dienstleistungsbezug haben. Factoring ist an konkrete Forderungen gebunden; es garantiert auf der einen Seite den laufenden Cash-flow und sichert auf der anderen Seite den möglichen Ausfall von Forderungen ab. Leasing dagegen hält bei konkreten Investitionen den Bedarf an eigenem Kapital in Grenzen.In 2015 betrugen die Leasinginvestitionen allein in Deutschland rund 60 Mrd. Euro – ein Plus von ca. 10% gegenüber dem Vorjahr. Jede zweite außenfinanzierte Investition in Ausrüstungsgüter wird über Leasing dargestellt. Und weiteres Potenzial besteht. Dies auch, weil die Herausforderungen der 4. Industriellen Revolution auf der Finanzierungsseite als enorm gelten. Darf man den Prognosen führender Beratungsgesellschaften Glauben schenken, dann stehen für die Aufrüstung in die digitale Produktionswelt Investitionen in Milliardenhöhe bevor.Der große Vorteil des Leasing ist die Flexibilität, die sich das Unternehmen, gerade im Vergleich zu einer Investition aus dem Eigenkapital heraus, ins Haus holt. Das Leasingobjekt wird vom Leasinggeber finanziert und beschafft und dem Leasingnehmer gegen Zahlung eines Entgelts über einen bestimmten Zeitraum hinweg zur Nutzung überlassen. Neben der sicheren Kalkulationsgrundlage schätzen die meisten Unternehmer das Leasing vor allem im Hinblick auf steuerliche Vorteile und die Planungssicherheit. Zudem bieten Leasinggesellschaften heute einen ganzheitlichen Beratungsansatz und eine breite Palette an zusätzlichen Dienstleistungen und Services an wie zum Beispiel Versicherungen, die Einbindung von Fördermitteln und die internationale Begleitung.Nach der seit Jahrzehnten anhaltenden Erfolgsgeschichte des Leasing ist mit zunehmender Akzeptanz auch Factoring gewachsen. So hat die Factoringbranche in den vergangenen zehn Jahren ein Umsatzplus zwischen 10 und 15% p.a. erzielt. Ungeachtet der steigenden Marktakzeptanz in Deutschland ist das Potenzial des Factoring hier aber bei weitem noch nicht ausgereizt. Denn Factoring kombiniert Finanzierungs- mit Sicherheitsaspekten. Finanzierungen über diese Alternative basieren auf dem laufenden Verkauf noch offener Forderungen. Der Factor, also der Factoring anbietende Finanzdienstleister, stellt Unternehmen eine sofortige Liquidität bereit und übernimmt darüber hinaus gleichzeitig auch zu 100% das Ausfallrisiko für die angekauften Forderungen.Unternehmen gehen nach der Erbringung von Leistungen in der Regel davon aus, dass der Kunde nach alten hanseatischen Grundsätzen seinen Verbindlichkeiten in einer angemessenen Zeit nachkommt. In der Realität sind Unternehmen oft jedoch gezwungen, ihren Kunden durch Einräumung eines Zahlungsziels Lieferantenkredite zu gewähren, die den Zahlungseingang erheblich verzögern. Daraus resultierende Liquiditätsengpässe können gerade kleine Firmen in die Bredouille bringen, insbesondere wenn Vorleistungen zusätzlich den Cash-flow und die Eigenkapitalreserven belasten.Hier greift das Konzept des Factoring, das das zeitliche Risiko zwischen Rechnungserstellung und Zahlungseingang eliminiert. Dieses Finanzinstrument kombiniert also Finanzierungs- mit Sicherheitsaspekten. Das aber bedeutet auch, dass ein Unternehmen durch Factoring sein Kredit-Rating aktiv steuern kann, denn Ratingagenturen honorieren bei ihrer Bewertung ein einwandfreies Forderungsmanagement, das unter anderem durch die Zusammenarbeit mit einem Factoring-Anbieter gegeben ist.Das Geschäftsmodell Factoring ruht auf einer stabilen Basis, denn Factoring ist nicht nur an konkrete Forderungen gebunden, sondern hat einen direkten Waren- oder Dienstleistungsbezug und garantiert, dass erbrachte Leistungen unmittelbar, verlässlich und ohne zusätzlichen administrativen Aufwand vergütet werden. Factoring ist damit, im Gegensatz zu riskanten synthetischen Finanzprodukten, eine Sicherheit stiftende Möglichkeit, die in der eigenen Expansion liegenden Wachstumschancen besser nutzen zu können. Es ist davon auszugehen, dass es wie in jeder dynamischen Branche auch im Factoringmarkt in den nächsten Jahren zu einer Konsolidierung kommen wird. Mit steigender Relevanz von Factoring wird der Kostendruck wachsen, und der Wettbewerb wird sich entsprechend verschärfen. Wie immer werden sich am Ende die leistungsstärksten Anbieter durchsetzen, die mit wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen ihren Klienten attraktive Produkte zu günstigen Konditionen anbieten können.In diesem bewegten Markt will die Deutsche Leasing bestehende Potenziale heben und zusätzliche Ertragsquellen sichern. Dafür richtet sie ihre Strategie auf diesem Gebiet neu aus. Das Haus setzt beim Factoring auf eine kontinuierliche Marktbearbeitung vor allem bei den Firmenkunden der Sparkassen, aber auch im Segment der kleineren und mittleren Gewerbekunden. Dabei hat sie weitere Entwicklungsperspektiven und neue Produkte fest im Blick und wird für die Kunden der Sparkassen-Finanzgruppe sowie für alle Mittelständler ihr Angebot kurzfristig deutlich ausbauen, um die eigenen Stärken breit auszuspielen.