Libor-Ermittlungen nach sieben Jahren gestoppt
Reuters/jsc London/Frankfurt – Jahre nach dem Skandal um den Referenzzinssatz Libor haben Ermittler in Großbritannien den Fall zu den Akten gelegt. Die Behörde zur Bekämpfung schwerer Wirtschaftsverbrechen (SFO) teilte am Freitag mit, sie habe ihre Untersuchungen abgeschlossen und werde keine weiteren Strafen aussprechen. Der Libor-Skandal beschäftigt Gerichte und Strafverfolger seit Jahren. Mindestens 16 Institute sind darin verwickelt, auch die Deutsche Bank musste Strafen bezahlen. Die SFO hatte mit ihren Ermittlungen 2012 begonnen und als erstes Institut die heimische Barclays schuldig gesprochen.Insgesamt verhängte die SFO an elf Geldhäuser Strafen von mehreren hundert Millionen Dollar. Auch einzelne Personen wurden verurteilt. Unter anderem sitzt ein ehemaliger Händler der Schweizer UBS und der Citigroup eine elfjährige Haftstrafe ab. Den Banken und Händlern wurde vorgeworfen, bei der Berechnung des Referenzzinssatzes Libor über Jahre getrickst und den Zinssatz in eine für sie vorteilhafte Richtung getrieben zu haben, um Handelsgewinne einzustreichen. Auch andere Referenzzinssätze waren betroffen. Viele Banken haben sich mit Behörden in den vergangenen Jahren auf milliardenschwere Vergleiche geeinigt.Die Skandale um den Libor und andere Referenzzinssätze haben zu einer Reform der manipulationsanfälligen Werte geführt. Im Euroraum wird seit Anfang Oktober der Wert Estr veröffentlicht, die bisherigen Werte Euribor und Eonia sollen bis Ende 2021 abgelöst werden. Als Nachfolger für den Libor hat die Bank of England bereits den Sonia eingerichtet. Am Libor, Euribor und anderen Referenzzinssätzen hängen Geschäfte mit einem Volumen von vielen Hundert Billionen Dollar täglich, was die Umstellung erschwert.