EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,

das große Zittern hat wieder begonnen. War es zu Beginn des Jahres noch die Angst vor einer Reihe von Zinserhöhungen durch die US-Notenbank, die den Aktienmärkten den schwächsten Jahresbeginn seit mehr als 20 Jahren bescherte, führen nun...

Liebe Leserinnen und Leser,

das große Zittern hat wieder begonnen. War es zu Beginn des Jahres noch die Angst vor einer Reihe von Zinserhöhungen durch die US-Notenbank, die den Aktienmärkten den schwächsten Jahresbeginn seit mehr als 20 Jahren bescherte, führen nun überraschend schlechte Konjunkturzahlen aus den USA zu einem Auslaufen der Erholungsbewegungen an den Aktienmärkten. Die Daten lassen ein Wirtschaftswachstum im ersten Quartal von nur noch 0,3 % befürchten. Die Bilanzzahlen der US-Konzerne zeigen derweil, dass die Gewinne auch außerhalb der Ölindustrie deutlich fallen. Unter diesen Vorraussetzungen ist der US-Aktienmarkt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 20 zu hoch bewertet. Der Blick der Anleger fällt zudem zunehmend auf die Abstimmung der Briten über ein mögliches Ausscheiden aus der Europäischen Union am 23. Juni. Mancher Marktanalyst prognostiziert angesichts dieser Unsicherheitsfaktoren Turbulenzen an den Kapitalmärkten. Von solchen Marktphasen profitieren gewöhnlich die Aktien der zweiten und dritten Reihe. Seit Jahren weisen MDax und SDax, in denen viele deutsche Unternehmen aus dem Mittelstand gelistet sind, eine bessere Performance als der Dax auf. In unserer Titelgeschichte ab Seite 12 beleuchten wir die deutschen Nebenwerte, die sich in den vergangenen Jahren besser entwickelt haben als die großen Konzerne in der ersten Reihe. Im Interview erklärt Olgerd Eichler, Fondsmanager des MainFirst Germany Fund, warum sich mittelständisch geprägte, eigentümergeführte Unternehmen den derzeit widrigen Umständen an den Börsen entziehen können. Wegen der Angst der Anleger vor Verlusten gewinnen Smart Beta oder Factor-Investing im Asset Management zunehmend an Popularität. Es geht dabei im Wesentlichen um eine Fokussierung auf bestimmte Risikofaktoren bei der Indexkonstruktion oder der Ausrichtung von Wertpapierportfolios. In unserem Bericht ab Seite 22 zeigen wir, dass es die ersten Ansätze für die Faktor-Strategien mit der Entdeckung des Value-Investing durch Benjamin Graham bereits in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab. Aber erst durch die Auflage von regelbasierten Faktor-ETF wächst die Popularität dieser Strategien. Im Interview erklärt Bernhard Langer, Chief Investment Officer für Invesco Quantitative Strategies, dass das Factor-Investing keineswegs ein ETF-Thema ist, sondern auch eine Reihe von aktiv gemanagten Fonds regelbasierte Strategien auf Basis von Faktoren verfolgen. Der deutsche Aktienmarkt ist nach einer Erholungsrally von 1 600 Punkten seit Februar wieder in unruhiges Fahrwasser geraten. Der Sommer steht vor der Tür und damit die unruhigste Jahreszeit für die Finanzmärkte. Auf den Seiten 58 und 59 analysieren wir, ob sich das “Sell-in-May-Phänomen” durch Zahlen belegen lässt und wie Sie davon mit Zertifikaten profitieren können.Armin Schmitz, Leitender Redakteur