Liechtenstein steigt in Liqid ein
jsc Frankfurt
Der Berliner Online-Vermögensverwalter und Private-Equity-Spezialist Liqid hat einen neuen Ankerinvestor gefunden: Die Liechtensteiner LGT führt die Finanzierungsrunde von 88 Mill. Euro an und wird das Unternehmen bei einer Expansion im Ausland unterstützten, wie beide Gesellschaften am Donnerstag angekündigt haben.
Der Vermögensverwaltungs- und Privatbank-Konzern des Fürstenhauses von Liechtenstein kauft einen wesentlichen Minderheitsanteil an Liqid und ist neben der britischen Toscafund fortan der größte Eigner. Weiteres Geld stammt aus dem bisherigen Investorenkreis sowie aus dem Liqid-Team, während einige nicht genannte Eigner ihre Anteile reduziert haben. Hinter Liqid stehen außerdem HQ Trust, also das Multi-Family-Office der Familie Harald Quandt, sowie die Wagniskapital-Investoren Project A und Dieter von Holtzbrinck Ventures. Die Transaktion steht noch unter Vorbehalt einer behördlichen Genehmigung.
Mit rund 80 Mitarbeitern und einem verwalteten Vermögen von 1,4 Mrd. Euro ist die Gesellschaft noch klein. Die Geldspritze soll vor allem eine Expansion in Europa finanzieren – in welchen Ländern genau Liqid künftig präsent sein wird, will Firmengründer und CEO Christian Schneider-Sickert im Gespräch mit der Börsen-Zeitung nicht offenlegen. Der EU-Markt biete noch „mehr als genug Potenzial“ und könne auch aus Berlin abgedeckt werden. Auch Länder des Europäischen Wirtschaftsraums könne Liqid abdecken – womit etwa Liechtenstein, nicht aber die Schweiz und Großbritannien erfasst wären. Für eine Expansion in anderen Ländern bestünden derweil hohe Hürden.
Liqid ziele strategisch aber nicht auf bestimmte Länder, sondern auf vermögende Kunden mit einem Vermögen von bis zu wenigen Millionen Euro, die für Privatbanken oft nicht wohlhabend genug seien, um als Kunden attraktiv zu sein. Als Online-Vermögensverwalter bietet Liqid eine teils automatisierte Steuerung eines Wertpapierportfolios an, aber auch die Investition in Private-Equity-Fonds, sofern Kunden hier mindestens 200000 Euro investieren. Auch Wagniskapital und bestimmte Immobilieninvestitionen zählen zum Angebot. Künftig könnten etwa Private Debt und ein übergeordneter Multi-Asset-Ansatz hinzukommen, sagt der Firmenchef. Die LGT wiederum, die weltweit rund 223 Mrd. Euro verwaltet und mit 3800 Mitarbeitern in mehr als 20 Standorten präsent ist, erhofft sich durch den Zukauf „Impulse für die weitere Digitalisierung“ ihrer Dienstleistungen, wie LGT-Chairman Prinz Max von und zu Liechtenstein mitteilt.
Schwarze Null noch fern
Mit 40 Mill. Euro hat das Unternehmen bislang für ein junges Fintech vergleichsweise wenig Geld aufgenommen, sagt Schneider-Sickert. Die letzte Finanzierungsrunde liegt fast drei Jahre zurück. Profitabel ist das Unternehmen bisher noch nicht: Auf einen Zeitpunkt zum Erreichen der Gewinnschwelle will sich der Firmenchef nicht festlegen. Viel hänge davon ab, wie viel das Unternehmen aus den laufenden Erträgen weiter in die Expansion investiere.