Neue Antigeldwäschebehörde

Lindner wirbt für Frankfurt als AMLA-Standort

Unmittelbar vor Ende der Bewerbungsfrist hat Berlin in Brüssel den Finger für Frankfurt als Sitz der geplanten EU-Antigeldwäschebehörde (AMLA) gehoben. Finanzminister Lindner rührte kräftig die Werbetrommel für den Finanzplatz.

Lindner wirbt für Frankfurt als AMLA-Standort

Lindner wirbt für Frankfurt

Deutschland hebt für Antigeldwäschebehörde offiziell den Finger – Messeturm, Turm 185 und Gateway Gardens als Optionen

Die Bundesregierung hat in Brüssel offiziell die Bewerbung für Frankfurt als künftigen Sitz der geplanten europäischen Antigeldwäschebehörde (AMLA) eingereicht. Finanzminister Christian Lindner bezeichnete Frankfurt in diesem Kontext als „besten Platz, den Sie finden können“.

fed Brüssel

Anlässlich der offiziellen Abgabe der Bewerbungsunterlagen hat Bundesfinanzminister Christian Lindner in Brüssel vor Vertretern des EU-Parlaments und Finanzattachées aus zahlreichen EU-Mitgliedstaaten kräftig die Werbetrommel für Frankfurt als Sitz der geplanten EU-Geldwäschebehörde (Anti-Money-Laundering Authority, AMLA) gerührt. Bei einer Veranstaltung der hessischen Landesvertretung unterstrich der Minister die Vorteile der Nähe zu anderen EU-Aufsichtsbehörden wie der EZB-Banken- und der EU-Versicherungsaufsicht, die eine effektive Zusammenarbeit ermögliche – und damit den Kriminellen ihr Handwerk erschwere.

Wir statten die Behörde mit allem aus, was sie braucht, um startklar zu sein.

Christian Lindner, Bundesfinanzminister

Die Bewerbung habe „das volle Commitment“ der Bundesregierung. Das schließe die Zusage für Unterstützung ein, um die AMLA schnell an den Start zu bringen. „Wir statten die Behörde mit allem aus, was sie braucht, um startklar zu sein“, sagte Lindner. Es sei von großer Bedeutung, keine Zeit mehr zu verlieren. Auch in dieser Hinsicht spreche vieles für Frankfurt, denn der Finanzplatz am Main, „der beste Platz, den Sie finden können“, biete das Ökosystem und verfüge über eine umfassende Infrastruktur.

Zehn Bewerber für AMLA-Sitz

Am Freitag endet die Bewerbungsfrist für den Sitz der Antigeldwäschebehörde. Diplomaten gehen davon aus, dass zehn EU-Länder für ihre heimischen Finanzzentren den Hut in den Ring werfen. Jenseits von Frankfurt werden Bewerbungen erwartet für Paris, Rom, Madrid, Dublin, Vilnius, Riga und Wien sowie für Luxemburg und Brüssel, wobei die beiden letztgenannten eher als taktische Bekundungen gelten, um die Position bei künftigen Verhandlungen zu verbessern.

Ziel ist es, sich in den verbleibenden Wochen dieses Jahres über alle noch bestehenden Streitfragen des Geldwäschepakets zu verständigen, damit Anfang 2024 unter belgischer EU-Ratspräsidentschaft dann über den Sitz beraten werden kann. Da das EU-Parlament an der Entscheidung beteiligt ist, muss ein Beschluss vor März getroffen werden, damit er realistischerweise noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden kann.

Michael Boddenberg wirbt mit Frankfurter IT-Infrastrutkur

Lindner machte deutlich, wie ernst es der Bundesregierung mit dem Kampf gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung sei. Berlin plant 2024 die Einrichtung einer zentralen Bundesbehörde in Köln: „Vor zehn Jahren waren drei Anti-Geldwäsche-Experten im Bundesfinanzministerium, heute sind es mehr als
hundert“.

Wir bieten nicht nur kurze Wege, sondern auch digitale Kapazitäten.

Michael Boddenberg, hessischer Finanzminister

Noch sei der Haushaltsplan nicht verabschiedet. Aber er sei zuversichtlich, dass der Etatplan diese stärkere Priorisierung des Themas spiegeln werde. Mit diesem Hinweis konterte Lindner Vorbehalte aus anderen EU-Staaten, die mit Verweis auf Ländervergleiche Deutschland Halbherzigkeit in Sachen Geldwäschebekämpfung vorwerfen.

Hessens Finanzminister Michael Boddenberg warb mit Verweis auf die IT-Infrastruktur für Frankfurt. „Wir bieten nicht nur kurze Wege, sondern auch digitale Kapazitäten“, sagte der Frankfurter. Er erinnerte daran, dass die Stadt über den größten IT-Knoten Europas verfüge. Zudem lenkte er die Aufmerksamkeit auf die Exzellenz der Hochschulen in Frankfurt, auch mit Blick auf den Bedarf an Nachwuchskräften.

Frankfurter Messeturm, Turm 185 oder Gateway Gardens?

Dass sich viele Finanzexperten aus dem Ausland am Main wohl fühlen, berichtete Regina Schüller, die seit vielen Jahren für internationale Institutionen tätig ist – für die EZB, EIOPA und nun den ISSB. Sie zitierte beispielhaft einen Kollegen: „Ich kann meine Kinder binnen 30 Minuten zum Kindergarten bringen und danach ins Büro fahren. In Rom brauche ich dafür anderthalb Stunden.“

Stadträtin Stephanie Wüst wies auf die mehr als 50 internationalen Schulen hin, ein wesentlicher Faktor für EU-Beamte, die nach Frankfurt siedeln. Sie präsentierte drei Gebäude, die eine neue Heimat für die AMLA sein könnten: der Messeturm, der nur wenige Meter davon entfernte Turm 185 oder das Flow-Bürogebäude in Gateway Gardens, also in Nachbarschaft des Flughafens.