Lloyd Fonds geht Neuausrichtung an
Das Vertrauen von Aktionären zurückzugewinnen, das Lloyd Fonds in den vergangenen Jahren verlor, dürfte für den neuen Vorstand mühsam werden. Zweifel an seinem Geschäftsmodell hat der Assetmanager bislang nicht ausräumen können. Nun gibt es mit einer strategischen Neuausrichtung einen neuen Anlauf. Von Carsten Steevens, HamburgDie Hamburger Lloyd Fonds geht ihre Neuausrichtung zu einem bankenunabhängigen, börsengelisteten Vermögensverwalter mit Fokus auf aktiv gemanagte, liquide Publikumsfonds an. Auf der gestrigen Hauptversammlung wurden bei einer Präsenz des Grundkapitals von 70,8 % sämtliche Beschlussvorschläge der Verwaltung zu den Tagesordnungspunkten angenommen – wenn auch mit einem zum Teil erheblichen Anteil von Gegenstimmen. Während der Vorstand die Ende Juni in Grundzügen bekannt gewordene “Strategie 2019+” näher vorstellte, übten Anlegerschützer und Kleinaktionäre Kritik – nicht nur wegen des gescheiterten bisherigen Geschäftsmodells des im Scale-Börsensegment notierten Investment- und Assetmanagers, bei dem lange das Geschäft mit geschlossenen Fonds dominierte. “Business Case” vermisstDirk Unrau von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) monierte etwa das Fehlen von mittelfristigen Umsatz- und Ergebniszielen: “Den Business Case vermisse ich bei Ihnen komplett.” Klaus Pinter, nach dem vorzeitigen Ausscheiden des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Torsten Teichert Ende 2017 bis Ende Juni Alleinvorstand, hatte zuvor lediglich Erwartungen für 2019 und 2023 bei den Assets under Management (AuM) genannt. So sollen die erste und die zweite Säule, Lloyd-Fonds-Publikumsfonds mit aktivem Assetmanagement (“Lloyd-Fonds-Linie”) sowie digitales Portfoliomanagement (“Lloyd-Fonds-System”), im kommenden Jahr ein Vermögen von 1 Mrd. Euro und 2023 von 5 Mrd. Euro betreuen. In der dritten Säule, der individuellen direkten Vermögensverwaltung (“Lloyd-Fonds-Vermögen”), sollen 2019 per Akquisition rund 200 Mill. Euro AuM eingeworben werden. 2023 ist ein Volumen von 500 Mill. Euro vorgesehen.DSW-Sprecher Unrau kritisierte, dass im Unklaren bleibe, womit Lloyd Fonds Geld verdienen wolle. Der Assetmanager, der 2017 um 21 % geschrumpfte Erlöse und ein um 57 % verringertes Konzernergebnis verbuchte und dessen Marktkapitalisierung um 20 % absackte, erwecke zudem den Eindruck, seine Anleger wie “Aktionäre zweiter Klasse” zu behandeln. Mit der Hauptversammlung habe sich der Eindruck verstärkt, die Neuausrichtung sei ein “Deal”, der mit Großaktionären ausgehandelt wurde – im März hatte das Venture-Capital-Unternehmen Deutsche Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft (DEWB) aus Jena zusammen mit dem Hamburger Portfolioverwalter SPSW Capital den Anteil des bisherigen US-amerikanischen Hauptaktionärs ACP Fund V LLC (AMA) von 49,9 % übernommen.Dem schloss sich Berthold Brinkmann von der mit rund 10 % an Lloyd Fonds beteiligten B & P-T Treuhandgesellschaft an: “Es sieht so aus, als würden wir vor einer Fassade stehen, hinter der kräftig gewerkelt wird, hinter die wir aber nicht schauen können.” Zweifel an den neuen Ankeraktionären wurde mit Kritik an der vorgeschlagenen Aufsichtsratsvergütung verbunden. Peter Tschirner von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) erklärte mit Blick auf ein ferner vorgeschlagenes Aktienoptionsprogramm und die Möglichkeit von Aktienrückkäufen bei Verzicht auf Dividendenzahlungen für das Geschäftsjahr 2017, dies seien falsche Signale an den Kapitalmarkt. Lloyd-Fonds-Finanzvorstand Pinter, dem seit Juli mit Jochen Sturtzkopf ein Vertriebsvorstand zur Seite steht, hatte zuvor eine “attraktive Dividendenpolitik für die Aktionäre” angekündigt. Details blieben aus. Pinter verwies stattdessen auf Sondereffekte, die das Konzernergebnis der nächsten Jahre prägen dürften. Der frühere Commerzbanker betonte weiter, Ressourcen für Investitionen in die Neuausrichtung würden “größtenteils aus eigener Kraft” aufgebracht. “Wir verfügen über eine gut gefüllte Kasse.” Die Kursentwicklung der letzten Monate – der Börsenwert von Lloyd Fonds stieg seit Ende 2017 von 21 Mill. auf 53 Mill. Euro – gebe Zuversicht, und die Kapitalerhöhung um 3,8 Mill. Euro im Juni habe die Liquidität gestärkt.