Lloyds-Anleger bangen um affärengeplagten Bankchef
Reuters – Bei der britischen Großbank Lloyds geht die Angst um: die Angst, dass Vorstandschef António Horta-Osório die Brocken hinwerfen könnte. Noch 2015 war der Portugiese der große Star in der Branche. Dann kamen das Brexit-Votum, das den Bankern gehörig die Stimmung verhagelte, ein Sparprogramm mit dem Abbau von 3 000 Stellen bei Lloyds – und schließlich diese Schlagzeile in der “Sun”. Das Boulevardblatt berichtete auf der Titelseite von einem Seitensprung des verheirateten 52-Jährigen und dass dabei eine Hotelrechnung von umgerechnet 4 430 Euro angefallen sei. Seither fürchten Investoren, dass der Vorstandschef schneller die Lust an seinem Job verlieren könnte als gedacht. Lloyds stellte sich eilends hinter Horta-Osório.Chairman Norman Blackwell habe die Vorwürfe überprüft – und festgestellt, dass Horta-Osório seine privaten Ausgaben während einer Konferenz in Singapur auch privat bezahlt habe, betonte eine Banksprecherin. “António hat als Vorstandschef das volle Vertrauen und den Rückhalt des Aufsichtsrats.” Er sei voll auf die Bank und seine strategischen Ziele konzentriert. Horta-Osório selbst sei für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auch in einer internen Mitteilung wurde noch gleichtägig klargestellt, dass er nicht gegen Vorschriften verstoßen hat.Investoren dringen aber darauf, dass sich Lloyds zumindest Gedanken macht, wer dem seit fünf Jahren amtierenden Bankchef folgen könnte. “Das ist ein Problem, wenn man bedenkt, dass die Aufgabe in den nächsten Jahren schwieriger wird, als er dachte”, mahnte einer der 20 größten Lloyds-Eigentümer. Doch auch ein interner Nachfolger sei nicht in Sicht, sagte ein weiterer Investor. Ein anderer Anteilseigner hofft, dass Horta-Osório trotz allem weitermacht: “Es ist extrem peinlich, wenn andere Leute so im eigenen Privatleben herumwühlen. Ich weiß nicht, ob das reicht, um ihn zu vergraulen.” Noch zu Jahresbeginn war Horta-Osório der strahlende Held: Er hatte Lloyds in die schwarzen Zahlen geführt, er hatte die Dividendenzahlung wieder aufgenommen, und er hatte der Regierung geholfen, einen großen Teil ihrer Lloyds-Aktien wieder unter die Leute zu bringen. Doch in diesem Jahr folgten die Hiobsbotschaften.