Britische Großbanken berichten

Lloyds Banking Group zeigt sich krisenfest

Lloyds Banking Group hat zu Beginn der britischen Bankenberichtssaison positiv überrascht. Niedrige Wertberichtigungen verhalfen dem Institut zu einem unerwartet hohen Vorsteuerergebnis.

Lloyds Banking Group zeigt sich krisenfest

Lloyds Banking Group zeigt sich krisenfest

Niedrige Wertberichtigungen verhelfen schottischer Großbank zu positiver Überraschung

hip London

Die Lloyds Banking Group hat die Quartalsberichterstattung der britischen Großbanken mit einer positiven Überraschung eröffnet. Dazu trugen unerwartet niedrige Wertberichtigungen auf Problemkredite wesentlich bei. Chief Executive Charlie Nunn sprach von einer „robusten finanziellen Performance“.

Das schottische Institut gilt als Barometer der britischen Wirtschaft. Deren Wachstum hat sich in den vergangenen Monaten zwar abgeschwächt. Doch setzte sich die Aufwärtsbewegung auch nach dem Wahlsieg von Labour am 4. Juli fort.

Günstigere Refinanzierungen

Wie Lloyds Banking Group mitteilte, erwirtschaftete die Gruppe ein Vorsteuerergebnis von 1,82 (i.V. 1,86) Mrd. Pfund. Analysten hatten im Schnitt lediglich 1,62 Mrd. Pfund angesetzt. Das bereinigte Zinsergebnis ging im Vorjahresvergleich um 6% zurück.

Kunden können ihre Hypotheken dank der Zinswende der Bank of England mittlerweile günstiger refinanzieren. Die Notenbank hatte den Leitzins im August erstmals seit März 2020 gesenkt. Die Erwartung weiterer Zinsschritte nach unten verschärfte den ohnehin intensiven Preiswettbewerb am Hypothekenmarkt.

Belebung am Wohnimmobilienmarkt

Lloyds ist mit der Marke Halifax einer der größten Anbieter von Wohnimmobilienkrediten im Vereinigten Königreich. Der Margendruck wurde zum Teil durch höhere Einnahmen aus Absicherungsgeschäften (Structural Hedge) ausgeglichen.

Im Vergleich zum zweiten Quartal stieg das Zinsergebnis um 2%, was darauf hindeutet, dass Sparer weniger aggressiv in höher verzinsliche Anlagen umschichteten – auch das ein Ergebnis der sinkenden Zinsen. Die Nettozinsmarge verbesserte sich um zwei Basispunkte auf 2,95%. Für das Gesamtjahr erwartet das Management weiterhin einen Wert von mehr als 2,90%.

Belebung am Wohnimmobilienmarkt

„Die Zahlen zu Krediten und Einlagen sind ermutigend“, schrieb der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown in einer ersten Einschätzung. „Neu vergebene Hypotheken machen einen großen Teil des Wachstums des Kreditbuchs aus. Das ist ein guter Indikator dafür, dass sich die Aktivität am Wohnimmobilienmarkt belebt.“

Die Risikovorsorge bewegte sich mit 172 Mill. Pfund weit unterhalb der 271 Mill. Pfund, die Analysten im Schnitt auf der Rechnung hatten. „Unsere Kunden erweisen sich zweifelsohne weiterhin als robust“, sagte Finanzchef William Chalmers.

Basel 3.1 „mäßig positiv“

Das Institut hat mehr als 27 Millionen Kunden. Deren Ausgaben für nicht notwendige Güter seien in den ersten neun Monaten um 5% gestiegen, die Energierechnungen im Schnitt um ein Fünftel gesunken. Das deutet darauf hin, dass sich die gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht mehr ganz so stark auf die Bonität der Kunden auswirken.

Die für Januar 2026 vorgesehene Implementierung von Basel 3.1 werde sich „mäßig positiv“ für Lloyds Banking Group auswirken. Dabei geht es unter anderem um die Berechnung der risikogewichteten Assets.

Abwarten beim Thema Autofinanzierungen

Mit Blick auf die Untersuchung der branchenweiten Geschäftspraktiken bei Autofinanzierungen, die die Financial Conduct Authority auf den Weg gebracht hatte, wurden keine weiteren Rückstellungen gebildet. Die Aufsicht kündigte im September an, im Mai kommenden Jahres die nächsten Schritte vorzustellen. Lloyds gehört Black Horse, der größte unabhängige Autofinanzierer des Landes.

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