Italien

Lösung für Carige in Sicht

Die italienische Bank BPER hat ein nicht bindendes Angebot für die Genueser Sparkasse Carige abgegeben. Zuvor soll der italienische Einlagensicherungsfonds das Kriseninstitut jedoch rekapitalisieren.

Lösung für Carige in Sicht

bl Mailand

Die italienische Bank BPER will die Genueser Krisen-Sparkasse Carige übernehmen. Das Institut hat ein nicht bindendes Angebot für die von der Europäischen Zentralbank (EZB) 2019 unter staatliche Zwangsverwaltung gestellte Bank vorgelegt. Carige wird zu 80% vom Einlagensicherungsfonds FITD der italienischen Privatbanken kontrolliert.

Die Übernahme wird teuer für FITD. Denn BPER verlangt, dass der Einlagensicherungsfonds Carige im Vorfeld mit 1 Mrd. Euro rekapitalisiert. Die Bank aus Modena will den Anteil der FITD und die 8,3% der genossenschaftlichen Cassa Centrale Banca (CCB) für einen symbolischen Euro übernehmen. Für die restlichen 12% bietet BPER 0,80 Euro pro Ak­tie – ein Aufschlag von 29% gegenüber dem Carige-Schlusskurs vom Dienstag.

BPER dürfte auch von erheblichen Steuergutschriften profitieren, mit denen Rom Übernahmen fördert. Der FITD will am Donnerstag über die Offerte beraten. Eine Alternative hat der FITD nicht, denn die EZB verlangt die Privatisierung des Genueser Instituts, das seit langem erfolglos auf Partnersuche ist.

Schwarze Zahlen angepeilt

Carige schrieb im Zeitraum Januar bis September einen Verlust von 76,6 Mill. Euro. Für 2023 werden nach einer drastischen Schrumpfkur schwarze Zahlen angepeilt. Ein großes Portfolio fauler Kredite war an die staatliche Bad Bank Amco übertragen worden. Das und die gerichtliche Zurückweisung einer Klage des früheren Carige-Großaktionärs Vittorio Malacalza, der Schadenersatz von 486,6 Mill. Euro gefordert hatte, hatte die Chancen für eine Lösung verbessert. Neben der Volksbank von Bari und der Monte dei Paschi di Siena (MPS) gehört Carige zu den drei verbliebenen Problembanken Italiens. Das Institut geriet durch jahrelange Misswirtschaft und allzu freizügige Kreditvergaben in Schieflage.

BPER verlangt bis zum Abschluss einer Due-Diligence-Prüfung Exklusivität und strebt bis Ende Januar eine endgültige Vereinbarung an. Gemessen an der Bilanzsumme, die durch die Übernahme von 130 Mrd. Euro auf mehr als 150 Mrd. Euro steigen würde, entstünde das viertgrößte Institut des Landes vor Monte dei Paschi. Die Kundenzahl würde um 800000 auf mehr als 5 Millionen steigen. Carige zählt 384 Geschäftsstellen, fast alle in Ligurien.

BPER hat kürzlich rund 600 Filialen der von Intesa Sanpaolo übernommenen Ubi Banca erworben und würde mit Carige auf 2230 Ge­schäftsstellen kommen. BPER wird zu 18,9% von der Versicherung Unipol kontrolliert, die auch mit 10% an der Volksbank von Sondrio beteiligt ist. Mancher sieht die Carige-Übernahme daher als Vorstufe einer dritten großen Bankengruppe in Italien.