Privatisierung

London zieht sich weiter von Natwest zurück

Die Bankengruppe Natwest ist der Privatisierung ein kleines Stück nähergekommen. Die britische Regierung hat Natwest-Aktien im Wert von 1,1 Mrd. Pfund (1,3 Mrd. Euro) an das Institut zurückverkauft, wie sie am Freitag mitteilte. Dadurch sinkt der...

London zieht sich weiter von Natwest zurück

bet London

Die Bankengruppe Natwest ist der Privatisierung ein kleines Stück nähergekommen. Die britische Regierung hat Natwest-Aktien im Wert von 1,1 Mrd. Pfund (1,3 Mrd. Euro) an das Institut zurückverkauft, wie sie am Freitag mitteilte. Dadurch sinkt der Staatsanteil an dem ehemals als Royal Bank of Scotland (RBS) auftretenden Geldhaus von 61,7% auf 59,8%. Die Regierung gab zwar knapp 5% des Aktienkapitals an Natwest zurück, doch eine gleichzeitige Annullierung von Anteilscheinen ließ die staatliche Beteiligung in geringerem Maße schrumpfen.

Laut Finanzministerium ist der Ver­kauf ein wichtiger Schritt, um die in der Finanzkrise verstaatlichten Banken zurück in private Hände zu führen. London sah sich 2008 ge­zwungen, die damalige RBS für rund 45 Mrd. Pfund zu übernehmen. Wie erwartet ist diese Investition ge­messen an der Wertentwicklung ein Verlustgeschäft geworden: 2008 zahlte der Staat 502 Pence je Aktie, jetzt wurden knapp 191 Pence (Schlusskurs vom 18. März) erzielt.

Allerdings ist Natwest heute auch eine viel kleinere Bankengruppe. Die Ende 2019 angetretene Chefin Alison Rose möchte das Finanzinstitut weiter auf das Geschäft mit britischen Firmen- und Retailkunden fokussieren und auch durch die im vergangenen Jahr auf Gruppenebene erfolgte Umbenennung mit der Finanzkrise abschließen. Seit einem Placet der Aktionäre kann Natwest seit 2019 durch Rückkäufe von der Regierung selbst den Staatsanteil reduzieren.

Vor der jüngsten Transaktion hatte London mit zwei Verkäufen am Aktienmarkt die Beteiligung ge­drückt: 2015 zu 330 Pence je Aktie und 2018 zu 271 Pence. Insgesamt resultierte bei den drei Geschäften für die Staatskasse ein Verlust von knapp 5 Mrd. Pfund, davon 1,8 Mrd. Pfund bei dem jüngsten Verkauf. Die Behörde zur Überwachung des Staatshaushalts, das Office for Budget Responsibility (OBR), stellt einen Gesamtverlust aus der RBS-Rettung von rund 39 Mrd. Pfund (45,5 Mrd. Euro) in Aussicht.

Nach Angaben von Natwest-Chefin Rose ist das Kapital für den Rückkauf aus Sicht der Bank und der Aktionäre gut verwendet. Tatsächlich verfügt das Institut inzwischen über eine Kapitaldecke, die weitaus dicker ist als von Regulierern gefordert und die auch weite Teile der Konkurrenz in den Schatten stellt. Die harte Kernkapitalquote von zuletzt 18,5% wird durch die Transaktion sowie einen von ihr ausgelösten Zuschuss an die Pensionskasse auf 17,7% sinken.

Der Beginn von direkten Rückkäufen des Staatsanteils ist ein eindeutig positives Signal, kommentierte die Investmentbank Jefferies. Die Käufe seien nötig, um Natwests „Ausstattungsproblem“ zu begegnen, denn die Eigenkapitalausstattung liege rund 8 Mrd. Pfund über dem Ziel des Managements. Allerdings sind die möglichen Aktienrückkäufe von der Regierung auf jährlich 5% des Kapitals beschränkt, womit das Potenzial für 2021 ausgereizt ist.

Ganz privat bis 2026

London will Natwest bis 2026 gänzlich an private Investoren abgeben. Die Haushaltsbehörde OBR kalkuliert dafür jährliche Aktienverkäufe über 2,6 Mrd. Pfund ein. Während der Finanzkrise hatte der britische Staat ferner für 20 Mrd. Pfund die Bankengruppe Lloyds verstaatlicht, diesen Anteil aber bis 2017 abgebaut. Vorigen Monat stieß er die letzten Aktien an den Finanzinstituten Northern Rock sowie Bradford & Bingley ab. Bei Natwest wurde der Zeitplan bereits zweimal gestreckt.