LSE gibt Clearnet SA an Euronext

Verkauf für 510 Mill. Euro, falls britisch-deutsche Börsenfusion zustande kommt

LSE gibt Clearnet SA an Euronext

ku Frankfurt – Die London Stock Exchange (LSE) hat ihre französische Tochtergesellschaft LCH.Clearnet SA an die Mehrländerbörse Euronext verkauft. Für den Erwerb des kontinentaleuropäischen Clearinggeschäfts der LSE zahlt Euronext 510 Mill. Euro. Die Aufnahme entsprechender Verhandlungen war bereits kurz vor Weihnachten bekannt gegeben worden. Unwiderrufliches AngebotLSE und LCH.Clearnet Group teilten mit, dass sie ein unwiderrufliches Barangebot für die Tochter LCH.Clearnet erhalten haben. Der genannte Kaufpreis stehe unter dem Vorbehalt marktüblicher Anpassungen. Vollzogen werden soll die Transaktion aber nur, wenn die Fusion von Deutscher Börse und LSE zustande kommt. Genannt wird als Bedingung in erster Linie die Zustimmung durch die Europäische Kommission als zuständiger Kartellbehörde zu der Börsenfusion.Die EU-Wettbewerbshüter hatten den Fusionspartnern Mitte Dezember eine Stellungnahme mit ihren Bedenken bezüglich des Zusammenschlusses mitgeteilt. Dabei war die Liste der Bedenken der EU-Kommission zwar deutlich kleiner geworden. Allerdings gab es noch die Sorge, dass die Fusion dem Wettbewerb im europäischen Clearing abträglich sei.Mit Eurex Clearing und LCH.Clearnet gehören den beiden Börsenbetreibern die zwei größten Clearinghäuser Europas. Zwar haben sowohl Deutsche Börse als auch LSE darauf hingewiesen, dass ihrer Ansicht nach die betreffenden Clearinggeschäfte komplementär sind, weil Eurex Clearing im börslichen und LCH.Clearnet im außerbörslichen Bereich tätig ist.Allerdings hat die Kommission ihre Abgrenzung des relevanten Marktes geändert. Die Fusionspläne der Deutschen Börse und der Nyse Euronext aus den Jahren 2011/12 wurden von der EU-Kommission blockiert, weil sie ein Monopol im börslichen Derivatehandel befürchtete. Sie machte sich damals die Meinung der Börsen nicht zu eigen, gemäß der sich der zu betrachtende Markt nicht nur auf den börslichen Bereich beziehen darf, sondern auch den außerbörslichen Bereich einschließen muss. Nun haben die europäischen Wettbewerbshüter genau diese damals auch von der Deutschen Börse vertretene Sichtweise übernommen, mit dem Ergebnis, dass sie das börsliche und das außerbörsliche Derivate-Clearing als einen einzigen Markt betrachten. Noch Fragen offenOb der Verkauf der LCH.Clearnet SA der EU-Kommission reicht und ob diese die Börsenfusion damit genehmigt, ist freilich noch offen. In der Stellungnahme hat die Kommission nämlich noch sechs weitere Punkte angesprochen, die sie für bedenklich hält. Einer der Punkte ist der Handel in deutschen Aktien. Hier monieren die Wettbewerbshüter einen “erheblichen Verlust an Wettbewerb”, da mit der Deutschen Börse und der zur LSE gehörenden Plattform Turquoise zwei der drei größten Handelsplätze für diese Titel zusammengelegt würden. Außerdem geht es um den Wettbewerb bei Einzelaktien-Futures und -Optionen, denen italienische Wertpapiere zugrunde liegen.