Im GesprächRalf Lochmüller

Lupus alpha bekommt die Zinswende zu spüren

Die Fondsboutique Lupus alpha hat Federn gelassen. Die Zinswende bremst das Neugeschäft aus. Investoren aus dem Bereich der Altersvorsorge schichten ihr Geld in Anleihen um und lassen die Spezialprodukte der Frankfurter eher links liegen.

Lupus alpha bekommt die Zinswende zu spüren

Im Gespräch: Ralf Lochmüller

Lupus alpha bekommt die Zinswende zu spüren

Institutionelle verlieren Interesse an Spezialprodukten der Fondsboutique – Nettomittelzuflüsse versiegen – Hohe Abschläge bei Aktien von kleinen Firmen

Von Silke Stoltenberg, Frankfurt

Die Fondsgesellschaft Lupus alpha bekommt die Auswirkungen der Zinswende zu spüren. In diesem Jahr fließen die Neugelder bislang nur spärlich, weil die überwiegend institutionellen Investoren der Fondsboutique wieder in klassische Zinsprodukte umschichten auf dem Rücken der Spezialprodukte, wie sie die Frankfurter anbieten. „Die Investoren suchen wieder den risikofreien Zins zulasten der Risikoassets wie Aktien. Bei den Pensionsfonds als eine der großen Kundengruppen bei uns ist das teilweise auch regulatorisch getrieben“, wie Gründungspartner und Chief Executive Officer Ralf Lochmüller im Gespräch mit der Börsen-Zeitung berichtet.

Enge Risikogrenzen

Altersvorsorgeanbietern und Versicherern setzt die Regulierung enge Grenzen für die Risikobudgets. „Family Offices, die ebenfalls viel bei uns investieren, lassen sich durch die Zinswende dagegen nicht beirren, diese orientieren sich am Realzins und bauen die Aktieninvestments weiter aus.“ Tatsächlich bringen die risikoärmeren Anleiheprodukte wie Staatsanleihen der bonitätsstarken Industrieländer nach Abzug der Inflation trotz der gestiegenen Zinsen einen negativen Realzins. Dennoch ist Lochmüller pessimistisch und rechnet kurzfristig nicht damit, dass die Umschichtungen im institutionellen Segment gen Anleihen zum Erliegen kommen. „Ich denke, das wird noch anderthalb Jahre dauern.“

Lupus alpha setzt schwerpunktmäßig auf Aktienprodukte im Bereich der kleinen und mittleren Firmen (Small & Mid Caps), auf Volatilitätsprodukte, Wandelanleihen und Collateralized Loan Obligations (CLO, besicherte Unternehmenskredite). 75% des verwalteten Vermögens kommen von institutionellen Investoren, allen voran Versorgungswerke und Pensionskassen. Deren Umschichtungen hatten zur Folge, dass bis Ende Mai nur noch 100 Mill. Euro Nettomittelzuflüsse hereinkamen gegenüber 600 Mill. Euro im Vorjahresabschnitt. „Unsere Planzahl für das Gesamtjahr 2023 lag eigentlich bei 800 Mill. Euro, wir liegen also in den ersten fünf Monaten deutlich unter unseren Erwartungen“, räumt Lochmüller ein. Immerhin hat die Gesellschaft seinen Angaben zufolge keinen institutionellen Kunden in Gänze verloren, wohl aber Teile ihrer Mandate.

Das Jahr 2022 hatte sich für Lupus alpha trotz Zinswende, Ukraine-Krieg, Energiekrise, Abstürzen bei Aktien und Anleihen sowie Inflation beim Neugeschäft dagegen noch gut entwickelt: 1,1 (i.V. 0,9) Mrd. Euro waren zusammengekommen. Dafür hatten die Wertverluste an den Kapitalmärkten auch die Assets under Management von Lupus alpha beeinträchtigt, die per Jahresende auf 13,5 Mrd. Euro von zuvor 14,9 Mrd. Euro schrumpften.

Parallel dazu hatte die Performance der angebotenen Produkte insbesondere bei Small & Mid Caps gelitten, als die Börsenindizes in diesem Segment bis zu 25% verloren. „So stark wie 2022 haben Small & Mid Caps im Vergleich zu den großen Standardwerten noch nie verloren in unserer mehr als 20-jährigen Geschichte“, sagt der 61-Jährige. „Dadurch haben die Bewertungsabschläge jetzt historisch niedrige Niveaus erreicht.“

Angesichts der Bewegung der Institutionellen hin zu Fixed Income bleibt dem Team von Lupus alpha nicht viel übrig, als Überzeugungsarbeit für ihre Angebotspalette zu machen. Vor allem eine Outperformance der Small & Mid Caps gegenüber den großen Aktientiteln hebt Lochmüller im Gespräch hervor. Seit der Jahrtausendwende betrage die annualisierte Rendite des MSCI Europe Small Cap 7,3%, während der MSCI Europe Large Cap nur 3,2% jährlich zugelegt habe, so Lochmüller. Und langfristig habe sich nach Krisen antizyklisches Investieren bislang immer ausgezahlt.

Werbetrommeln rühren

Auch wenn er gerade stark die Werbetrommel für die Nebenwerte rührt, sieht der fünffache Familienvater dies nicht im Widerspruch zum im vergangenen Jahr aufgesetzten Strategieplan 2025. Demnach sollten etwa die anderen drei Produktbereiche, die deutlich kleiner sind als das verwaltete Volumen bei Small & Mid Caps (zuletzt 6 Mrd. von 13,9 Mrd. Euro), stärker in der Außendarstellung betont werden. Im Gespräch ergänzt Lochmüller aber noch schnell, dass auch die Volatilitätsprodukte nun deutlich attraktiver seien, die durch den gestiegenen Zins nun 7% Rendite statt wie zuvor im Nullzinsumfeld 4 bis 5% böten.

Nachhaltige Risikoprämien sind der Maßstab für das Produktangebot von Lupus alpha. „Wir prüfen unter dieser Vorgabe auch immer wieder, ob wir neue Strategien mit neuen Teams in unsere Produktpalette aufnehmen wollen, sind bislang aber noch nicht fündig geworden“, antwortet Lochmüller auf die Frage, ob das Ende der Nullzinsphase, die Fondsgesellschaften Rekorde beschert hatte, nun Anlass sei, das Angebot zu ergänzen.

Start in Frankreich belastet

Das aktuelle Desinteresse der institutionellen Investoren an Spezialinvestments sorgte auch für einen schwierigen Start für das vor rund einem Jahr gestartete Geschäft in Frankreich. Das Pariser Büro habe zwar ein reges Interesse von Kunden erlebt und viele Meetings absolviert, aber nur vier Kunden bislang gewinnen können. Zum verwalteten Vermögen macht Lochmüller keine Angaben. Als Ziel hatte er vor dem Start in Frankreich 300 Mill. Euro nach drei Jahren genannt. Auch insgesamt ist Lupus alpha durch die Börsenturbulenzen zurückgeworfen worden beim Strategieplan 2025. Demnach soll das verwaltete Vermögen jährlich um 7% wachsen, um 2025 in Sichtweite von 20 Mrd. Euro zu kommen.

Die Fondsboutique Lupus alpha hat Federn lassen müssen. Die Zinswende bremst das Neugeschäft in diesem Jahr deutlich aus. Investoren insbesondere aus dem Bereich der Altersvorsorge schichten derzeit ihre Gelder in Anleihen um und lassen die Spezialprodukte der Frankfurter eher links liegen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.