Luxemburg setzt auf Sustainable Finance
kjo Luxemburg – Das erklärte Ziel des Finanzplatzes Luxemburg ist es, zu einem grünen und nachhaltigen Finanzstandort zu werden. Derzeit liegt das Großherzogtum im internationalen Ranking des sogenannten Global Green Finance Index, der die Intensität und das Ausmaß der am Platz vorgehaltenen grünen Finanzinfrastruktur misst, bereits auf Platz 4. Auf dem PwC Luxembourg Green Finance Day stellten Experten dar, welche Erfordernisse auf diesem Weg zu einem noch ausgeprägteren nachhaltigen Finanzstandort bestehen und welche Chancen sich für einen Finanzplatz in Sachen Sustainable Finance ergeben. Zeit zu handelnGuy Hoffmann, Chairman des Luxemburger Bankenverbandes ABBL (Association des Banques et Banquiers), rief alle Beteiligten des Finanzplatzes zu einem gemeinsamen Handeln auf und stellte zugleich klar, dass dieses Handeln umgehend zu erfolgen habe. Bei der ABBL sei diesbezüglich bereits eine entsprechende Working Group installiert. Nathalie Dogniez, Partner bei PwC Luxembourg, wies darauf hin, dass es im Rahmen des entsprechenden EU-Aktionsplanes darum gehe, Kapital künftig in Sustainable Investmens umzulenken, und es auch darauf ankomme, Sustainable Finance im gesamten Ausmaß im Risikomanagement zu integrieren und zu berücksichtigen. Zudem müsse in diesem Bereich eine sehr hohe Transparenz hergestellt werden und das Thema mit einer entsprechenden Langfristigkeit versehen werden.André Weidenhaupt, Generaldirektor im luxemburgischen Umweltministerium und dort zuständig für die Entwicklungen im Bereich von Klima und Nachhaltigkeit, machte auf die hohen Investitionserfordernisse in den kommenden Jahren hin zu mehr Nachhaltigkeit aufmerksam. Weidenhaupt zufolge sind sehr hohe Kapitalvolumina unabdingbar, um die Maßnahmen zu finanzieren, die die negativen Effekte der Klimaveränderung adressieren. Dieser Trend hin zu mehr grünen Finanzprodukten besteht auf den internationalen Finanzmärkten, und Jennifer de Nijs, Beraterin im Finanzministerium des Großherzogtums, sieht denn auch eine klare Fortsetzung dieser Finanzierungsstrategien. Nijs sieht Luxemburg als Hub für Sustainable Finance und wies auch auf die Sustainable Finance Roadmap des Landes hin.Frank Krings, CEO der Deutschen Bank in Luxemburg, und Michael Hauer, bei PwC zuständig für Sustainable Finance, präsentierten die Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten Umfrage unter den Akteuren des Luxemburger Finanzplatzes zu Sustainable Finance. Alle Befragten sehen in Sustainable Finance den entscheidenden Trend im Bankensektor, was unterstrich, welchen Stellenwert dieses Thema im Banking und damit auch an den Finanzmärkten in den kommenden Jahren haben wird. 72 % der Befragten haben bereits entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Fehlende Ressourcen und auch eine derzeit nicht vorhandene Expertise zu diesem Thema wurden als Hauptgründe von denjenigen angeführt, die bislang zu Sustainable Finance noch keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen haben. Klar nachfrageorientiertDie Studienergebnisse unterstrichen, dass Green und Sustainable Finance kein angebotsgetriebenes Thema aus den Reihen der Banken ist, sondern klar nachfrageorientiert ist. Denn 56 % sehen als Hauptgrund für ihre Aktivitäten in diesem Bereich eine zunehmende Nachfrage seitens der Kunden nach nachhaltigen Produkten bzw. Dienstleistungen. 51 % der Befragten wollen aber auch ihren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in Luxemburg beisteuern, und 31 % sehen in der EU-Regulierung zu Sustainable Finance einen Grund für ihr Engagement in diesem Bereich.Über 90 % der Befragten nehmen Sustainable Finance auch als einen Bereich wahr, in dem Ertrag erzielt werden kann. Die meisten Akteure rechnen denn auch mit einem Anstieg in entsprechenden Business-to-Customer-Produkten. Allerdings scheine bei Häusern auch noch eine hohe Unsicherheit über die künftigen konkreten Marktopportunitäten zu bestehen. Grüne Kredite, verantwortungsvolle Sparanlagen und nachhaltige Investment Services könnten nach Einschätzung der Befragten zu einem klaren Treiber für neue Produkte und auch die Geschäftsmodelle im Business-to-Customer-Markt werden.Gerade das Marktsegment für grüne Kredite (Green Loans) könnte in Zukunft erhebliches Momentum entfalten, so die Einschätzung der Akteure. 30 % der Befragten sehen, dass gerade diese Produkte künftig verstärkt angeboten werden. Bei anderen Produkten, die heute sehr stark angeboten werden, sehen sie dagegen eher Rückgänge. Das bezieht sich etwa auf verantwortungsvolle Investmentfonds oder nachhaltiges Investmentmanagement. Deutlich verstärkte Angebote sehen die Beteiligten auch bei verantwortungsvollen Sparformen. 14 % sehen hier künftig mehr Angebote.Die größten Erträge sind nach Ansicht der Experten denn auch in der Übergangsphase von der nicht-nachhaltigen oder nichtgrünen Kapitalmarkt- bzw. Bankenwelt hin zu einer grünen bzw. nachhaltigen Kapitalmarkt- und Bankenumgebung zu realisieren. Tjeerd Krumpelmann, Head of Business Advisory, Reporting & Engagement der ABN Amro Bank in den Niederlanden, machte darauf aufmerksam, dass der Markt für Assets, die nicht ESG-konform sind – also nicht nach den Kriterien Environment, Social und Governance ausgerichtet sind -, heute einen großen Markt für die Banken und Assetmanager darstellt. Künftig werde dies aber ein kleiner Markt sein. Umgekehrt verhalte es sich mit dem Markt für ESG-konforme Vermögenswerte. Das werde künftig ein großer Markt für die Player sein, heute sei dieses Segment aber ein vergleichsweise kleiner Markt. Schnelle IntegrationEinen Vorteil für das Agieren am Finanzplatz Luxemburg in Sachen Sustainable Finance sieht Krings in der Schnelligkeit, mit der neue Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse implementiert werden. “Luxemburg kann da den entscheidenden Unterschied machen”, sagte Krings. Luxemburg wurde in dieser Hinsicht als Akzelerator angesehen. Diese generelle Tendenz bestätigten auch die Umfrageergebnisse. 27 % der Befragten sehen sehr gute Chancen und 61 % gute Chancen für Luxemburg, zu einem führenden Sustainable-Finance-Standort zu werden. Krings wies auch darauf hin, dass eine entsprechende Ausbildung und Zertifizierung von Personen in puncto Green bzw. Sustainable Finance auch einen Vorteil für den Platz bieten könnte. Das helfe, entsprechende neue Talente anzulocken bzw. an den Platz zu bekommen.Der Markt der grünen Anleihen existiert nun seit dem Jahr 2007, als die Europäische Investitionsbank (EIB) ihren ersten Climate Awareness Bond auflegte. Für Martin Berg, Head of Environmental Funds & Climate Finance Policy Unit bei der EIB, kam ab 2013/14 Momentum in den Markt, als das Thema auch international mehr Fuß fasste. Berg sieht in Sustainable Finance aber alles andere als eine Blase. Das Gegenteil sei der Fall.