Machtkampf innerhalb von Crédit Mutuel

Regionalverbände der Genossenschaftsbank aus Westfrankreich fürchten um ihre Unabhängigkeit

Machtkampf innerhalb von Crédit Mutuel

wü Paris – Bei der Genossenschaftsbank Crédit Mutuel heizen die im Dezember in Frankreich anstehenden Regionalwahlen einen internen Machtkampf an. Die Regionalverbände aus dem Westen Frankreichs ringen seit langem mit denen aus Ostfrankreich darum, wer wie viel bei Crédit Mutuel zu sagen hat. Inzwischen jedoch wird der Crédit Mutuel Arkéa (CMA), der die Regionalverbände der Bretagne, des Südwestens und des Massif Central umfasst, dabei lautstark von bretonischen Politikern unterstützt. Hintergrund ist eine geplante Reform, bei der der CMA seine Unabhängigkeit verlieren könnte.Bereits jetzt hat der Osten mehr Gewicht innerhalb der Genossenschaftsbank, die von Michel Lucas von Straßburg aus gelenkt wird. So trugen die in CM11-CIC zusammengefassten Regionalverbände aus dem Osten im letzten Jahr 70 % zum Nettoergebnis der Bankengruppe in Höhe von 2,96 Mrd. Euro bei. CMA kam 2014 auf ein Nettoergebnis von 269 Mill. Euro. Die westfranzösischen Regionalverbände fürchten nun, dass sie von CM11 geschluckt werden könnten.Denn im Oktober hat der Dachverband der Bankengruppe, die Confédération nationale du Crédit Mutuel (CNCM), auf einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen, den Status zu wechseln. Sobald Finanzminister Michel Sapin grünes Licht gibt, soll Crédit Mutuel nicht länger ein eingetragener Verein, sondern ein kooperatives Unternehmen mit variablem Kapital sein. Das soll auch einem Wunsch der europäischen Bankenaufsicht entsprechen. CMA jedoch glaubt, dass die Reform weitergehen soll und auf eine Zentralisierung der Bankengruppe zu Lasten der Regionalverbände abzielt.In einem Brief an seine 9 000 Mitarbeiter warnte CMA-Chef Jean-Pierre Denis davor, dass die westlichen Regionalverbände als Folge davon künftig nicht mehr frei entscheiden könnten. Zudem drohe der Abbau von Arbeitsplätzen, da bestimmte Bereiche zentralisiert werden dürften. Nach dem aktuellen Statut könne der Dachverband den Regionalverbänden der Genossenschaftsbank keine Entscheidungen aufzwingen, erklärt ein Gewerkschaftsvertreter. Doch in einer Kooperative genüge dafür die Mehrheit der Stimmen. Diese habe CM11-CIC. Mutter der TargobankInzwischen mobilisieren sich auch die Kandidaten für die Regionalwahlen in der Bretagne, um zu verhindern, dass CMA die Unabhängigkeit verliert. So haben sich alle bretonischen Abgeordneten gegen die geplante Änderung der Gesellschaftsform von Crédit Mutuel ausgesprochen, und selbst Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian, der bei den Regionalwahlen in der Bretagne antritt, unterstützt CMA. Jean-Pierre Denis, Président von CMA, plädiert nun dafür, den Dachverband CNCM in zwei Gruppen aufzuspalten. Dadurch bekäme Crédit Mutuel, dem in Deutschland Targobank gehört, künftig eine Doppelspitze bestehend aus CM11-CIC und CMA. Diese Lösung wäre seinen Angaben zufolge auch mit den Regeln der europäischen Bankenunion vereinbar.Es ist nicht das erste Mal, dass der Zusammenschluss der Regionalverbände von Crédit Mutuel mit Sitz in Brest gegen die Dominanz von CM11-CIC angeht. Im vergangenen Jahr hatte sich CMA an die Wettbewerbsaufsicht und an die Staatsanwaltschaft gewandt, um Interessenkonflikte zwischen dem Dachverband und den ostfranzösischen Regionalverbänden von Crédit Mutuel anzuprangern.