Machtkampf um Wirecard geht in eine neue Runde
sck München – Wirecard hat zwar mit der verkündeten Neuordnung des Vorstands bei den Anlegern etwas an Vertrauen zurückgewonnen. Die Machtprobe zwischen der Verwaltung und kritischen institutionellen Investoren geht aber in eine neue Runde. Nach einem Kurssturz infolge der Rüge von KPMG in der Bilanzsonderprüfung gewann die Aktie des Fintech-Unternehmens zum Wochenauftakt in der Spitze 12 % an Wert. Das Papier ging mit einem Plus von 8,3 % auf 91,19 Euro aus dem Xetra-Handel. Der Titel führte den Dax an.Während die Anleger die Machteinschränkung des in die Kritik geratenen Vorstandschefs Markus Braun wohlwollend quittierten, positionieren sich Investmentbanken und Hedgefonds in der Auseinandersetzung um die Vormacht bei Wirecard neu. Kurz nach der Ad-hoc-Meldung über den Vorstandsumbau ließ Goldman Sachs mitteilen, inklusive Call-Optionen und sonstigen Finanzderivaten ihren Anteil am Unternehmen von 14,6 % auf 16 % erhöht zu haben. Der Block aus vier US-Kreditinstituten und der französischen Société Générale, die an Wirecard beteiligt sind, erhöhte sich damit auf 40 %. Ihnen wird nachgesagt, dass sie Braun unterstützen. Der CEO selbst hält über 7 %. Die gegen den Konzern wettenden Hedgefonds bauten ihre Netto-Leerverkaufspositionen auf 10,5 % des Grundkapitals von Wirecard aus. Der Hedgefonds TCI, der auf 1,5 % kommt, der Vermögensverwalter Deka Investment und die Kleinaktionärsallianz DSW verlangen eine Absetzung von Braun nach dem Debakel um die Untersuchungen von KPMG infolge von Vorwürfen der “Financial Times”.Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann will den CEO hingegen im Amt behalten. Aus Sicht von Rechtsanwälten besteht derzeit kein Grund, sich von Braun zu trennen. Trotz seiner bisherigen Verantwortung für den Bereich Investor Relations habe dieser sich aller Wahrscheinlichkeit nach persönlich nichts zuschulden kommen lassen, heißt es unter Juristen. Unterdessen endete ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf Marktmanipulation gegen einen Londoner Spekulanten, der gegen Wirecard setzte, mit einer Geldbuße. – Nebenstehender Kommentar Berichte Seite 3 Personen Seite 16