Mainzer Volksbank erreicht Allzeithoch
sto Frankfurt
Inmitten der immer lauter werdenden Warnungen der Aufsicht vor einem überhitzten Wohnimmobilienmarkt in Deutschland hat die Mainzer Volksbank für das zurückliegende Jahr ein Allzeithoch bei den privaten Baufinanzierungen verkündet. Sie stiegen um 200 Mill. Euro auf 2,3 Mrd. Euro. Zugleich ist die Risikolage in dem Institut entspannt, wie sich das an einem verbesserten Bewertungsergebnis von –3,7 Mill. Euro für 2020 auf –2,1 Mill. Euro für 2021 und damit im zweiten Pandemiejahr zeigte. Wie Vorstandsvorsitzender Uwe Abel am Freitag bei einem virtuellen Pressegespräch ausführte, gab es bei den Krediten einen hohen Anteil von Auflösungen der Risikovorsorge, aus Vorsorge war aber eine Zuführung zu den Pauschalwertberichtigungen für latente Risiken in Höhe von 7,2 Mill. Euro notwendig.
Auch das Verhältnis von Bewertungsergebnis zum Wachstum der Kredite bestätigt die stabile Lage. Die Darlehen legten binnen Jahresfrist um 8,5% auf 6,1 Mrd. Euro zu, während die Einlagen um 8,8% auf 6,6 Mrd. Euro wuchsen. Um die Kreditvergabefähigkeit auch im laufenden Jahr angesichts der guten Wachstumsaussichten zu erhalten, wurden und sollen gute Teile des Gewinns genutzt werden, um das Eigenkapital zu stärken. Wenn die Vertreterversammlung einer Stärkung der Rücklagen von 8,5 Mill. Euro zustimmt, wird die harte Kernkapitalquote von zuletzt 13,4% auf 14,3% steigen. Insgesamt soll das Eigenkapital um fast 40 Mill. Euro erhöht werden. Die Bank muss sich auf den ab 2023 geltenden antizyklischen Kapitalpuffer für Immobiliendarlehen sowie auf die Finalisierung von Basel III vorbereiten.
Operativ entwickelte sich die Mainzer Volksbank gut. Der Zinsüberschuss erhöhte sich von 104,1 auf 108,7 Mill. Euro, wobei 2,2 Mill. Euro der doppelten Dividende der DZ Bank zuzurechnen sind. Aber nach dem Rückgang 2020 im Zinsergebnis wurde damit auch ohne diesen Sondereffekt eine Stabilisierung dieser Kennziffer erreicht. Der Provisionsüberschuss, der um 5% auf 43,9 Mill. Euro zulegte, hatte die Folgen des AGB-Urteils des Bundesgerichtshofs zur Zustimmungspflicht bei Gebührenerhöhungen zu verkraften. Vor diesem Hintergrund ging es im Zahlungsverkehr von 20,8 auf 19,9 Mill. Euro zurück, da die Mainzer Volksbank Gebührenerhöhungen zunächst auf Eis legte und Forderungen nach Rückerstattungen erfüllte. Das Wertpapier- und Verbundgeschäft glichen diese Belastungen aber mehr als aus. Mittlerweile gebe es von den mehr als 200 000 Kunden in weit über 90 % der Fälle die individuelle Zustimmung zu Gebührenerhöhungen, berichtete Abel.
Der Verwaltungsaufwand blieb stabil bei 87,4 Mill. Euro trotz hoher Aufwendungen für Digitalisierung und IT. Das Betriebsergebnis nach Bewertung kletterte um ein Viertel auf 62,6 Mill. Euro.
Die Bank, die in diesem Jahr 160 Jahre alt wird, will den eigenen Betrieb bis 2035 klimaneutral aufstellen. Im Kreditgeschäft sieht man im Bereich der erneuerbaren Energien, der biologischen Landwirtschaft und beim Recycling strategische Wachstumschancen, während nachhaltige Geldanlagen zugleich bei Kunden immer stärker gefragt seien.
Mainzer Volksbank | ||
Kennzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 108,7 | 104,1 |
Provisionsüberschuss | 43,9 | 41,8 |
Verwaltungsaufwand | 87,4 | 87,3 |
Betriebserg. vor Bew. | 64,7 | 53,8 |
Ergebnis vor Steuern | 62,6 | 50,1 |
Jahresüberschuss | 10,3 | 10,3 |
Bilanzsumme | 8091 | 7402 |
Kredite | 6086 | 5608 |
Einlagen | 6553 | 6021 |
Aufwand-Ertrags-Relation (%) | 57,5 | 61,8 |
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