Management setzt Verkaufstour fort
Die Deutsche Bank will Basel III allein durch Kapitalmanagement meistern und entgegen anderslautenden Spekulationen auf eine Kapitalerhöhung verzichten. Ihre Verkäufe nichtstrategischer Assets setzt sie fort, wie Finanzvorstand Stefan Krause deutlich macht. Die geplante Veräußerung weiter Teile des Asset Managements ist allerdings noch lange nicht perfekt.Von Bernd Neubacher, FrankfurtUngeachtet eines unerwartet starken Gewinnrückgangs im Startquartal binnen Jahresfrist sowie eines verhaltenen Starts ins zweite Quartal hält die Deutsche Bank an ihrem Kurs fest, keine Kapitalmaßnahmen zu benötigen, um Basel III zu erfüllen. “Wir glauben nicht, dass wir irgendwelche Kapitalerhöhungen brauchen, um regulatorische Kapitalanforderungen zu erfüllen, so weit wir sie heute kennen”, erklärte Finanzvorstand Stefan Krause am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.Das “Wall Street Journal” hatte dieser Tage berichtet, das Institut plane im Sommer, wenn die Führung des Instituts von Josef Ackermann auf Anshu Jain und Jürgen Fitschen übergegangen ist, eine Aktienemission im Volumen von 3 Mrd. Euro, und hatte damit den Aktienkurs vorübergehend deutlich unter Druck gesetzt.Gemäß Basel 2.5 war die harte Kernkapitalquote des Hauses im Startquartal zweistellig (siehe Grafik). Mit den Verschärfungen nach Basel III aber wird sich dies ändern. Laut einer zur Monatsmitte publizierten Studie von J. P. Morgan kam das Haus, eine Veräußerung der zum Verkauf gestellten Asset-Management-Aktivitäten bereits berücksichtigt, per Ende 2012 zwar auf eine harte Basel-III-Quote von 7,4 % – ab 2019 sind 7 % gefordert. Im Vergleich der Großbanken lag sie damit allerdings im hinteren Mittelfeld, nur Bank of America und Credit Suisse kamen klammer daher.Die Deutsche Bank attestiert sich in einer Simulation per Anfang 2013 eine Basel-III-Quote von 7,2 %, wohlgemerkt ohne Verkauf des Asset Managements und ohne die bis dahin erfolgte Actavis-Übernahme durch Watson. Die Beendigung des Engagements beim schweizerischen Generikahersteller wird die harte Kernkapitalquote 2012 um sechs Basispunkte erhöhen (siehe Bericht auf dieser Seite).Über eine Veräußerung im Asset Management spricht die Bank seit Ende Februar exklusiv mit Guggenheim Partners, ein Vollzug aber ist noch nicht in Sicht. Die Gespräche schritten gut voran, es handele sich aber um eine recht komplexe Transaktion, sagte Krause. Noch stünden bedeutende Beschlüsse aus, und wesentliche Punkte seien nicht ausgehandelt. So müsse die Deutsche Bank noch darüber entscheiden, welche Komponenten des Geschäftsbereichs zu welchen Bedingungen veräußert werden. Folglich hat sie auch noch nicht die bilanzielle Behandlung der nach wie im operativen Geschäft geführten Aktiva geändert, wie er deutlich machte.Auch nach einer Einigung mit Guggenheim will sich die Bank von Aktiva trennen. Es gebe noch weitere, nichtstrategische Aktiva, an deren Veräußerungen man arbeite, erklärte Krause, ohne jedoch konkreter zu werden. Solche Veräußerungen setzten nicht nur Kapital frei, sondern hülfen der Bank auch, sich aus unerwünschten Aktivitäten zurückzuziehen. Neben der Thesaurierung von Gewinnen böten Änderungen von Ausschüttungen oder der Vergütungen weitere effiziente Möglichkeiten, die Kapitaldecke zu stärken.Im Lichte erhöhter aufsichtsrechtlicher Anforderungen hat das Haus unterdessen seine Eigenkapitalallokation umgestellt. Sie basiert nun auf einer harten Kernkapitalquote von 9 % – wie sie die EU-Aufsicht per Ende Juni fordert – und nicht mehr wie zuvor auf einer Tier-1-Quote von 10 %. Im Zuge dessen hat die Bank zu Lasten des nichtoperativen Bereichs Konsolidierungen und Bereinigungen ihren operativen Sparten 8,3 Mrd. Euro zusätzlich zugeteilt. Davon entfallen 4,6 Mrd. allein auf die Investment-Banking-Sparte Corporate Banking & Securities.Ihren ökonomischen Kapitalbedarf per Ende März beziffert das Institut auf knapp 26 Mrd. Euro, das sind rund 400 Mill. weniger als zum Jahreswechsel. Nach IFRS hat die Bank ihren Verschuldungshebel im Startquartal von 40 auf 38 verringert.Die Hälfte der 2012 notwendigen Refinanzierung habe die Bank bereits bewältigt, berichtete Krause. Der Rest entfalle auf gedeckte Schuldverschreibungen sowie auf Privatplatzierungen.Nachdem Vorstandschef Josef Ackermann die Anleger mit der im Zwischenbericht enthaltenen Aussage verschreckt hatte, die Risikoneigung der Anleger sei im April “merklich” gesunken, relativierte Krause die Aussagekraft des ablaufenden Monats. Wegen der Osterferien sei es schwierig zu sagen, inwieweit sich die Aktivitäten im Jahresverlauf normalisierten, sagte er. Zu Beginn des zweiten Quartals habe man niedrigere Aktivitätsniveaus gesehen, wenn auch nicht bedeutend niedriger, räumte er ein. Das Umfeld zeuge von höherer Verunsicherung. Die Bank rechne weiter mit “recht schwierigen Märkten”. Er sei aber zuversichtlich, dass sich Retail und lnvestment Banking auf lange Sicht gut entwickelten und Marktanteile gewinnen würden.