Manager übernehmen Prime Capital

Gründer Wolfgang Stolz gibt Mehrheit an Führungskräfte ab - "Sehr zufrieden mit dem Verlauf des Jahres"

Manager übernehmen Prime Capital

Von Bernd Neubacher, FrankfurtViele unabhängige Assetmanager, deren Gründer vor dem Ausscheiden stehen, sehen sich mit der Frage der Nachfolge konfrontiert. Der 18 Mrd. Euro schwere alternative Vermögensverwalter Prime Capital wird am heutigen Donnerstag über seine Antwort informieren: Aufsichtsratschef Wolfgang Stolz, der die auf Anlagen in Hedgefonds, Infrastruktur, erneuerbare Energien und Private Debt spezialisierte Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt 2006 gründete, überträgt 70 % der Anteile an zehn leitende Angestellte. Sie bilden etwa ein Zehntel der Belegschaft. Details MangelwareWas die finanziellen Details der Transaktion angeht, hüllen sich die Beteiligten in Schweigen. Die in der Branche üblichen Ergebnis-Multiples lassen auf eine Transaktion im hohen einstelligen bzw. durchaus knapp zweistelligen Millionenvolumen schließen. Für 2019 weist die Aktiengesellschaft bei auf rund 25 Mill. Euro deutlich gesteigerten Erträgen einen Überschuss von knapp 600 000 Euro auf nach 1,3 Mill. Euro 2018.”Wir haben einen sehr guten Weg gefunden, der die Interessen von Alteigentümern, der maßgeblichen Mitarbeiter und vermutlich auch der Kunden in Einklang bringt”, erklärt Prime-Capital-Chef Andreas Kalusche der Börsen-Zeitung. Kunden hätten im Vorhinein signalisiert, dass sie Wert auf einen Assetmanager legen, dessen Anteile sich in den Händen der operativ Verantwortlichen befinden, ergänzt Christian Banzer, Mitglied des Executive Board und dort für die Organisation des Übergangs zuständig.”Im Vordergrund steht ganz klar das Kollektiv und der Gedanke, die Firma gemeinschaftlich auf ihrem Weg weiter zu begleiten”, sagt Finanzvorstand Marco Gerlach. In den zurückliegenden Jahren wechselte der Wettbewerber KGAL in den Besitz zweier französischer Beteiligungsgesellschaften, und die japanische Investmentgesellschaft Daiwa Energy & Infrastructure erwarb 40 % an der auf Sachwertanlagen spezialisierten Aquila Capital Holding.In zwölf Monaten der Vorbereitung auf den Übergang hat Prime Capital eine GmbH namens Prime Partners eingerichtet, an welche Gründer Stolz die Anteile übertragen hat – 30 % wird er weiterhin halten. Die zehn Führungskräfte des Vermögensverwalters haben die Anteile an der GmbH je rund zur Hälfte mit Fremd- und Eigenkapital finanziert. Banzer: “Dies ermöglicht es den Partnern, nicht übermäßig persönliche Verpflichtungen eingehen zu müssen, und ist an bewährte Modelle angelehnt.” Die an Stolz fließenden Zahlungen werden im Zuge eines sogenannten Earn-out-Modells über mehrere Jahre gestreckt. Mitarbeiter werden gebundenZweck der Umstrukturierung ist, neben der Sicherung der Unabhängigkeit von Prime Capital, die langfristige Bindung von Mitarbeitern: Man habe ein Beteiligungsmodell geschaffen, das allen Mitarbeitern auch künftiger Generationen die Perspektive biete, bei entsprechender Leistung in den Kreis der Eigentümer einzutreten. Über deren Aufnahme sollen die Gesellschafter der GmbH auf Vorschlag des operativen Managements entscheiden. Wer den Beitrag wichtiger Mitarbeiter schätze und diese binden wolle, werde als Eigentümer kein Problem damit haben, sich verwässern zu lassen, wird argumentiert. Akquisition nicht geplantGrundsätzlich hat Prime Capital nun ein Beteiligungsvehikel kreiert, mit dem sich nicht nur interne wie externe Kräfte, sondern auch ganze Gesellschaften akquirieren lassen. Fürs Erste ist indes weder eine Übernahme geplant noch die Aufnahme ganzer Teams, wie Kalusche sagt.Im operativen Geschäft setze sich der positive Trend vom Sommer fort, berichtet er. In den von Prime Capital bearbeiteten Assetklassen ist bei Institutionellen demnach keine Zurückhaltung festzustellen. “Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf des Jahres”, sagt er.