M&A-Geschäft wächst trotz Coronakrise
Im wieder wachsenden M&A-Geschäft hat Goldman Sachs den Spitzenplatz unter den beratenden Investmentbanken in Deutschland behauptet. Bei Aktienemissionen, die trotz der Schwäche im IPO-Markt durch Kapitalerhöhungen kräftig zugelegt haben, steht Morgan Stanley oben auf der Rangliste.cru Frankfurt – Das Geschäft der Investmentbanken mit Fusionen und Übernahmen brummt. Trotz der Coronakrise hat der Wert der angekündigten M&A-Transaktionen mit deutscher Beteiligung zum Ende des Jahres 2020 knapp 180 Mrd. Dollar erreicht und damit 18 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Allerdings sank die Anzahl der Transaktionen um ebenfalls 18 % von 2 581 auf 2 116. Das geht aus den Daten des Analysehauses Refinitiv hervor. Das Volumen der Deals mit einem deutschen Zielunternehmen stieg demnach um 35 % auf einen Wert von 103 Mrd. Dollar und ist damit der fünfthöchste Wert seit dem Jahr 2000. Der größte Deal des Jahres war der Kauf der Aufzugssparte von Thyssenkrupp durch ein Private-Equity-Konsortium um den Finanzinvestor Advent für 18,7 Mrd. Dollar.M&A-Deals, bei denen ein ausländisches Unternehmen mit einem deutschen fusioniert, belaufen sich 2020 auf 67 Mrd. Dollar, ein Anstieg von 13 %. M&A-Aktivitäten, bei denen ein deutsches Unternehmen ein ausländisches erwirbt, kamen auf 62 Mrd. Dollar – der niedrigste Stand seit 2017. Angekündigte mittelgroße M&A-Transaktionen mit deutscher Beteiligung belaufen sich auf 33 Mrd. Dollar, rund 23 % weniger als 2019. Firmen zu Fusionen bereitAls Berater für 30 Transaktionen im Gesamtwert von 92 Mrd. Dollar liegt Goldman Sachs im Jahr 2020 auf dem ersten Platz im Financial Advisor Ranking für Deals mit deutscher Beteiligung. J.P. Morgan und Rothschild & Co folgen auf den Plätzen 2 und 3.Der Konkurrent Morgan Stanley erwartet, dass die M&A-Aktivität auch 2021 hoch bleiben wird: “Deutsche Unternehmen sind vergleichsweise gut durch die Krise gekommen”, sagt Jens Maurer, Co-Head Investment Banking. “Daher ist davon auszugehen, dass sie auch schneller wieder zur strategischen Agenda übergehen und Akquisitionen in Angriff nehmen.” Die Kapitalmärkte wirkten dabei unterstützend. Die Konditionen für Fremd- wie Eigenkapital seien attraktiv.Für Unternehmen, deren Verschuldung aufgrund der Krise gestiegen ist, werden Verkäufe von Unternehmensbereichen Teil der Bilanzreparatur sein. “Viele Unternehmen konzentrieren sich zunehmend auf ihr Kerngeschäft und stoßen sogenannte Non-Core Assets ab, auch um Aktivisten zuvorzukommen. Dies wird sich als Katalysator für Deals erweisen”, sagt Tobias Larisch von der Kanzlei Latham & Watkins.Das Equity-Capital-Markets-Volumen, das Börsengänge, Kapitalerhöhungen und Wandelanleihen umfasst, erreicht in Deutschland im bisherigen Jahresverlauf fast 31 Mrd. Dollar, ein Anstieg von 121 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Davon entfielen zwei Drittel auf Folgeplatzierungen, die in diesem Jahr auf 21 Mrd. Dollar kamen und damit den höchsten Wert seit 2017 erreichten. Die lediglich sieben Börsengänge dagegen kamen in Summe auf wenig mehr als 1 Mrd. Dollar. Frisches Kapital für RetailDie Retail-Branche sammelte insgesamt 7 Mrd. Dollar mit Aktienemissionen ein und belegte damit den Spitzenplatz im Branchenvergleich. Dazu trugen zwei Folgeplatzierungen von Delivery Hero und eine Wandelanleihe von Zalando bei. Morgan Stanley liegt mit einem Marktanteil von 17 % und einem Erlös von 5,2 Mrd. Dollar an der Spitze des deutschen ECM-Rankings, gefolgt von Bank of America und J.P. Morgan.Das Volumen der Anleiheemissionen (Debt Capital Market, DCM) in Deutschland erreichte 2020 rund 452 Mrd. Dollar und stieg damit um 10 % auf den höchsten Stand seit 2007. Die größte Anleiheemission in Deutschland kam im dritten Quartal von der Bundesrepublik Deutschland im Wert von insgesamt 8 Mrd. Dollar. 55 % aller in diesem Zeitraum erzielten Erlöse stammen dabei aus Staats- und Regierungsemissionen und 25 % von Anleihen aus dem Finanzsektor. Unicredit liegt mit einem Marktanteil von 9 % an der Spitze des Rankings der DCM-Underwriter, gefolgt von der Deutschen Bank.