wf – Eine Begegnung mit Zigarre und Schoppen in einer kleinen Weinbar in Berlin-Mitte kann im Leben neue Akzente setzen. Prof. Dr. Manfred Weber kam mit einer Leica M um den Hals, traf dort auf den früheren Medienmanager Wolf Hoffmann und den Kunstexperten Marc Ottmar. Am Rosenthaler Platz – unweit seiner früheren beruflichen Wirkungsstätte, des Bankenverbands – fotografiert Weber die Paradiesvögel der Stadt: Hipster, Instagram-Stars und Fetisch-Fans. Die Ornithologie – mit allem Respekt vor diesem Feld – fasziniert ihn seit vielen Jahren.Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Bankenverband vor zehn Jahren hat es Weber in Berlin gehalten. 1992 war der an der Goethe-Universität in Frankfurt promovierte Volkswirt zum Verband gewechselt und stand von 1997 an bis Ende 2010 als Hauptgeschäftsführer an der Spitze der Lobbyvereinigung des privaten Kreditgewerbes – zunächst in Köln, später in der Hauptstadt. Zugleich wirkte Weber qua Amt als Mitglied im Verbandsvorstand. Ordnungspolitik im BlickErste berufliche Sporen verdiente sich Weber bei der Deutschen Bundesbank, zunächst in der Hauptabteilung Volkswirtschaft, von 1986 bis 1990 als Büroleiter des damaligen Bundesbankvizepräsidenten Helmut Schlesinger. Bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ gab er danach ein zweijähriges Intermezzo in Basel, bevor er beim Bankenverband antrat. Geldpolitik und Ordnungspolitik blieben auch später Felder, in denen Weber brillierte. Es gab keine Pressekonferenz des Verbandes, in der neben den bankpolitischen Punkten nicht auch die grundsätzlichen Fragen eine wichtige Rolle spielten. In seiner klaren Haltung ließ Weber sich nicht beirren. Die Universität Potsdam ehrte ihn 2004 mit einer Honorarprofessur, einige Jahre nachdem er dort als Lehrbeauftragter für Finanz- und Steuerpolitik sowie Währungs-, Geld- und Bankenpolitik unterrichtet hatte.Die Fotografie betreibt Weber offensichtlich so akribisch und mit scharfem Blick, wie er es auch in der Berufszeit tat. Als im Herbst 2019 die Welt noch virusfrei und in Ordnung schien, als Menschen sich noch beschwingt versammeln konnten, zeigte die SevenStar Gallery in Berlin Webers Straßenstudien zusammen mit fotografischen Werken von Wolf Hoffmann unter dem Titel “Mein Kiez – Meine Welt”. Am Freitag, dem 18. Dezember, vollendet Weber sein 70. Lebensjahr.