Allianz Lebensversicherung

Marktführer stabilisiert Gesamt­verzinsung

Der Marktführer der Lebensversicherung in Deutschland setzt ein Zeichen: Die Kunden erhalten im Jahr 2022 die gleiche Gesamtverzinsung wie in der laufenden Periode

Marktführer stabilisiert Gesamt­verzinsung

mic München

Die Allianz Lebensversicherung stabilisiert die Verzinsung für ihre Kunden in Deutschland. „Das Null- und Negativzinsumfeld wird bleiben, daher ist die Stabilität eine starke Botschaft“, sagte Volker Priebe, der im Allianz-Leben-Vorstand für Privatkunden und Produkte zuständig ist, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Allianz könne dies darstellen, denn sie habe ihre Kapitalanlage in Richtung nicht börsennotierter, alternativer Assetklassen weiterentwickelt: „Diese 100 Mrd. Euro sind ein stabiler Renditebeitrag, daher fühlen wir uns mit dem Zinsversprechen sehr wohl.“

Die Gesamtverzinsung für die Lebensversicherung „Perspektive“ verharrt im nächsten Jahr bei 3,2 %. Darin ist eine laufende Verzinsung von 2,4 % enthalten (siehe Grafik). Den Kunden der klassischen Lebensversicherung wird ebenfalls unverändert 2,9 % bei einer laufenden Verzinsung von 2,3 % versprochen.

Bei einem Drittel der Kunden

Wenn der Vertrag der Allianz-Kunden allerdings mit einem höheren Garantiezins ausgestattet ist, erhalten sie diesen Satz. Dies sei für etwa ein Drittel der Kunden der Fall, sagte Priebe. Der durchschnittliche Garantiezinssatz inklusive Zinszusatzreserve habe Ende vergangenen Jahres 1,4 % betragen: „Schon bis Ende 2024 wird dieser Satz nach unseren Projektionen auf 0,9 % sinken.“ Die frühen strategischen Entscheidungen im Neugeschäft wirkten sich positiv aus.

Der gewichtige Anteil von Beständen mit hohen Garantien gilt bei der Allianz zunehmend als Belastung. Zumindest hat der Versicherer außerhalb der EU jüngst Policen mit Milliarden-Verpflichtungen per Rückversicherung weitergereicht, um seinen Kapitaleinsatz für derartige Bestände zu reduzieren. In der vergangenen Woche wurde eine entsprechende Partnerschaft in den USA mit dortigen Investmentfirmen abgeschlossen.

Deckungsrückstellungen

Die höchsten Deckungsrückstellungen hat die Allianz allerdings weiterhin in Deutschland. Sie betragen 218 Mrd. Euro (Stand Ende 2020). Allianz-Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte hatte jüngst auf einer Konferenz der Ratingagentur Standard & Poor’s erklärt, die Branche müsse so schnell wie möglich aus derartigen Produkten herauskommen. Priebe betonte: „Eine Partnerschaft wie in den USA ist in Deutschland nicht geplant.“ Rückversicherungen be­sonders im biometrischen Bereich seien jedoch ein gängiges Instrument.

Währenddessen reißt der Kundenzustrom zu Allianz Leben nicht ab. Seit Ende September 2020 stieg die Kundenzahl von mehr als 10,3 Millionen auf 10,7 Millionen. Einen Schlussverkaufseffekt wegen des sinkenden Höchstrechnungszinssatzes Anfang 2022 habe die Allianz nicht registriert, sagte Priebe. Die Finanzaufsicht BaFin hat seit geraumer Zeit ein Auge darauf, wie die Branche mit dem sinkenden Höchstrechnungszinssatz umgeht.

Der überwiegende Teil der Kunden greife im Neugeschäft zu kapitalmarktnahen Konzepten für seine private Vorsorge, sagte Priebe: „Bei Kunden im Privatgeschäft beträgt das durchschnittliche Garantieniveau 75 %.“ Die Allianz garantiert seit Jahresbeginn für das Ende der Ansparphase nicht mehr 100 % der eingezahlten Beiträge, sondern lässt die Kunden zwischen 60 %, 80 % und 90 % wählen. Dass mehr als die Hälfte der Kunden bei chancenorientierten Anlagen ein Garantieniveau von 80 % oder weniger wählen, liege an dem Erfolg weiterer Produkte völlig ohne Garantien, sagte Priebe. So sei die „Private Finance Police“ – die eine Partizipation in alternativen Allianz-Kapitalanlagen ermöglicht – gefragt. Mehr als 10000 Kunden hätten sie abgeschlossen. Deren Investitionsvolumen betrage 1 Mrd. Euro in Summe, ein Einstieg sei ab 10000 Euro möglich.

Mehr alternative Anlagen

Priebe bestätigte, dass die Allianz auch in der deutschen Lebensversicherung ihr Engagement in alternativen Anlagen weiter erhöhen will. In einem ersten Schritt sollten 110 Mrd. Euro erreicht werden. Auf dem Kapitalmarkttag hat der Konzern erklärt, die gruppenweit investierte Summe von 212 Mrd. Euro (Ende September) um 12% pro Jahr erhöhen zu wollen.

Allianz-Vorstand Andreas Wimmer hatte vor den Investoren zudem angekündigt, dass der höhere Anteil alternativer Anlagen die Investmentrendite um 0,4 Punkte erhöhen werde. Die Neugeschäftsmarge auf die abgeschlossenen Kundenpolicen soll im Jahr 2024 auf mehr als 3,5% steigen. Zuletzt wurden mehr als 3% anvisiert. Unter dem Strich will die deutsche Allianz Lebensversicherung so die Eigenkapitalrendite von 13% (erwartet für das Jahr 2021) auf 14% erhöhen.  Die Dividendenzahlung, die die Mutter Allianz SE erhält, wird der Planung zufolge von 651 Mill. Euro im vergangenen Jahr auf rund 800 Mill. Euro im Jahr 2024 steigen. Dies entspricht einem jährlichen Plus von rund 5%.

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