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Masayoshi Son und die Alibaba-Milliarden

Von Martin Fritz, Tokio Börsen-Zeitung, 23.9.2014 Masayoshi Son (57) scheint ein moderner Alchemist zu sein: Eine Investition von 20 Mill. Dollar seines Unternehmens Softbank vor 14 Jahren in das chinesische Start-up Alibaba hat sich Ende...

Masayoshi Son und die Alibaba-Milliarden

Von Martin Fritz, TokioMasayoshi Son (57) scheint ein moderner Alchemist zu sein: Eine Investition von 20 Mill. Dollar seines Unternehmens Softbank vor 14 Jahren in das chinesische Start-up Alibaba hat sich Ende vergangener Woche in ein Aktienvermögen von 74 Mrd. Dollar verwandelt. Softbank, zu 19 % im Besitz von Son, will im ersten Geschäftshalbjahr (30. September) daher einen Gewinn von rund 500 Mrd. Yen (3,58 Mrd. Euro) als Folge der Neubewertung der Alibaba-Anteile verbuchen. Son hat nämlich kein einziges Papier verkauft, da er die Zukunft im mobilen Internet sehe. Die Wertsteigerung bei Alibaba um den Faktor 3 700 übertrifft Sons bisher bestes Investment bei weitem: Zwischen 1995 und 1998 hatte er 375 Mill. Dollar in das Internetportal Yahoo investiert. Beim Börsengang konnte er den Wert seiner Anteile um das 50-Fache steigern.Seit der Internetblase gilt der eingebürgerte Japaner mit koreanischen Wurzeln als “Japans Bill Gates”. Der Beiname führt aber in die Irre: Son ist Ökonom und verfügt nur über technologisches Grundwissen. Seinen Erfolg verdankt der charismatische Unternehmer vor allem seinem untrüglichen Geschäftssinn: Die zwei größten Aktionäre von Alibaba – weit vor Gründer Jack Ma – sind Yahoo und Softbank. Dieses Unternehmen wurde durch den Kauf von Vodafone Japan 2006 zum drittgrößten Mobilfunker Japans, der wiederum vor einem Jahr den US-Provider Sprint kaufte. Zugleich ist Softbank ein Beteiligungsfonds mit über 1300 Investitionen in Start-ups und andere Firmen. Mit einem Aktienvermögen von 16,5 Mrd. Dollar ist Softbank-Gründer Son laut dem Milliardärs-Ranking von Bloomberg hinter Tadashi Yanai von Fast Retailing (Marke: Uniqlo) mit 17,1 Mrd. Dollar der zweitreichste Japaner. Zweitreichster JapanerIm Oktober werden sich Son, Ma und Yahoo-Gründer Jerry Yang im Verwaltungsrat von Alibaba wiedersehen: Ma als Chairman, Son als Vertreter von Softbank und Yang, der Yahoo 2012 verlassen hat, als unabhängiger Direktor. Die drei sollen sich gut verstehen. Son und Yang haben beide eine japanische Frau. Doch es gibt Spekulationen, dass Chinas Regierung den japanischen Einfluss auf das größte Shoppingportal des Riesenreichs verringern möchte. Denkbar wäre daher eine Übernahme von Yahoo durch Alibaba und ein Aktientausch zwischen Alibaba, Yahoo und Yahoo Japan. Genauso gut könnte Yahoo aber von Softbank übernommen werden. So käme Son möglicherweise günstig an Yahoos Anteil von 35,5 % an Yahoo Japan. Softbank wiederum ist mit 36,4 % der größte Aktionär von Yahoo Japan. Auch heißt es, Son könnte seine Alibaba-Milliarden nutzen, um Softbank im Mobilfunk zu stärken, etwa durch eine Übernahme in Europa. Selbst der Kauf der britischen Vodafone ist dem Tausendsassa aus Japan zuletzt unterstellt worden. Klein, schlau und verrücktSon gilt als ein Mann, der auf Basis von persönlichen Beziehungen und aus dem Bauch heraus entscheidet. Ma und Masa, wie Son von Freunden genannt wird, seien beide klein, schlau und verrückt und hätten daher einen guten Draht zueinander, sagen Insider. Im Jahr 2000 hörte Ma, dass Son sich in China nach Investitionen umsah, und bat ihn per Mail um ein kurzes Treffen. Nach fünf Minuten verlängerte Son das Treffen und sicherte sich dann für 2 Mrd. Yen über ein Drittel an Alibaba.