Mediobanca schreibt rote Zahlen
tkb Mailand – Italiens größte Investmentbank, die Mailänder Mediobanca, hat in dem am 30. Juni 2013 abgeschlossenen Geschäftsjahr 2012/13 einen Verlust von 179,8 Mill. Euro geschrieben. Analysten und die Bank selbst erwarteten für das Geschäftsjahr ein Minus von 200 Mill. Euro. Ausschlaggebend für den Verlust waren Wertberichtigungen von 404 Mill. Euro. Allein das Engagement an der Telecom-Italia-Beteiligungsholding Telco wurde mit 320 Mill. Euro, die Beteiligung am Zeitungsverlag RCS-Corriere della Sera mit 38 Mill. Euro abgeschrieben. Mit einer harten Kernkapitalquote von 11,7 % liegt Mediobanca im nationalen Vergleich im Spitzenfeld.Mediobanca-Chef Alberto Nagel bestätigte am Dienstag in einer Telefonkonferenz, dass sämtliche Beteiligungen zum Verkauf stehen und sich die Bank künftig auf ihr Kerngeschäft Investment, Corporate und Retail Banking sowie auf das Verbraucherkreditgeschäft konzentrieren wolle. Mediobanca hatte im vorangegangenen Geschäftsjahr 2011/12 trotz hoher Wertberichtigungen (570 Mill. Euro) noch einen Gewinn von 80,9 Mill. Euro geschrieben. Die Bank wird entsprechend den Empfehlungen der Banca d’Italia für das vergangene Geschäftsjahr keine Dividende ausschütten.Änderungen stehen nicht nur im Beteiligungsportefeuille, sondern auch im Aktionärspakt bevor, der 42 % des Mediobanca-Kapitals kontrolliert. Der Aktionärspakt läuft Ende des Jahres ab. Bislang ist nur sicher, dass die zur Fusion stehende Versicherungsgruppe Unipol-Fondiaria Sai mit 3,8 % Anteilen aussteigen will. Die Wettbewerbsbehörde hat dies zur Auflage für die Fusion gemacht. Noch haben sich keine Investoren gefunden, welche die Fondiaria-Anteile übernehmen wollen. Angeblich will auch Generali ihre 2-%-Beteiligung an Mediobanca abgeben. Größter Aktionär bei der Mailänder Investmentbank ist Unicredit mit 8,6 % Anteilen. Allerdings hat sich die Beteiligung bei Mediobanca für die HypoVereinsbank-Mutter zum Bumerang entwickelt. Seit 2008 nahm Unicredit Wertberichtigungen von 520 Mill. Euro auf Mediobanca vor. Die Dividendenerlöse machten gleichzeitig 29 Mill. Euro aus.Mediobanca hat im vergangenen Jahr infolge sinkender Zins-, Handels- und Provisionserlöse den Ertrag um 12 % auf 1,6 Mrd. Euro verringert. Positiv ist der kontinuierliche Kostenabbau zu bewerten: Der Verwaltungsaufwand sank 2012/13 um 4 % gegenüber dem Vorjahr. Während sich die Wertberichtigungen gegenüber dem Vorjahr von 570 auf 404 Mill. Euro verringerten, haben sich die Rückstellungen um 8 % auf 507 Mill. Euro erhöht. Die Deckungsquote bei Problemkrediten erhöhte sich von 61 auf 66 %. Der Retail-Zweig Che Banca hat den Verlust innerhalb eines Jahres von 42,6 auf 27,8 Mill. Euro reduziert und gleichzeitig die Einlagen um 6 % auf 12,6 Mrd. Euro erhöht. Die Ausleihungen sanken um 1,4 % auf 4,1 Mrd. Euro. Innerhalb eines Jahres nahm die Kundenzahl im Retail Banking um 20 000 auf 520 000 zu.Das Verbraucherkreditgeschäft entwickelte sich in Italien zum vierten Mal in Folge negativ. Trotzdem konnte die Mediobanca-Tochter Compass ihren Marktanteil von 10 auf 11 % und die Ausleihungen um 3 % auf 9 Mrd. Euro erhöhen. Die Problemkredite machen nur 3,7 % der Ausleihungen im Verbraucherkreditgeschäft aus. Der Deckungsgrad durch Rückstellungen wird mit 56 % angegeben. Infolge erhöhter Steuern hat sich der Nettogewinn von Compass im Jahresvergleich von 97 auf 71 Mill. Euro verringert.—– Wertberichtigt Seite 8