Mehr als nur ökologische Kriterien

Im Fußabdruck zeigen sich die versteckten Risiken

Mehr als nur ökologische Kriterien

Christian RothBereichsleiter Institutionelle Kunden bei Donner & ReuschelDie Idee des Fußabdrucks, den Produkte und Dienstleistungen bei ihrer Erstellung hinterlassen, beschränkt sich überwiegend auf den CO2-Ausstoß oder andere ökologische Kriterien. Das ist zu kurz gesprungen. Weiter gedacht kann ihr Fußabdruck ein umfassendes Bild der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen zeichnen – inklusive versteckter Risiken für Investoren.Dabei stellen versteckte Risiken ein für Investoren unkalkulierbares Risiko dar, sofern sie nicht erkannt werden und nicht in die Bewertung von Unternehmen mit einfließen. Ein Großteil der in heutigen Börsenindizes enthaltenen Unternehmen bewegt sich jedoch in der heutigen Welt, als gäbe es kein Morgen. Die Bewertungen dieser Firmen gehen davon aus, dass sich die in der Vergangenheit erzielten Gewinne auch in Zukunft auf dieselbe Weise erzielen und sogar noch steigern lassen. Ausgeblendet wird von der Mehrzahl der Analysten und Investoren dabei die Frage, ob das aktuelle Geschäftsmodell langfristig überhaupt für die Zukunft gewappnet ist. So ist bereits jetzt absehbar, dass die immer umfassenderen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels bei Unternehmen mit hohen Öl- und Kohlereserven in den Bilanzen zu substanziellen Abschreibungen führen werden. Diese Tatsache spiegelt sich in den heutigen Aktienkursen der betroffenen Unternehmen jedoch noch nicht ausreichend wider.Der “Globalance Footprint”, ein Bewertungsmodell, das die Globalance Bank entwickelt hat, macht solche versteckten Risiken sichtbar. Eine mit dieser Methode durchgeführte Analyse des S & P 500 Index führt zu dem Ergebnis, dass rund die Hälfte der im Index enthaltenen Unternehmen für Investoren unvertretbar hohe Risiken in Bezug auf wirtschaftliche, soziale und Umweltfaktoren aufweisen – die drei vom “Globalance Footprint” untersuchten Bereiche, in denen Unternehmen ihre Zukunftsfähigkeit zeigen können. So gibt es viele Branchen, deren auf die Gesellschaft externalisierte Kosten früher oder später zum ökonomischen Risiko für Investoren werden.Der von der Schweizer Globalance Bank entwickelte “Globalance Footprint” geht diesen zusätzlichen Schritt, indem er als wesentliche Ratingfaktoren die Aspekte Innovationskraft und Zukunftspotenzial miteinfließen lässt. Diese erlauben es zu beurteilen, inwieweit Unternehmen auf relevante globale Megatrends vorbereitet sind. Um Investoren die vorausschauende Perspektive des “Globalance Footprint” zugänglich zu machen, haben die Privatbank Donner & Reuschel und die Globalance Bank 2017 “Globalance Invest” in München gegründet. Mit “Globalance Invest” bieten die Kooperationspartner ihren Kunden den Zugang zu einer vorausschauenden Lösung im Bereich nachhaltigen Investierens und gründeten den weltweit ersten Vermögensverwalter, der sich auf zukunftsorientierte Anlagen spezialisiert hat.Die Bewertung mithilfe des “Globalance Footprint” erlaubt es, den Umgang von Unternehmen mit Kontroversen und noch unbekannten Wirkungen ihrer Produkte sehr genau zu analysieren. Erwartet wird ein ehrlicher, selbstkritischer Umgang mit möglichen Risiken. Fehlt dieser, besteht ein erhebliches finanzielles Risiko, das sich zum Beispiel in Widerständen seitens Konsumenten oder Behörden manifestieren kann. Unter dem Risikoaspekt nicht akzeptabel ist zum Beispiel ein Medizintechnikkonzern mit großen Problemen in der Produktqualität, die sich in einer hohen Rückrufquote äußern. Ebenso inakzeptabel ist ein Händler für Wohnbedarf, der keinerlei Anstalten erkennen lässt, seinen ökologischen Fußabdruck zu verbessern. Oder ein Hersteller von Tiefkühlkost, der den weltweiten Trend hin zu gesünderen Lebensmitteln komplett zu ignorieren scheint.Diese Beispiele zeigen: Der breite S & P 500 ist äußerst anfällig für Umwälzungen, die sich als Folge von Megatrends wie der globalen Ressourcenverknappung, dem Klimawandel oder der Energiewende ergeben. Weitere Megatrends, die es wert sind, in eine Bewertung der Zukunftsfähigkeit einzufließen, sind Digitalisierung und Urbanisierung, der demografische Wandel, zukunftsfähige Mobilität, Automatisierung und der Übergang zur Wissensgesellschaft. Was sie gemein haben, ist ihre globale Relevanz, ihrer Dringlichkeit und die Wechselwirkung untereinander. Wer heute erfolgreich Vermögen aufbauen und erhalten will, muss die relevanten weltweiten Mega­trends verstehen. Einen positiven Footprint weisen Unternehmen aus, die von Megatrends profitieren und nachweisbar positiv auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt wirken. Auf der Skala des Globalance Footprint erreichen sie mindestens 67 von 100 theoretisch möglichen Punkten. Werte um 50 zeigen einen ausgeglichenen Footprint an, während sich im Bereich ab etwa 43 Punkten abwärts Unternehmen mit nachteiligem Einfluss bewegen.Im S & P 500 Index schneiden die 100 Unternehmen mit den höchsten Bewertungen beim Globalance Footprint bei durchschnittlich 70 Punkten deutlich besser ab als der breite Index mit ausgeglichenen 52 Punkten. Weil mit diesem Rating nicht die relative, sondern die absolute Wirkung von Anlagen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt gemessen wird, ergeben sich im Auswahlindex auch andere Branchengewichte. So ist zum Beispiel der IT-Sektor deutlich stärker vertreten als der Energiesektor. Wie in klassischen ESG-Analysen sind alle gängigen Ausschlusskriterien in der Methodik des Globalance Footprint integriert. Dazu gehören Kriterien wie unethische Geschäftspraktiken, Kinderarbeit und Sklaverei, Rohstoffproduktion an ökologisch sensiblen Standorten, gentechnisch verändertes Saatgut, Kernenergie und Waffen sowie andere umstrittene Branchen. Diese wirken sich stark nachteilig auf den Footprint aus.Unternehmen mit positivem Einfluss werden von Globalance als “Zukunftbeweger” bezeichnet. Zukunftbeweger sind etablierte Konzerne, aber auch Pioniere, welche die Zukunft aktiv mitgestalten und fünf globale Megatrends adressieren: demografische Veränderung, Urbanisierung in den Emerging Markets, Klimawandel und Energiewende, Ressourcenknappheit und Kreislaufwirtschaft sowie Digitalisierung. Zum Beispiel ein japanischer Elektrokonzern, der als führender Entwickler und Hersteller von Transformatoren und Hochspannungsschaltanlagen Effizienz und Ressourcenverbrauch in der Energiewirtschaft steigert. Am anderen Ende des Spektrums steht beispielsweise das junge Unternehmen aus der IT-Welt mit innovativen Mobilitätslösungen für die Bewohner von Megacitys. Oder Unternehmen, die digitale High-School-Angebote entwickeln oder die der Landwirtschaft helfen, Energie, Wasser und Dünger zu sparen, oder die kleinen Betrieben den Zugang zum Finanzmarkt öffnen. Donner & Reuschel und die Globalance Bank sind überzeugt, dass sich Investitionen in Zukunftbeweger langfristig positiv auf den Vermögensaufbau auswirken. Der gemeinsam aufgelegte Zukunftbeweger-Fonds erwirtschaftet eine “doppelte Rendite”, da das Vermögen nicht nur sinnvoll strukturiert und zukunftsfähig investiert wird, sondern zudem Positives für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt leistet.Hinter der Idee des “Globalance Footprint” steckt die Überzeugung, dass die Wirkung des Gebrauchs eines Produkts für die Zukunft oft relevanter ist als der aktuelle Prozess seiner Herstellung. Der Blick herkömmlicher ESG-Analysen richtet sich im Wesentlichen auf diesen Prozess der Leistungserstellung – meist relativ zu den Wettbewerbern der eigenen Branche betrachtet. Genau genommen fließen in solche Bewertungen damit jedoch vor allem Daten aus der Vergangenheit ein. Um Zukunftsfähigkeit zu beurteilen, ist es jedoch wesentlich, nach vorn zu schauen, und nicht zurück. So entsteht ein umfassendes Lebenszyklus-Bild eines Produkts bis zu seiner Entsorgung oder Wiederverwertung. Dabei kommt dem absoluten Footprint ein höheres Gewicht zu, womit sich Verzerrungen von relativen Research-Daten korrigieren lassen. Trotz aktiver Titelauswahl ausschließlich von Anlagen mit positivem Footprint besteht ein ausreichend großes geografisches Diversifikationspotenzial. Zudem lassen sich mit der Methode des Globalance Footprint nicht nur Aktienportfolios zusammenstellen, sondern auch Unternehmensanleihen sowie Staatsanleihen selektieren. Dabei ist eine robuste traditionelle Finanzanalyse integraler Bestandteil der Einzeltitelauswahl. Doch der erweiterte Ansatz des Globalance Footprint führt darüber hinaus zu einem besseren Verständnis der Unternehmen und ihres künftigen Umfelds. Dabei müssen Investoren nicht auf Renditechancen verzichten: In der Vergangenheit erzielten Globalance-Footprint­Unternehmen nachweislich eine deutliche Mehrrendite gegenüber dem breiten Aktienmarkt. Institutionelle Investoren, die ihre Portfolios mit dem Globalance Footprint durchleuchten lassen, sehen anhand einer Matrix, wie zukunftsfähig ihr Vermögen zusammengesetzt ist. Dafür erscheinen die Einzeltitel je nach Höhe ihres Globalance-Ratings in einer Rot-Grün-Schattierung. Eine überwiegend rot eingefärbte Matrix steht für ein Portfolio mit hohem Anteil von Unternehmen mit negativem Einfluss. Rote Portfolios tragen ein hohes Footprint-Risiko, während grüne Portfolios nicht nur ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis aufweisen, sondern dem Anleger auch die Gewissheit geben, ihr Kapital in Unternehmen mit positivem Einfluss zu allokieren.