Commerzbank

Mehr Erlös pro Kunde

Der Ankündigung von Filialschließungen und des Abbaus von 10 000 Stellen hat die Commerzbank nun eine Präzisierung ihrer neuen Strategie folgen lassen. Tiefe Einschnitte im Auslandsgeschäft der Firmenkundensparte und ein Ausbau des Geschäfts mit vermögenden Kunden sollen die Rentabilität steigern.

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lee Frankfurt

Gut eine Woche vor dem ursprünglich geplanten Veröffentlichungstermin hat die Commerzbank einen hohen Jahresverlust angekündigt und Details zu ihrer neuen Konzernstrategie veröffentlicht. Wie aus der am späten Mittwochabend veröffentlichten Mitteilung hervorgeht, hat der Vorstand auf der letzten Meile die Latte noch ein wenig höher gelegt. Statt wie zunächst angekündigt zwischen 6,5 und 7% soll die materielle Eigenkapitalrendite (RoTE) im Jahr 2024 nun bei „rund 7 %“ liegen.

Neben dem bereits angekündigten Abbau jeder dritten Vollzeitstelle in Deutschland und der Schließung von 340 von derzeit 790 Filialen hat der Vorstand Einschnitte in der Firmenkundensparte angekündigt. Eine individuelle Betreuung sollen demnach nur noch die Kunden erhalten, die einen komplexen Beratungsbedarf haben, der von der Commerzbank profitabel geleistet werden kann. Zugleich stellte das Institut die sukzessive Einführung eines neuen Direktbankangebots für Firmenkunden in Aussicht, das auf einem standardisierten Produkt- und Beratungsbedarf basiert.

Die durch eine Standardisierung von Produkten ermöglichte Digitalisierung von Prozessen, eine optimierte Preisgestaltung und der Einsatz datengestützter Dienstleistungen sollen dafür sorgen, dass die seit einiger Zeit schwächelnde Sparte wieder mehr Gewinn erwirtschaftet. Einsparungen kündigte die Commerzbank im Investment Banking an, in dem sich das Institut künftig noch stärker auf die Anforderungen der Firmenkunden konzentrieren möchte.

So würden das Eigenkapitalmarktgeschäft (ECM) und die Begleitung von Fusionen und Übernahmen (M&A) nur noch als Dienstleistung für Firmenkunden mit entsprechendem Beratungsbedarf angeboten. Für den Aktienhandel und -vertrieb sowie das Aktienresearch prüft die Commerzbank Kooperationen.

Auch das Auslandsgeschäft soll zurückgefahren werden. Mit Ausnahme einiger nicht näher gekennzeichneter „Zukunftsbranchen“ will das Institut nur noch Unternehmen mit Geschäftsbezug zu Deutschland betreuen. Vor diesem Hintergrund will sich die Commerzbank aus 15 internationalen Standorten zurückzuziehen und zwei Filialen in lokale Repräsentanzen umwandeln. Damit werde die Commerzbank in Zukunft aber immer noch in knapp 40 Ländern vertreten sein. Außerdem sollen Back-Office-Funktionen in regionalen Serviceeinheiten gebündelt und die Zahl der Korrespondenzbanken verringert werden.

Die unter Knofs Vorgänger Martin Zielke erwogene Trennung von der ertragreichen polnischen Tochter ist derweil vom Tisch. „Die MBank wird ihre Wachstumsstrategie als Teil der Gruppe weiter vorantreiben“, heißt es in der Mitteilung. Auch das Angebot der Direktbank-Tochter Comdirect soll erhalten bleiben. Wie aus der Mitteilung hervorgeht, sollen ihre digitalen Leistungen in Zukunft allen 11 Millionen Privat- und Unternehmerkunden in Deutschland zur Verfügung stehen.

Die während des Lockdowns ausgebaute Betreuung aus der Ferne soll auf diese Weise offenbar beibehalten werden: „In zentralen Beratungscentern betreuen persönliche Ansprechpartner Kunden mit Serviceanliegen digital, mobil oder telefonisch rund um die Uhr.“ Zusätzliche Erträge erhofft sich die Commerzbank durch den Ausbau des Geschäfts mit vermögenden Privatkunden, auf das sich 220 der verbliebenen Filialen spezialisieren sollen.

Leitartikel Seite 8