Mehr Standards für grüne Anleihen gefordert

Scope: Strenge, verbindliche Prüfkriterien fehlen - Umstritten ist, wie weit Regeln vereinheitlicht werden können - Neue Fonds

Mehr Standards für grüne Anleihen gefordert

jsc Frankfurt – Im stark wachsenden Segment grüner Anleihen mangelt es aus Sicht der Ratingagentur Scope noch immer an einheitlichen Regeln. Zwar gebe es mit den Green Bond Principles (GBP) und der Bewertung der Climate Bonds Initiative (CBI) bereits Branchenstandards, doch seien die GBP-Regeln vage, während der Fokus der CBI-Leitlinien auf die tatsächlichen Auswirkungen der Anleihen bisher nur einen Bruchteil des Marktes erfasse. Die Berichte von Wirtschaftsprüfern, Umweltinstituten und nachhaltigen Ratingagenturen wiederum seien unterschiedlich. Da sie Emittenten bei der Definition behilflich seien, drohten Interessenkonflikte. “Damit sich Green Bonds dauerhaft aus ihrer Nische befreien, muss ihre Qualität und Transparenz durch eine stärkere Standardisierung weiter forciert werden”, schreiben die Autoren.In den vergangenen Jahren ist das Segment bereits stark gewachsen: Das Emissionsvolumen stieg von gut 1 Mrd. Euro 2012 auf 70 Mrd. Euro im zurückliegenden Turnus. Für das laufende Jahr wird ein Emissionsvolumen von 132 Mrd. Euro prognostiziert, wie der Bericht aufschlüsselt. Emittierten nach der Finanzkrise zunächst vor allem Förderinstitutionen wie die Weltbank, Europäische Investitionsbank und KfW grüne Anleihen, kamen 2012 Gebietskörperschaften und Unternehmen hinzu, bevor 2013 mit der Landwirtschaftlichen Rentenbank und der NRW.Bank zwei weitere deutsche Förderinstitute folgten. Heute treten etwa Unilever und Toyota mit Green Bonds an den Anleger heran. Auch chinesische Adressen wie staatsnahe Banken geben die grünen Anleihen heraus, so dass 41 % des emittierten Volumens 2016 auf China entfielen. Grüne Anleihen werden für die Finanzierung von Umweltprojekten eingesetzt. Wenige Performance-DatenDas Wachstum schlägt sich auch im Fondssegment nieder: 2014 platzierte die japanische Nikko Asset Management den “World Bank Green Fund”, ehe im Folgejahr die schwedische SEB einen bereits 1989 gegründeten Fonds umwidmete und eine Reihe weiterer Produkte folgte (siehe Tabelle). Mit insgesamt rund 650 Mill. Euro ist das Segment aber noch klein. Fondsvolumina und Anzahl der Produkte dürften laut Scope jedoch zunehmen. Bislang gebe es rückblickend nur wenige Performance-Daten, doch unterschieden sich Green Bonds grundsätzlich nicht von herkömmlichen Anleihen. “Die Bonität des Emittenten – und nicht Zweck der Investition – bestimmt die Rendite.”Wie weit die Standardisierung gehen soll, ist umstritten. Während die Natur- und Artenschutzorganisation WWF eine verbindliche Zertifizierung durch eine unabhängige Partei fordert, betont die Climate Bond Initiative gegenüber der “Financial Times”, dass eine vollständige Angleichung der Standards nicht möglich sei. Wichtig bleibe daher, dass sich Investoren und Emittenten die Unterschiede vor Augen führten.—– Bericht Seite 13