Menschliche Grundbedürfnisse im Fokus
Jede Minute wächst die Weltbevölkerung um 150 Menschen. Im Jahr 2050 werden nach Schätzung der Vereinten Nationen über neun Milliarden auf der Erde leben – rund 30 % mehr als heute. Sie konkurrieren um Nahrungsmittel und begrenzte natürliche Ressourcen und leben zunehmend in großen Städten. Ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen, ohne die Umwelt übermäßig zu belasten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor große Herausforderungen stellt.Gerade von Unternehmen, die in diesem Kontext tätig sind, wird erwartet, dass sie mit ihren Produkten und Dienstleistungen zur Lösung globaler Anforderungen beitragen – und neben dem Geschäft auch ihre Prozesse ökologisch und sozial verträglich gestalten. Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung zu übernehmen, wird Voraussetzung für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. Nachfrage legt zuInternational tätige Agrarhändler leisten mit ihren Produkten und handelsnahen Dienstleistungen einen wichtigen Beitrag zur globalen Sicherung der Ernährung. Die Aufgabe ist komplex: Gemäß der Europäischen Kommission muss die Produktion von Nahrungsmitteln bis 2050 verdoppelt werden. Denn die Weltbevölkerung wächst nicht nur, sie ernährt sich auch anders. Mit zunehmendem Lebensstandard in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern steigt der Fleisch- und Milchkonsum. Deshalb steigt die Nachfrage nach Getreide als Futtermittel weiter an. Für Flächenkonkurrenz sorgt zudem der Anbau von Pflanzen wie Raps und Mais für die Energieproduktion. Fruchtbares Ackerland aber ist als Ressource begrenzt und nimmt infolge der Zersiedelung weltweit stetig ab: pro Kopf von 0,44 Hektar (1960) auf 0,15 Hektar bis 2050, so die Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Industrieländerorganisation OECD.Hinzu kommen Klimaveränderungen, regionaler Wassermangel sowie gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen, deren Einfluss auf künftige Agrarerträge schwer zu kalkulieren ist. Mit der Globalisierung verändern sich auch die Handelsströme: Produzierte etwa China um die Jahrtausendwende noch einen Getreideüberschuss von 20 Mill. Tonnen, so gehört dieses Land heute zu den weltweit größten Importeuren von Getreide. Zwar steigen auch die in Asien angebauten Mengen, allerdings reichen diese nicht, um den stetig wachsenden Bedarf an Getreide- oder tierischen Produkten zu decken. Produktivität erhöhenMittel- und langfristig lässt sich die Versorgung mit Agrarrohstoffen und -produkten nur sichern, wenn die Flächenproduktivität adäquat steigt. Der europäischen Landwirtschaft kommt dabei eine wichtige Rolle zu – dank fruchtbarer Böden, guter Klimabedingungen und effizienter Produktionsverfahren. Gefragt sind ertragssteigernde Pflanzenzüchtungen und Anbaumethoden. Zugleich gilt es, Böden schonend und emissionsarm zu bewirtschaften, um die natürlichen Produktionsgrundlagen langfristig zu erhalten. Dieses Prinzip der Nachhaltigkeit achten Landwirte seit jeher, ist es doch Grundlage für ihren Erfolg und den künftiger Generationen. Einen wichtigen Beitrag hierzu leistet beispielsweise der in Deutschland verbreitete Anbau im Fruchtwechsel. Die sukzessive Bewirtschaftung des Ackers mit Blatt-, Halm- und Zwischenfrüchten schützt das Bodengefüge, verhindert Erosion und den Befall mit Schädlingen – und spart so Pflanzenschutz- und Düngemittel.Für ein optimales Ernteergebnis benötigen Landwirte leistungsfähige Produkte und fachkundige Beratung. Unterstützung bedeutet hier ein breites Sortiment an ertragreichen, auf die lokalen Gegebenheiten angepassten Saatgutsorten und Zwischenfruchtmischungen über deren fortlaufende Verbesserung an eigenen Versuchsstationen bis hin zu Bodenanalysen, die den gezielten Einsatz von Düngemitteln ermöglichen. Um die Landwirte in diesem Bereich professionell zu beraten, sind Agrarunternehmen wie die BayWa auf gut ausgebildete Mitarbeiter angewiesen.Ein großes Potenzial birgt zudem “Precision Farming”. Darunter versteht man die Nutzung von technologischen Entwicklungen wie Sensortechnologie, Maschinensteuerung oder Datenmanagement sowie deren intelligente Vernetzung. Über Lenksysteme, die mit hochpräzisen Navigationssystemen ausgestattet sind, lassen sich Traktoren heute wesentlich effizienter steuern. Verknüpft mit pflanzenbaurelevanten Daten – etwa zu Bodengüte oder Ertragspotenzial – können Teilflächen mit Hilfe softwaregesteuerter Maschinen optimal und ressourcenschonend mit Saatgut und Dünger versorgt werden. Optimal dafür sind Beratung und Technik aus einer Hand. Künftig werden Landwirte noch besser als bisher dazu in der Lage sein, mit Hilfe intelligenter Elektronik die Erträge ihrer Nutzflächen auf schonende Weise zu verbessern. Agrarunternehmen nehmen dabei mit ihren Produkten und Services eine Schlüsselrolle ein. Effizienz durch TechnikDie weltweit steigende Nachfrage nach Agrarrohstoffen macht es notwendig, dass diese schnell, effizient und ohne Qualitätsverluste transportiert werden. Der Zugang zu internationalen Beschaffungs- und Absatzmärkten sowie Handelsrouten ist dafür unabdingbar – und ein wesentlicher Grund dafür, dass sich Handelsunternehmen wie die BayWa international ausrichten. Von ihrer Expertise in puncto Qualitätssicherung der Ware, effizienter Logistik sowie ihren Geschäftsbeziehungen zu Zielländern profitieren die Erzeuger bei der Vermarktung, aber auch die Menschen, die global ernährt werden müssen. Auch die ökologische Verantwortung ist groß, trägt Logistik doch zum weltweiten CO2-Ausstoß bei. Optimal ausgewählte Lagerstandorte, der Ausbau von Bahn- und Binnenschifftransporten sowie eine durchdachte Auslastung der Fahrzeuge und Routenoptimierung sind die Stellschrauben, um den CO2-Ausstoß zu verringern.Mit der wachsenden Weltbevölkerung einher geht auch ein steigender Bedarf an Energie. Seit 1960 hat sich der weltweite Verbrauch verdreifacht, während die Zahl der Menschen “nur” um das Doppelte anstieg. Das anhaltende Bevölkerungswachstum und der Nachholbedarf wenig technisierter Länder lassen bis 2050 einen weiteren Anstieg des Energieverbrauchs um rund 80 % erwarten. Läge der Fokus dabei weiterhin auf fossilen Energiequellen – aktuell liegt ihr Anteil weltweit bei rund 85 % – würde der CO2-Ausstoß in bedenklichem Maß steigen. Der dadurch verursachte globale Temperaturanstieg hätte gravierende Folgen für das Klima, die Landwirtschaft und die biologische Vielfalt. Eine sukzessive Umstellung auf alternative Energiequellen ist daher unerlässlich.Ein Umdenken hat bereits begonnen: Während die globalen Investitionen in Atomenergie in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken sind, haben sie sich für erneuerbare Energien mit 214 Mrd. Dollar Ende 2013 in den vergangenen zehn Jahren verfünffacht. Die deutliche Mehrheit aller Länder hat Förderpolitiken, wie beispielsweise die Einspeisevergütung, implementiert. Zwei Drittel davon sind Schwellen- und Entwicklungsländer, deren industrielle und gesellschaftliche Entwicklung den Energieverbrauch künftig steigen lässt. Sie haben die strategische Bedeutung erneuerbarer Energien für eine nachhaltig stabile wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung erkannt. So hat China 2013 mit einer Gesamtleistung von rund 75 Gigawatt (GW) mehr Windenergie neu installiert als die USA (60 GW) oder Deutschland (31 GW). Weltweit bietet sich für erneuerbare Energien ein enormer Markt. Seit 2009 treibt die BayWa deshalb die Entwicklung einer postfossilen Energieversorgung voran: mit einem integrierten Angebot zur Errichtung von Wind-, Solar- und Biomasseanlagen, das von der Projektierung über Bau und Handel bis hin zu Beratung und unterstützenden Dienstleistungen in Europa und den USA reicht. Nachhaltigkeit lohnt sichEine nachhaltige Ausrichtung von Unternehmen senkt nicht nur Kapitalkosten oder schafft Impulse für Innovationen. Auch Investoren und Analysten achten zunehmend auf die Einbeziehung ökologischer oder sozialer Kriterien. Studien belegen, dass Aktienkurse durch gute Nachhaltigkeitsbewertungen positiv beeinflusst werden, gerade in Geschäftsbereichen, die menschliche Grundbedürfnisse abdecken.Gerade durch ihre genossenschaftlichen Wurzeln sieht sich hier nicht nur die BayWa selbst in einer besonderen Verantwortung, sondern auch ihre Kunden und der Kapitalmarkt: Als international führender Handels- und Dienstleistungskonzern, der in den Segmenten Agrar, Energie und Baustoffe agiert, befriedigen wir menschliche Grundbedürfnisse. Und um, wie in den letzten über 90 Jahren auch, langfristig erfolgreich zu bleiben, richtet sich das Geschäft der BayWa konsequent an den globalen Herausforderungen sowie den Bedürfnissen zukünftiger Generationen aus.—Klaus Josef Lutz, Vorsitzender des Vorstands der BayWa