Merkur Bank verfolgt Expansionspläne
Merkur Bank verfolgt Expansionspläne
Vorstand erwägt Einstieg in Berliner Immobilienmarkt – Ärzte sind neue Kundengruppe
jh München
Gespräche über einen Zusammenschluss mit der kleineren Hamburger Otto M. Schröder Bank sind im vergangenen Jahr gescheitert. Die Merkur Bank in München strebt nun auf anderem Weg eine Expansion an. Zu den Optionen gehört der Eintritt in den Berliner Immobilienmarkt. „Wir erkundigen uns gerade über die Möglichkeiten“, sagte Marcus Lingel, der Vorstandsvorsitzende und persönlich haftende Gesellschafter, in der Jahrespressekonferenz. Es geht um Bauträger, die größte Kundengruppe im Kreditgeschäft der börsennotierten Bank. Eine Entscheidung über Berlin könne in einem Monat oder in drei, vier Monaten fallen, kündigte Lingel an.
Ein Zusammenschluss mit der Schröder Bank wäre nach seiner Aussage für einen Start in Berlin ideal gewesen. Jetzt prüft die Merkur Bank eine solche Erweiterung auf eigene Faust. „Wir wollen aus eigener Kraft wachsen“, berichtete Lingel. „Aber wir beobachten die Züge, die an uns vorbeifahren.“ Ziele für eine Akquisition seien derzeit jedoch nicht in Sicht. 2019 hatte die Merkur Bank einen wesentlichen Teil der Bank Schilling in Hammelburg bei Würzburg übernommen und damit einen Wachstumsschub gemacht.
München leidet am stärksten
Berlin wäre für Lingel attraktiv, um das Portfolio der Merkur Bank regional zu diversifizieren. Die Immobilienkrise habe München am stärksten getroffen, Stuttgart und Berlin dagegen nicht. Das Neugeschäft der Merkur Bank mit Bauträgern schrumpfte 2024 auf 653 (i.V. 839) Mill. Euro. Vor drei Jahren waren es 1,6 Mrd. Euro gewesen. Die Bank habe sich auf die Bestandskunden konzentriert. Acht der etwa 250 Kunden in diesem Geschäft hätten Insolvenz angemeldet, zwei mehr als im Jahr zuvor. Lingel nimmt an, dass der deutsche Immobilienmarkt die Talsohle durchschritten hat.
Teil der Expansion ist auch die Eröffnung der 20. Filiale im April in Erlangen. Weitere sollen in den nächsten zwei Jahren folgen. Eine neue Kundengruppe sowohl für Finanzierungen als auch für die Vermögensverwaltung sind seit vergangenem Jahr Heilberufe. Die Nachfrage sei groß, da viele Ärzte und Zahnärzte die Nachfolge für ihre Praxen regelten. Mit rund 18 Mill. Euro machte diese Kundengruppe 2024 knapp ein Zehntel des gesamten Neufinanzierungsgeschäfts der Merkur Bank mit dem Mittelstand aus.
Das Potenzial des Neugeschäfts im Segment Heilberufe schätzt der Vorstandschef auf 30 Mill. bis 50 Mill. Euro im Jahr. Im Durchschnitt gehe es je Ticket um etwa 1 Mill. Euro.
Ergebnis soll mindestens stabil bleiben
Der Zinsüberschuss blieb mit 96 Mill. Euro stabil, der Provisionsüberschuss nahm um 40% auf 29 Mill. Euro zu. Die Risikovorsorge stockte die Bank um ein Fünftel auf rund 10 Mill. Euro auf. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit stieg um 2% auf 29,5 Mill. Euro. Unter dem Strich steht ein Gewinn von 13,8 (13,0) Mill. Euro. Lingel erwartet, dass sich das Ergebnis je Aktie 2025 auf dem Niveau des Vorjahres von 1,49 (1,39) Euro halten lässt. Ziel sei weiterhin ein Anstieg um 3 bis 5% im Jahr.