Merkur Privatbank reüssiert im „Annus horribilis“
Merkur reüssiert im „Annus horribilis“
Münchner Privatbank steigert den Gewinn inmitten der Krise trotz Bauträgerfinanzierung
mic München
Das vergangene Jahr geht als „Annus horribilis“ in die Bücher der Immobilieninvestoren ein. Auch die kreditgebenden Banken haben unter diesem schrecklichen Jahr zu leiden, wie allein ein Blick auf die Aktienkurse zeigt. Die Deutsche Pfandbriefbank als gewerblicher Immobilienfinanzierer beispielsweise hat 2023 rund 15% ihres Wertes verloren.
Ein kleines Institut aus Bayern dagegen, das immerhin rund die Hälfte seiner Erträge im Bauträgergeschäft erwirtschaftet, ist in die andere Richtung marschiert. Der Aktienkurs der Merkur Privatbank notiert mittlerweile wieder auf dem Level des Jahrhundertanfangs, als Finanzwerte eine Hausse historischen Ausmaßes erlebten. So endete das vergangene Jahr mit einer Bewertung des Münchner Kreditinstituts fast auf Rekordniveau. Die Anteilseigner können sich über einen Kursanstieg von 18% auf 16,00 Euro freuen.
Schwerpunkt Bauträgerfinanzierung
Marcus Lingel, Vorstandsvorsitzender und persönlich haftender Gesellschafter, lässt zwar keinen Zweifel daran, dass das Marktumfeld auch für die Merkur Privatbank schwierig ist. Doch der seit dem Jahr 2008 amtierende Bankchef wollte trotzdem den Ertrag 2023 steigern, wie er schon im Oktober feststellte.
Dies ist keine Selbstverständlichkeit, denn die fallenden Immobilienpreise schlagen auf die Merkur Privatbank durch, die sich insbesondere auf den Großraum München, aber auch auf Stuttgart und die Metropolregion Frankfurt konzentriert. Schließlich steht die Bauträgerfinanzierung noch für rund die Hälfte der ausgereichten Kredite.
Dies ist zwar ein wesentlich geringerer Prozentsatz als früher, weil die Akquisition der Bank Schilling das Klumpenrisiko reduziert hat, aber trotzdem ein dominierender Faktor in Bilanz und Gewinn-und-Verlust-Rechnung. Die Forderungen an die Bauträger-Kundschaft addierten sich Ende 2022 auf 1,3 Mrd. Euro.
Risikovorsorge steigt – aber der Gewinn auch
Die Immobilienkrise lässt sich an der Kreditrisikovorsorge ablesen. Während die Bank 2021 noch 8 Mill. Euro auflösen konnte und im darauffolgenden Jahr nur 8 Mill. Euro zurücklegen musste, addiert sich die Vorsorge 2023 schon bis September auf 13,4 Mill. Euro. Das Analysehaus Pareto rechnet im Gesamtjahr mit 19 Mill. Euro. Bezogen auf die Darlehenssumme sei der Prozentsatz mit 0,65% höher als seit mehr als einer Dekade.
Dennoch ist das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit im laufenden Jahr von 15 auf 18 Mill. Euro gestiegen. Dieses Gewinnplus trotz der drastisch erhöhten Risikovorsorge führt Lingel auf ein diversifiziertes Geschäftsmodell zurück – mit den zwei weiteren Geschäftsbereichen Leasing und mittelständische Unternehmenskunden: „Trotz eines schwierigen Marktumfeldes befinden wir uns weiterhin auf Wachstumskurs.“
Dieser lässt sich im Kreditvolumen ablesen. Es schnellte seit Jahresbeginn um 15% auf 3,0 Mrd. Euro in die Höhe. Das Leasingneugeschäft legte noch stärker zu, und zwar um 44% auf rund 460 Mill. Euro. Daher wirkt die Zinswende zwar dämpfend im Immobilienbereich, aber ansonsten positiv. Die Marge war schon in den letzten Monaten 2022 gestiegen, nun schlägt die Profitabilitätssteigerung im Gesamtjahr durch. Der Zinsüberschuss stieg in den ersten drei Quartalen um 54%.