Kolumbianischer Milliardär rettet Metro Bank
Milliardär rettet Metro Bank
Jaime Gilinski Bacal schießt mehr als 100 Mill. Pfund ein – Starke Verwässerung für Aktionäre
hip London
Der kolumbianische Milliardär Jaime Gilinski Bacal und andere Anteilseigner haben der britischen Metro Bank eine Kapitalspritze gesetzt, die ihren Fortbestand als unabhängiges Institut gewährleistet. Die Bank of England hatte sich schon unter anderen Instituten nach möglichen Rettern der "Challenger Bank" umgesehen.
Die britische Metro Bank hat ihre Geldprobleme vorerst gelöst. Ihr Hauptaktionär Jaime Gilinski Bacal schießt 102 Mill. Pfund frisches Eigenkapital ein, wie die Gesellschaft per Pflichtveröffentlichung mitteilte. Alles in allem fließen 150 Mill. Pfund. Auch CEO Daniel Frumkin und Finanzchef James Hopkinson sind mit von der Partie. Das ist nur ein Teil des am Wochenende zustande gekommenen Maßnahmenpakets, das den Fortbestand als unabhängiges Institut gewährleisten soll. In der vergangenen Woche hatten Spekulationen um eine Notkapitalerhöhung für einen Kursrutsch gesorgt.
Starke Verwässerung
Eine zu hohe Kostenbasis und die Entscheidung der Bankenaufsicht, dem Institut vorerst nicht die Möglichkeit zu geben, die Kapitalanforderungen durch Verwendung eigener Risikomodelle zu reduzieren, hatten das Institut in Bedrängnis gebracht. Russ Mould, Investmentdirektor beim Broker AJ Bell begrüßte die Ankündigungen. „Erstens wird jede Panik und ein Run auf die Bank vermieden,“, sagte Mould. So etwas hätte aus seiner Sicht passieren können, wenn die Bank am Wochenende nicht einen wesentlichen Geldbetrag zusammengebracht hätte, um ihre Bilanz zu stärken. „Zweitens verschafft es dem Unternehmen Luft zum Atmen, um Gespräche über Assetverkäufe zum Abschluss zu bringen.“
Die Bank verhandelt über den Verkauf von Wohnimmobilienhypotheken im Volumen von bis zu 3 Mrd. Pfund. Dadurch würden sich die risikogewichteten Assets nach Schätzung des Managements um rund 1 Mrd. Pfund verringern.
Die bestehenden Aktionäre müssen eine starke Verwässerung in Kauf nehmen. Zum Ausgabepreis von 30 Pence werden 500 Millionen neue Aktien begeben. Der Schlusskurs vom Freitag hatte bei 45 Pence gelegen. Die Gesamtzahl der ausstehenden Aktien steigt dadurch auf 672,6 Millionen. Gilinskis Anteil erhöht sich durch die Kapitalmaßnahmen von 9,2% auf 53%.
Metro Bank begibt zudem eine 2029 fällige Anleihe im Volumen von 175 Mill. Pfund, die auf die MREL-Quote (Mindestanforderung an Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten) angerechnet werden kann. Ein Teil der Anleihengläubiger des Instituts habe zugesagt, das neue Instrument zum Nennwert zu zeichnen. Zudem habe man Schulden im Volumen von 600 Mill. Pfund refinanziert. Dabei geht es um das 2025 fällige, bestehende MREL-Instrument (350 Mill. Pfund), das ab dem kommenden Jahr nicht mehr auf die MREL-Quote angerechnet werden kann, und das 2027 fällige Tier-2-Instrument (250 Mill. Pfund).
"Neues Kapitel"
Frumkin sprach von einem „neuen Kapitel“ für die Bank. Er glaube daran, dass es einen „Bedarf an physischem und digitalem Banking mit außerordentlichem Kundenservice“ gebe, ließ sich Gilinski zitieren. Er war im November 2019 eingestiegen, als der Aktienkurs infolge eines Bilanzskandals eingebrochen war. Gilinski hat Erfahrung mit Problembanken. Er wollte unter anderem in die First Caribbean International Bank investieren.
„Die von der Metro Bank angekündigten Kapitalmaßnahmen stellen sicher, dass das Institut über ausreichend Kapital verfügt, um eine Reihe entscheidender aufsichtsrechtlicher Hürden zu nehmen – mit wesentlicher Hilfe von ‚Friends & Family‘, wie von uns vergangene Woche suggeriert“, schrieb der Analyst Edward Firth von Stifel Europe.
„Haircut“ für Tier-2-Gläubiger
Die Halter des bestehenden Tier-2-Instruments müssen einen „Haircut“ von 40% wegstecken. Metro bringt das 100 Mill. Pfund. Das mit einem Kupon von 9,139% ausgestattete Papier wird durch ein neues Tier-2-Instrument im Volumen von 150 Mill. Pfund ersetzt, das im April 2029 kündbar wird und einen Kupon von 14% abwirft. Das MREL-Instrument wird durch ein neues im gleichen Volumen ersetzt, das im April 2028 kündbar wird und den Anlegern 12% bringt. Das alte lieferte lediglich einen Kupon von 9,5%.
Metro wurde von Morgan Stanley, RBC Capital Markets und Moelis & Co beraten.
Der Tycoon aus Barranquilla
Gilinski hatte vor zehn Jahren von sich reden gemacht, als er Großaktionär des spanischen Banco de Sabadell wurde. Er lebt seit 1998 mit seiner Frau in London, weil er das Risiko vermeiden wollte, von der Guerillaarmee Farc entführt zu werden. Der Vater von vier Kindern stammt von jüdischen Einwanderern ab, die sich in den zwanziger Jahren im kolumbianischen Barranquilla niederließen. Nach einem Studium an der Harvard Business School und einem kurzen Zwischenspiel bei Morgan Stanley kehrte er nach Südamerika zurück, wo er das in den USA erworbene Wissen dazu nutzte, durch Übernahmen und Fusionen einer der mächtigsten Geschäftsleute des Kontinents zu werden. Seine Frau stammt aus einer einflussreichen panamaischen Familie.