Mifid II schrumpft Research-Budgets
Bloomberg Frankfurt – Vermögensverwalter in Europa und den USA werden voraussichtlich ihre Research-Budgets um mehr als 300 Mill. Dollar kürzen. Damit antizipieren sie Regulierungen, die Interessenkonflikte im Markt für Investment-Information ausmerzen sollen. Das ergab eine Umfrage der Beratungsgesellschaft Greenwich Associates bei 99 Fondsmanagern und Händlern. “Eindeutig negativ”Die Mifid-II-Verordnungen verpflichten Vermögensverwalter, Handelsprovisionen von Zahlungen für Investment Research zu trennen. Sie werden eine “eindeutig negative” Auswirkung auf das Volumen der für Analysen und Beratungsdienstleistungen ausgegebenen Provisionsgelder haben, schreibt die Gesellschaft in einer jetzt veröffentlichten Studie. Zwar würden die Budgetkürzungen bei einzelnen Vermögensverwaltern “relativ moderat” ausfallen. Jedoch befürchten Research-Anbieter, dass das neue Gesetz zu einem “erheblichen Rückgang” der Ausgaben auf der Buy Side führen wird.Die Ergebnisse entsprechen einem Rückgang von 7 % bei den von europäischen Institutionen ausgegebenen gesamten Provisionen und einem Minus von 5 % bei US-Häusern. Dies entspräche fast 200 Mill. Dollar in den USA und mehr als 100 Mill. Euro in Europa.Die im Januar in Kraft tretenden Mifid-II-Vorschriften wollen Interessenkonflikte zwischen Verwaltern und Brokern begrenzen und verhindern, dass Verwalter die Research-Kosten an ihre Kunden weitergeben. “Die Überlegung hinter der Mifid-II-Direktive ist, dass, wenn Vermögensverwalter Kundengeld zur Bezahlung von Research nutzen, sie möglicherweise kein verantwortungsvoller Käufer sind”, schreibt Greenwich in dem Bericht. “Des Weiteren sollte das Streben der Handelsabteilung nach der besten Ausführung nicht von der Bereitstellung von Research beeinflusst werden.”Zwar gelten die Vorschriften für die 28 EU-Staaten. Aber auch US-Vermögensverwalter mit erheblichem Geschäft in Großbritannien und Kontinentaleuropa bereiten sich auf Veränderungen vor und entscheiden, ob sie globale Standards anpassen. Etwa 43 % der US-Befragten in der Greenwich-Umfrage planen, globale Veränderungen bei ihren Research-Praktiken vorzunehmen, während der Rest warten will, um die Auswirkung der EU-Vorschriften einschätzen zu können.Mehr als die Hälfte der Befragten in den USA und fast drei Viertel in Europa erwarten, dass die Vorschriften die Zahl der Geschäftspartner für Research und Beratungsdienste reduzieren werden. Und 40 % der US-Befragten und mehr als 50 % der europäischen Teilnehmer erwarten, dass sie die Zahl der Broker, mit denen sie handeln, begrenzen werden. Langsame ÄnderungenDie Umfrage ergab auch, dass die Gesellschaften nur langsam die Zahlungsweise für Research ändern werden. Laut Vorschrift können Vermögensverwalter das Research entweder aus eigenen Gewinnen oder Verlusten selbst zahlen oder über separate Konten den Kunden in Rechnung stellen, so Greenwich. Die meisten europäischen Verwalter erwarten, in fünf Jahren hauptsächlich das Research selbst zu zahlen. Das wäre eine erhebliche Änderung gegenüber der aktuellen Praxis.