Milliardenofferte für Brewin Dolphin
hip London
Der Boom im britischen Vermögensverwaltungsgeschäft hat einen weiteren großen Deal hervorgebracht. Die Royal Bank of Canada (RBC) hat 1,6 Mrd. Pfund für Brewin Dolphin geboten, einen der ältesten Namen in der Londoner Square Mile. „Das Vereinigte Königreich ist ein wesentlicher Wachstumsmarkt für RBC“, sagte Doug Guzman, Group Head RBC Wealth Management, RBC Insurance & RBC Treasury Services. „Brewin Dolphin verschafft uns eine außerordentliche Plattform für einen tiefgreifenden Umbau unseres Vermögensverwaltungsgeschäfts in der Region.“ RBC Wealth Management werde dadurch die Nummer 3 im Vereinigten Königreich und Irland. „Das demonstriert aus unserer Sicht die Attraktivität des britischen Vermögensverwaltungsmarkts mit langfristigen stabilen Einnahmen und dem Potenzial für Wachstum und höhere Margen“, schrieben die Analysten von Jefferies in einer ersten Einschätzung.
Erst im Januar schloss der US-Rivale Raymond James die Übernahme des 1792 gegründeten Traditionshauses Charles Stanley ab. Neben ehemaligen Brokern wie Brewin Dolphin, die zu Vermögensberatern wurden, drängen auch Großbanken wie die Lloyds Banking Group in das Geschäft mit wohlhabenden Privatkunden. Wie die Gesellschaft, die seit 1762 in der Square Mile tätig ist, mitteilt, hat der Board den Aktionären die Annahme der Offerte einstimmig empfohlen.
„Attraktiver Preis“
RBC bietet 515 Pence je Aktie. Das entspricht einer Prämie von 62% auf den Schlusskurs des Vortags, an dem das Kaufinteresse der Kanadier noch nicht bekannt war. Ein „attraktiver Preis“, urteilten die Analysten von Peel Hunt. Er liegt noch über den ambitioniertesten Kurszielen von Sell-Side-Analysten. Das Unternehmen wird dabei mit 2,8 % des von ihm verwalteten Vermögens von 55 Mrd. Pfund bewertet. Gemeinsam bringen es Brewin Dolphin und das Vermögensverwaltungsgeschäft von RBC in Großbritannien und Irland auf Assets under Management von 64 Mrd. Pfund.
RBC lässt sich von ihren hauseigenen Investmentbankern und Norton Rose Fulbright beraten. Brewin Dolphin stehen Barclays, Lazard und Liberum Capital sowie die Kanzlei Travers Smith zur Seite.
Für Brewin Dolphin dürfte der Deal eine Beschleunigung der Digitalisierung bedeuten. Die bisherige Führung bleibt im Amt. Zu den erwarteten Kostensynergien werden keine Einzelheiten genannt, „aber es wird Überlappung geben und damit verbundene Stellenstreichungen sind zu erwarten“, heißt es in der Einschätzung der Transaktion von Peel Hunt. Sowohl deren Analysten als auch ihre Kollegen von Jefferies werten den Deal als Beleg für die Attraktivität der Unternehmen in diesem Geschäft, in dem sich auch noch Brooks Macdonald, Quilter, Rathbones und St. James’s Place tummeln.