Misys bereitet Börsengang vor
gho London – Der auf Finanzsoftware spezialisierte Anbieter Misys drängt an die London Stock Exchange (LSE). Dabei könnte das Unternehmen mit gut 5,5 Mrd. Pfund (6,3 Mrd. Euro) bewertet werden, was der größte Börsengang in London seit der Handelszulassung der Aktien von Worldpay im Oktober vergangenen Jahres wäre, eines Betreibers elektronischer Zahlungssysteme. Misys ist im Besitz der amerikanischen Private-Equity-Gesellschaft Vista Equity Partners, die das Software-Unternehmen vor vier Jahren für 1,3 Mrd. Pfund gekauft hatte. Vista führte Misys mit Turaz zusammen, einer weiteren Finanzsoftware-Akquisition.Bereits seit zwei Jahren wird ein Verkauf von Misys immer wieder ins Spiel gebracht. Zu den Interessenten sollen unter anderem der singapurische Staatsfonds Temasek und die kanadische Pensionskasse Omers gezählt haben. Die Investment-Boutique Moelis soll laut Medienberichten den Börsengang organisieren. Bewegte BörsengeschichteMisys hat bereits eine bewegte Börsengeschichte hinter sich. Das 1979 gegründete Unternehmen war während des Dotcom-Booms zu einem Bestandteil des FTSE 100, des britischen Leitindexes, aufgestiegen. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase geriet die Gruppe in Schwierigkeiten und wurde dann von Vista gekauft und von der Börse genommen. Die angestrebte Bewertung erscheint hoch angesichts eines jährlichen Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 300 Mill. Pfund. Softwareunternehmen können aber derzeit hohe Bewertungen erzielen. Bisher war die Pipeline für Börsengänge in London eher verstopft, vor allem bei den größeren Firmen. Brexit verunsichert AnlegerWährend am Alternative Investment Market (AIM), dem Nebensegment der LSE für kleinere Gesellschaften, die Zahl der Börsengänge gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist, erwies sich die Aktivität im Hauptsegment der Börse als eher ruhig. Bis Mitte August wurden im Haupttableau 13 Gesellschaften an die Börse gebracht, rund 2,3 Mrd. Dollar sind dabei eingenommen worden. Im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt 28 Transaktionen mit einem Gesamtwert von 8,8 Mrd. Dollar. Als ein Grund für die Zurückhaltung wird die Unsicherheit genannt, die das Brexit-Referendum mit sich gebracht hat.