Mit alternativen Konzepten Risiken managen
Nach einer jahrzehntelangen Bond-Rally und einer seit der Finanzkrise andauernden Aktienhausse steht das Investmentumfeld vor großen Veränderungen. Marktneutrale Strategien können dabei sowohl das Renditepotenzial steigern als auch das Risiko minimieren. Investoren sind daher wieder stärker an regulierten “Hedgefonds-Strategien” interessiert.Die Asset-Allokation, die Aufteilung von Vermögen auf verschiedene Assetklassen, wurde von der Investmentindustrie stets als die Königsdisziplin propagiert. Allerdings war es über viele Jahrzehnte auch relativ leicht, mit einem klassisch gemischten Portfolio aus einer Hälfte Aktien und der anderen Hälfte Anleihen respektable Renditen zu erzielen. Auch sorgte eine einfache Vermögensverteilung auf Anlageklassen für eine Diversifikation, die meist ausreichend war, um das Portfolio vor großen Verlusten zu schützen. Spätestens seit dem Einsetzen der ultralockeren Geldpolitik ist dies nicht mehr gegeben: Das Risiko von Extremereignissen ist gestiegen und auch die Renditen dürften auf mittlere Sicht allgemein niedriger ausfallen. Seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) im März ihre Geldpolitik noch einmal gelockert hat, liegt selbst die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen nur noch knapp über der Nulllinie. Im negativen Bereich “rentieren” weit mehr als die Hälfte aller ausstehenden Bundesanleihen; erst ab einer Laufzeit von neun Jahren dreht die – wohlgemerkt: nominale – Rendite in den positiven Bereich. Mit zunehmender Duration und zunehmendem Exposure zu höher rentierlichen Segmenten wie Unternehmensanleihen und Emerging Markets Bonds steigt aber auch das Verlustrisiko.Auch die Aktienmärkte nähern sich nach einer langen Rally einem Bewertungsniveau, das nicht mehr viel Potenzial erwarten lässt. Vielmehr wird von einer starken Ausdifferenzierung verschiedener Regionen und Sektoren ausgegangen. Volatilität nimmt weiter zuAuch 2016 nimmt nach Ansicht der Experten die Volatilität weiter zu – und zwar sowohl auf den Anleihe- als auch auf den Aktienmärkten. Die historisch niedrige Schwankungsbreite der vergangenen Jahre war der beispiellosen Geldpolitik der Zentralbanken zu verdanken; wie sensibel die Märkte auf jede Veränderung dieser Politik reagieren, war insbesondere im Vorfeld der Zinserhöhung der Fed und im Nachgang zur Dezembersitzung des EZB-Rats zu beobachten.Der sich daraus ergebenden Herausforderungen sind sich die Investoren bewusst. Bei einer Kundenbefragung im Rahmen einer Investmentkonferenz in Boston 2015 sahen die 180 Teilnehmer der Befragung bereits damals folgende Punkte als Defizit in ihren Portfolien an: das Erzielen ausreichender Rendite (36 %), das Erreichen von regelmäßigen Einkünften (26 %), ein effizientes Management des Drawdown (22 %) und das Management der Volatilität (16 %).Bei einer solchen Ausgangslage ist es daher nicht verwunderlich, dass sogenannte alternative Investments wieder interessant werden. Ergänzend zu illiquiden Assets wie Immobilien und Infrastruktur können sogenannte “Liquid Alternatives” die Anforderungen des neuen Investmentumfelds erfüllen. Dass es Hedgefonds bei europäischen Investoren dennoch schwer haben, liegt vor allem daran, dass die unregulierten, oftmals außerhalb Europas oder der USA (“offshore”) aufgelegten Vehikel häufig eine unzureichende Transparenz aufweisen. In der Krise hat sich zudem gezeigt, dass ihre Liquidität eingeschränkt war. Und, nicht zuletzt, erschweren hohe Mindestanlagebeträge den Zugang für die private Vermögensverwaltung.Diese Bedenken gelten jedoch nicht für Vehikel, die nach der Ucits-Richtlinie aufgelegt sind. Sie folgen festgelegten Standards für Transparenz und Handelbarkeit. Produkte, die nach Ucits-Richtlinien aufgelegt sind, können im regulierten Umfeld zum Einsatz kommen und innerhalb der EU grundsätzlich frei vertrieben werden. Nach einer Untersuchung des Analysehauses Absolut Research hat sich das in Ucits-Fonds mit alternativen Investments verwaltete Vermögen allein von Januar 2015 bis November 2015 um 29 % auf 316 Mrd. Euro erhöht.Europäische Investoren nähern sich demnach Hedgefonds-Strategien wieder an und lernen diese immer besser einzuschätzen. Auf den ersten Blick haben sie sich nämlich seit der Finanzkrise schwächer entwickelt als traditionelle Anlageklassen. Von Februar 2009 bis Februar 2016 haben globale Aktien eine Rendite von 15,4 % pro Jahr geliefert, während Hedgefonds-Strategien nur etwas mehr als 5,3 % jährliche Wertsteigerung erreichten. Auch wenn man die Performance der aggregierten Hedgefonds (HFI) mit der eines gemischten Portfolios (60 % MSCI World/40 % Barclays Global Aggregate Bond) vergleicht, schneidet das gemischte Portfolio mit 12,4 % p. a. besser ab.Betrachtet man die letzten 25 Jahre jedoch im Vergleich, hat sich der Wert des HFRI Composite Index verzwölffacht, der eines gemischten Portfolios hingegen nicht einmal versechsfacht. Noch wichtiger: die geringere Schwankungsbreite. Während der MSCI World Index zwischen Oktober 2008 und März 2009 mehr als 30 % und schließlich nochmals 10 % im August 2011 verloren hat, hat der Lyxor Hedgefonds-Index (HFI) selbst in diesen kritischen Phasen nur jeweils 2,7 % beziehungsweise 2,8 % an Wert eingebüßt. Nach Berechnungen von Pioneer Investments lag das Verlustpotenzial von Liquid Alternatives im Vergleichszeitraum somit weiter unter dem von klassischen Assetklassen. Unterschiede kein GeheimnisDass es zwischen den einzelnen Strategien innerhalb der breiten Indizes große Unterschiede gibt, ist kein Geheimnis. Umso wichtiger ist es daher, die richtigen Strategien im großen Universum der Hedgefonds zu wählen und die Ursachen und wichtigsten Faktoren für deren Performance zu kennen. Für die bekanntesten und am häufigsten eingesetzten Strategien gelten folgende Beobachtungen:Long/Short-Aktienstrategien kaufen die von ihnen als unterbewertet angesehenen Aktien und betreiben dabei gleichzeitig Leerverkäufe (“Short Selling”) der als überbewertet angesehenen Aktien. Das Exposure zum Gesamtmarkt kann in einem solchen Portfolio sehr unterschiedlich ausfallen, je nach Verhältnis zwischen Long- und Short-Positionen. Um von der Marktentwicklung unabhängige Erträge zu generieren, nutzen Long/Short-Equity-Manager häufig sogenannte “Pair Trades”. Bei diesen Transaktionen wird bei einer Aktie, für die der Manager eine negative Entwicklung erwartet, eine Verkaufsposition eingegangen, während er die Aktien eines Unternehmens aus der gleichen Branche, für das er eine positive Erwartung hat, kauft. So kann er Erträge allein dadurch erwirtschaften, dass sich die Kaufposition besser als die Verkaufsposition im Pair Trade entwickelt – unabhängig von der Gesamtrichtung des Aktienmarktes.Long/Short-Credit-Fonds versuchen, aus Ineffizienzen bei Zinsprodukten Profit zu schlagen. Diese Strategien weisen strukturell eine geringe Volatilität auf, können allerdings in Zeiten erheblicher Risikoaversion wie etwa 2008 stark durch eine Verschlechterung der Liquiditätsbedingungen beeinträchtigt werden.CTA (auch “Managed Futures” genannt) handeln mit Futures eines sehr breiten Spektrums von Assetklassen und Regionen. Die Anlagemethode ist prinzipiell systematisch und basiert auf statistischer Datenanalyse sowie einem technischen Ansatz zur Trendanalyse – in beide Richtungen. Es handelt sich hierbei um eine reine Diversifizierungsstrategie, die am besten bei starken Trendsignalen funktioniert.Einen größeren Ermessensspielraum bei der Nutzung gesamtwirtschaftlicher Tendenzen haben die Manager von Global-Macro-Fonds. Im Gegensatz zu CTA verzeichneten Global-Macro-Fonds in beiden Baissemärkten einen Verlust und profitierten nur mäßig von dem Aufschwung im zweiten Halbjahr 2013. Dennoch sind die Erträge im Vergleich zum Gesamtmarkt relativ robust.Schließlich gibt es noch die sogenannten Event-Driven-Strategien. Sie lassen sich bei der Anlage von Ereignissen leiten, die sich auf die investierten Unternehmen auswirken: Fusionen, Akquisitionen, Restrukturierungen, Kampagnen von aktivistischen Investoren etc. Im Allgemeinen reagieren sie stärker auf Marktvolatilität, erleiden also in Baissemärkten größere Verluste als andere Strategien, weisen dafür aber auch ein größeres Gewinnpotenzial auf, wenn die Märkte wieder anziehen. Richtig kombinierenDieser Überblick über die Leistung von Hedgefonds-Strategien in verschiedenen Marktzyklen zeigt, wie sehr es darauf ankommt, die richtigen Strategien miteinander zu kombinieren. Nur so gelingt es, ein Portfolio zu konstruieren, dessen Elemente in allen Phasen minimal untereinander korrelieren, jeweils einen Wertbeitrag liefern und die Abwärtsbewegungen reduzieren. Voraussetzung dafür ist das Zusammen-spiel von “top down” geführter fundamentaler Makroanalyse, “bottom up” geführter Fondsbewertung, bei der insbesondere die Managerleistung einbezogen wird, und quantitativ geführten Risikomanagements.Pioneer Investments verfügt in London über ein Team, das in den letzten zehn Jahren bewiesen hat, dass es genau diese Fähigkeit zur Managerselektion besitzt. Entlang den beschriebenen Indikatoren und den sich für die Anleger im aktuellen Umfeld stellenden Herausforderungen hat dieses Team einen neuen Ucits-Dachhedgefonds, den “Pioneer Funds Solution – Diversified Alpha”, aufgelegt. Dieser ist sowohl für institutionelle als auch semiinstitutionelle Investoren zugänglich. Das Portfolio aus 25 bis 35 Hedgefonds verteilt sich zu 60 bis 80 % auf Aktienstrategien und zu 15 bis 25 % auf andere Strategien wie Credit, CTA oder Macro.Ziel des Fonds ist es, eine Rendite von Eonia plus 4 bis 6 % zu erwirtschaften – und das bei einer Volatilität von 3 bis 5 %. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass eine Beimischung von “Liquid Alternatives” in Höhe von 20 % zu einem ansonsten gleichgewichtig aus globalen Aktien und globalen Anleihen bestehenden Portfolio eine Verbesserung der risikoadjustierten Rendite erzielen wird. Damit adressiert Pioneer Investments die meisten Anliegen der an Hedgefonds-Strategien interessierten Investoren in einem einzigen Produkt: ein fundamental solides Portfolio, effektive Diversifikation, verbessertes Ertragspotenzial und Schutz vor Extremrisiken (“Tail Risks”).—Evi C. Vogl, Deutschlandchefin von Pioneer Investments