Mit Discount-Strategien Aktienrisiko begrenzen
Es ist fast schon eine Binsenweisheit: Im anhaltenden Niedrigzinsumfeld müssen Anleger stärker ins Risiko gehen. Die Botschaft hört man wohl, allein es fehlt der Glaube. An diesen Faust’schen Zwiespalt fühlt man sich erinnert, wenn man die Resultate der GfK-Marktforschung vom Februar dieses Jahres betrachtet. Über 1 000 Bundesbürger hatte das Institut zu ihrem Anlageverhalten befragt. Das Ergebnis ist so eindeutig wie besorgniserregend. Bei der Nennung der genutzten Anlagevehikel belegt das Sparbuch mit 42,2 % den ersten Platz. Es folgen das Festgeld mit 24,7 % und die Tagesgeldkonten mit 17,7 %.In anderen Zahlen ausgedrückt: Laut Deutscher Bundesbank entfielen Ende 2012 mit über 2 Bill. Euro mehr als 41 % des Brutto-Geldvermögens der Deutschen allein auf Bankguthaben. Die Anlage in Wertpapieren spielte demgegenüber eine untergeordnete Rolle. Sie machte 23 % des Geldvermögens aus. Ein Blick auf die Inflation verdeutlicht, wo das Problem liegt. Bei einer unterstellten Teuerungsrate von nur 2 % pro Jahr beläuft sich die Kaufkraft eines Geldvermögens von 100 000 Euro nach 20 Jahren gerade noch auf rund 67 000 Euro. Um diesen Wertverlust auszugleichen und echte Realzinsen zu erwirtschaften, benötigt der Anleger also mindestens etwas über 2 % Rendite pro Jahr. Mit vermeintlich sicheren, aber renditeschwachen Anlagen wie Sparbüchern oder Tagesgeldkonten ist das gegenwärtig nicht zu schaffen. Nicht schutzlos ausgeliefertAnleger sind dem Risiko an den Kapitalmärkten nicht schutzlos ausgeliefert. Eine Streuung ihres Vermögens über Anlageklassen, Sektoren und Titel kann das Risiko reduzieren. Vorausgesetzt, die Assetklassen korrelieren negativ zueinander.Gerade für risikoscheue Anleger stellen Mischfonds vor diesem Hintergrund eine ideale Anlageform dar. Sie ermöglichen schon mit geringem Kapitaleinsatz die Teilnahme an einem risikokontrollierten, über verschiedene Anlageklassen gestreuten Portfolio.Die Kombination aus Sicherheit und Rendite macht Mischfonds zu einer gefragten Anlageform. Nach Angaben des deutschen Fondsverbandes BVI erzielte sie allein von Januar bis Ende Juli dieses Jahres einen Nettomittelzufluss von 7,5 Mrd. Euro. Entsprechend ihrer Risikopräferenz können Anleger in unterschiedliche Kategorien von Mischfonds investieren. So haben sie die Wahl zwischen defensiven, ausgewogenen und offensiven Konzepten. Die Kategorisierung entspricht dem Anteil der risikobehafteten Assetklassen am Gesamtportfolio.Unterscheiden lassen sich Mischfonds auch nach der Anzahl der berücksichtigten Assetklassen. Die Varianten reichen von einfachen Mischfondskonzepten, bei denen Fondsmanager in Aktien, Renten und Cash investieren, bis zu sehr breiten Ansätzen, bei denen die Manager auch Rohstoffe, Immobilien und Währungen berücksichtigen. Mehr Assetklassen garantieren allerdings nicht automatisch bessere Ergebnisse. Eine Untersuchung des Analysehauses Morningstar aus dem Juli zeigt, dass diejenigen, die vollkommen flexibel in die verschiedenen Assetklassen investieren dürfen, ihre Freiheiten nicht immer optimal nutzen konnten. Steuerung der AktienquoteAktien sind Bestandteil eines jeden Mischfonds. Richtig eingesetzt können sie die dringend benötigte Mehrrendite liefern. Gleichzeitig bergen sie vor allem auf kurze Sicht ein erhöhtes Risiko. Die Steuerung der Aktienquote und damit die Reduzierung des Risikos im Fonds ist eine zentrale Herausforderung für die Manager vor allem defensiver und ausgewogener Mischfonds. Dabei können sie auf ein Spektrum unterschiedlicher Instrumente zurückgreifen. Zu diesen zählen unter anderem Discount-Strategien.Die klassische Discount-Strategie ist das sogenannte Covered Call Writing. Hier verkauft der Fondsmanager eine Call-Option auf eine Aktie oder einen Aktienindex im Depotbestand. Sie räumt dem Käufer das Recht ein, eine bestimmte Menge des Basiswertes (etwa der Aktie oder des Aktienindex) zu einem festgelegten Ausübungspreis zu kaufen. Dafür zahlt der Käufer eine Optionsprämie. Die vereinnahmte Prämie reduziert den Einstandspreis des zugrunde liegenden Basiswertes und wird als Discount bezeichnet.Notiert der Basiswert am Stichtag der Option oberhalb des festgelegten Ausübungspreises (Cap), wird der Käufer von seinem Kaufrecht Gebrauch machen. Der Optionsverkäufer hat im Gegenzug zu liefern und bekommt den verabredeten Kaufpreis. Bleibt der Basiswert unterhalb des Ausübungspreises, verfällt der Call wertlos. Die Optionsprämie hat der Fondsmanager aber in beiden Fällen vereinnahmt. Der Vorteil von Discount-Strategien liegt also in der Erzielung einer Optionsprämie. Diese ermöglicht eine risikoreduzierte Partizipation am Aktienmarkt. Konkretes BeispielEin Beispiel: Der Fondsmanager erwirbt eine Aktie zum Kurs von 100 Euro und verkauft gleichzeitig eine Option mit einer Prämie von 10 % und einem Cap von 105 Euro. Dies reduziert den Kaufpreis für den Basiswert auf 90 Euro. Steigt der Kurs des Basiswertes zum Ausübungstermin der Option auf 105 Euro, so erzielt der Manager eine Rendite von 16,67 %. Diese erhöht sich auch dann nicht, wenn der Kurs über den Wert von 105 Euro steigt, da der Ertrag durch den Cap gedeckelt ist. Darüber hinaus dienen Discount-Strategien in fallenden Märkten als Risikopuffer. Denn bezogen auf das genannte Beispiel erzielt der Fondsmanager auch bei einem Kursrückgang von 5 % immer noch einen Gewinn von 5,56 %. Selbst bei einem Kursrückgang von 10 % bleibt das eingesetzte Kapital erhalten. Das Verlustrisiko eines Aktieninvestments lässt sich mit Hilfe von Discount-Strategien also deutlich reduzieren.Grundsätzlich verfolgt der Fondsmanager mit Discount-Strategien einen deutlich aktiveren Managementansatz, da er immer sowohl Eigentümer als auch möglicher Verkäufer einer Aktie ist: Ist es für ihn als Verkäufer von Call-Optionen erfreulich, wenn der Preis dafür aufgrund zunehmender Schwankung des Basiswertes (Volatilität) steigt, bedeutet dies umgekehrt, dass der Basiswert möglicherweise Gefahr läuft, deutlich an Wert zu verlieren bzw. nur begrenzt zu steigen. Die Gegenpartei ist bereit, einen höheren Preis für Optionen zu bezahlen. Hier ist der Fondsmanager nun gezwungen, sich einen Überblick über die Erwartungen des Marktes zu schaffen und seine Position im Hinblick auf Ausübungspreis und Laufzeit sinnvoll zu wählen.Die Analyse der Derivatemärkte bis tief in einzelne Optionsserien ist bei der Auswahl der Instrumente ein wichtiges Hilfsmittel. Dabei betrachtet der Manager die Entwicklung der Struktur der offenen Positionen an den Optionsmärkten. Diese dient als Faktencheck zu den täglichen Marktberichten und bekommt damit, im Vergleich zur langfristigen fundamentalen Einschätzung, einen hohen Stellenwert bezüglich der Einschätzung der künftigen Preisentwicklung des jeweiligen Basiswertes. Seit Jahren im EinsatzDie Nutzung von Volatilitätskennziffern beim Einsatz von Discount-Strategien begünstigt somit eine antizyklische Aktienquotensteuerung. Der Verkauf von Optionen wird erst dann interessant, wenn eine bestimmte Volatilität im Markt vorhanden ist und Investoren damit bereit sind, überdurchschnittlich hohe Prämien zu zahlen. Gleichzeitig ist die Zunahme der Volatilität in der Regel ein Indiz für die Erwartung fallender Preise im Basiswert. Erhöht der Manager in dieser Marktbewegung seine Aktienquote und verkauft er im Gegenzug eine (teure) Option, wird der Basiswert vergleichsweise günstig erworben. Im Falle der Ausübung der Option durch die Gegenpartei wird die Position zum Ausübungspreis wieder verkauft.Pioneer Investments wendet den beschriebenen Ansatz seit Jahren bei seinem ausgewogenen Mischfonds “Pioneer Investments Discount Balanced” an. Die Discount-Strukturen werden dabei nicht über Discount-Zertifikate aufgebaut, sondern über den Kauf von börsengehandelten Indexfonds bei gleichzeitigem Verkauf von Call-Optionen hergestellt. Dadurch kann das Emittenten-/Liquiditätsrisiko bei Zertifikaten vermieden werden, und es können im Vergleich zu Zertifikaten geringere Kosten erreicht werden. In den vergangenen drei Jahren erzielte der Fonds mit diesem risikokontrollierten Ansatz eine Wertentwicklung von 18,5 % oder 5,8 % pro Jahr (per Ende September 2013). Aufgrund seines antizyklischen Profils, seiner konstanten Wertentwicklung und seiner geringen Volatilität kann der Discount Balanced ein Basisinvestment sein, das zur Performanceglättung im Portfolio beiträgt.—Herbert Ruf, Portfoliomanager bei Pioneer Investments