Mit High-Yield-Anleihen bei Niedrigzins punkten

Eine der widerstandsfähigeren Risiko-Assetklassen

Mit High-Yield-Anleihen bei Niedrigzins punkten

Die Wahl der richtigen Kapitalanlage war noch nie so schwierig wie heute. Vor allem professionelle Investoren stehen momentan von mehreren Seiten unter Druck: Die Zinsen für Staatsanleihen sind niedrig und hinzu kommt, dass sie ihren Nimbus als “sicherer Hafen” verloren haben. An den Aktienmärkten ist trotz des aktuellen Aufwärtstrends die Volatilität noch immer hoch und die Eurokrise sorgt für eine anhaltende Verunsicherung. Zwar nahm der Ende Februar durchgeführte Dreijahrestender der Europäischen Zentralbank Druck von den Peripheriestaaten und reduzierte die Sorgen um das Bankensystem. Ob diese Maßnahme jedoch zu einer langfristigen Beruhigung der Situation führt, ist umstritten. Sehr niedrige RealzinsenUnbestritten hingegen ist, dass die Zinsen auch in Zukunft niedrig bleiben. In den USA hat die Federal Reserve angekündigt, die Zinsen bis Ende 2014 nicht zu erhöhen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch in Europa ab – die Zinsen werden noch lange unterhalb der Inflationsrate liegen. In diesem Niedrigzinsumfeld lässt sich mit “sicheren” Staatsanleihen kein realer Kapitalerhalt erwirtschaften. Die realen Zinsen – Rendite minus Inflationserwartungen – für Staatsanleihen bester Bonität und Investment-Grade-Anleihen sind zum Teil bereits negativ oder wenig attraktiv. Alternativen gesuchtViele Anleger sind deshalb auf der Suche nach Alternativen, schrecken aber angesichts der beiden Crashs der letzten zehn Jahre vor dem Kauf von Aktienfonds zurück. Denn noch immer können überraschende Ereignisse an den Aktienmärkten zu Kursschwankungen im zweistelligen Prozentbereich führen. Institutionelle Anleger haben einen großen Bedarf an einfachen, transparenten und liquiden Produkten mit kalkulierbarem Auszahlungsprofil. Sie wollen und müssen bei überschaubarem Risiko auch in schwierigen Zeiten eine positive Rendite erzielen.Angesichts des anhaltend niedrigen Zinsniveaus, eines unbeständigen makroökonomischen Umfeldes sowie starker Unternehmensbilanzen rücken deshalb Unternehmensanleihen insbesondere aus dem High-Yield-Bereich in den Fokus der Anleger. Die hochverzinslichen Anleihen haben im Vergleich zu Staatsanleihen und Investment-Grade-Anleihen eine geringe Zinssensibilität, bieten zudem eine Alternative zum noch volatileren Aktienmarkt und verfügen deshalb über ein attraktives Rendite-Risiko-Profil. Verbesserte BonitätsqualitätWegen ihrer geringen Kreditqualität haben die hochverzinslichen Anleihen Ratings von “BB” oder schlechter. Die erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit der Unternehmenspapiere wird den Anlegern zurzeit mit einer attraktiven Rendite adäquat bezahlt. Und mit Blick auf die Kreditrisiken kann man bei Anleihen vieler Unternehmen wie beispielsweise Lufthansa, Fresenius Medical Care oder Peugeot schon lange nicht mehr von “Junk Bonds” oder “Ramschanleihen” sprechen. Gerade das unsichere Umfeld der letzten Zeit und die noch frische Erinnerung an die Finanzkrise veranlassten viele Unternehmen dazu, solide zu wirtschaften und ihre Bilanzen zu stärken. Unternehmen verringerten ihren Verschuldungsgrad und haben Liquidität aufgebaut. Diese Entwicklung hat sich auch in zunehmender Bonitätsqualität und höheren Ratings der Unternehmen bemerkbar gemacht. Nur noch 6 % der Emittenten für Hochzinsanleihen haben ein “CCC”-Rating, während Ratingagen – Fortsetzung Seite B 6turen bereits über 60 % der Unternehmen eine Kreditwürdigkeit von “BB” bescheinigen.Nach den Erfahrungen in den Krisenjahren 2008 und 2009 stellt ein geringes konjunkturelles Wachstum für Unternehmen im High-Yield-Bereich kein signifikantes Problem dar. Die Unternehmen sind besser gerüstet und können auch ein Jahr ohne Wachstum gut überstehen. Gut geführten Unternehmen gelingt es auch in moderaten Wachstumsphasen ihren Cash-flow zu generieren und Schulden abzubauen. Im Gegenteil dazu kann es sich sogar negativ auswirken, wenn die Wirtschaft zu schnell und zu stark wächst. In solchen Phasen tendieren viele Unternehmen dazu, zu selbstsicher zu sein und ihren Verschuldungsgrad deutlich zu erhöhen.Wie stabil die Anlageklasse mittlerweile ist, zeigte sich in der zweiten Hälfte 2011. Zwar wurde auch der High-Yield-Markt von den Auswirkungen der Schuldenkrise getroffen, da Anleger vor allem aus risikoreicheren Anlageklassen Gelder abzogen. Aber während dieses Einbruchs zeigten sich die High-Yield-Unternehmensanleihen als eine der widerstandsfähigeren Risiko-Assetklassen und brachten den Anlegern nur leichte Verluste. Im Durchschnitt gaben die Papiere um 2,5 % nach. Auch derzeit sind die wirtschaftlichen Aussichten für Europa schwierig, aber viele Unternehmen sind mit Blick auf ihre Verschuldung, ihre Liquidität und ihre Bilanzkennzahlen gut aufgestellt. Aufgrund dessen liegen derzeit die Ausfallraten – das Hauptrisiko von Hochzinsanleihen – auf einem historisch niedrigen Niveau.Standard & Poor’s, die Unternehmen mit und ohne Rating betrachten, hat einen eher pessimistischen Blick auf den Markt. Die Ratingagentur geht davon aus, dass bis Ende 2012 zwischen 5,5 und 7,5 % der Schuldner ihre Anleihen nicht mehr bedienen können. Der Ausblick von J. P. Morgan für den europäischen High-Yield-Markt 2012 ist deutlich positiver. Die amerikanische Bank prognostiziert für 2012 eine Ausfallrate von 2 %. Zur Erinnerung: 2009 lag die Ausfallrate spekulativer Anleihen bei noch mehr als 10 %.Professionelle Anleger sollten aber nicht allein die geringen Ausfallraten im Blick haben, wenn sie sich für ein Investment im High-Yield-Bereich entscheiden. Eines der wichtigsten Merkmale ist die Qualität des Unternehmens – stimmen die Fundamentaldaten, sind die Unternehmen gut aufgestellt und können die Unternehmen einen Stimmungsumschwung aushalten? Ebenso entscheidend ist die selektive Auswahl der Titel. Den zyklischen Sektor haben wir in der Regel in unseren Fonds untergewichtet, während wir defensive Werte derzeit übergewichten.Gegenwärtig haben wir beispielsweise die Verpackungsindustrie übergewichtet, da sie von einer höheren Ertragsqualität profitiert. Untergewichtet ist demgegenüber die Automobilbranche mit Fokus auf den europäischen Markt. In dieser unsicheren Umgebung schätzen wir vor allem die Ertragsqualität eines Unternehmens. Aber wir sind auch bereit, ein wenig mehr Risiko einzugehen, wenn wir von der Qualität des gesamten Unternehmens überzeugt sind.Zurzeit finden Investoren ein reichhaltiges Angebot an interessanten High-Yield-Anleihen. Die zögerliche Kreditvergabe der Banken treibt das Wachstum des Marktes an. Nach Einschätzung von Moody’s werden die Banken aufgrund schärferer Regularien – wie höherer Eigenmittel und höherer Liquiditätsanforderungen – in Zukunft bei der Kreditvergabe noch selektiver vorgehen. Bereits 2010 erreichte das Neuemissionsvolumen europäischer Hochzinsanleihen mit über 50 Mrd. Euro seinen bisherigen Höchststand.Und mit einer weiteren Steigerung des Emissionsvolumens ist zu rechnen, denn die Ratingagentur Moody’s hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Unternehmen in Europa, im Nahen Osten und Afrika herab- als heraufgestuft. Je mehr Unternehmen mit geringer Bonität sich am Kapitalmarkt refinanzieren müssen, desto höher werden die Emissionstätigkeiten am Markt für spekulative Anleihen sein. Die Ratingagentur schätzt, dass sich der Refinanzierungsdruck der Unternehmen in anlegerfreundlichen Konditionen und konservativ strukturierten Papieren niederschlägt und 2012 ein Käufermarkt wird.