Mit Smart-Beta-Strategien den Klimaschutz fördern

Immer mehr Gelder werden nachhaltig angelegt - Zusammenarbeit mit renommierten Spezialisten notwendig

Mit Smart-Beta-Strategien den Klimaschutz fördern

Das Thema Nachhaltigkeit spielte für institutionelle Investoren lange Zeit keine tragende Rolle. Schlagwörter wie Social Responsible Investments (SRI) oder ESG-Kriterien waren in Verbindung mit Kapitalanlagen sogar teils negativ behaftet. Häufig galten sie schlicht als Renditekiller. Mit der zunehmenden Wertschätzung für soziale und insbesondere ökologische Aspekte in der Gesellschaft erfreut sich nun aber auch das Thema nachhaltige Investments wachsender Beliebtheit. Immer mehr Assetmanager, Institutionen und Banken gestalten ihre Investmentprozesse unter angemessener Berücksichtigung von ökologischen (environmental), sozialen (social) und Governance-bezogenen Aspekten (ESG-Kriterien). Keine ModeerscheinungDass das Thema Nachhaltigkeit keine Modeerscheinung ist, unterstreicht auch die wachsende Zahl politischer und regulatorischer Initiativen zu seiner Durchsetzung. So verlangt etwa Artikel 173 des französischen Energiewendegesetzes bereits heute von institutionellen Investoren, die Klimabilanz ihrer Portfolien öffentlich zu machen. Auch die Europäische Kommission hat jüngst ihren Abschlussbericht und finale Handlungsempfehlungen der High-Level Expert Group (HLEG) für nachhaltige Finanzen veröffentlicht. Der Bericht befasst sich ausdrücklich auch mit den ESG-Pflichten von institutionellen Anlegern und Vermögensverwaltern und deren Offenlegungspflichten.Dementsprechend wird die Nachfrage nach nachhaltigen und verantwortungsbewussten Geldanlagen nicht mehr ausschließlich von Investoren mit hoher Werteorientierung, wie beispielsweise Kirchen und Stiftungen, getrieben. Durch neue Gesetze und gesellschaftliche Anforderungen werden auch immer mehr Investoren, die traditionell ihren Fokus auf Renditemaximierung gelegt haben, zu einem Umdenken gezwungen. Diese Entwicklung spiegelt sich im rasanten Anstieg des nachhaltig verwalteten Vermögens und einem wachsenden Produktspektrum wider. Zum Jahresende 2016 waren in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereits knapp 420 Mrd. Euro nachhaltig angelegt – und das bei einer Zuwachsrate von 30% gegenüber dem Vorjahr (“Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2017 – Deutschland Österreich und die Schweiz”). Wissenschaftlich anerkanntInsbesondere der Klimawandel gehört zu den großen Herausforderungen unserer Zeit, denn alle Länder sind von ihm in der einen oder anderen Form betroffen. Die Auswirkungen des Klimawandels sind mittlerweile sowohl wissenschaftlich als auch politisch anerkannt und vielfach diskutiert. Sie reichen von anhaltenden Dürren über das Schmelzen von Gletschern und Aussterben von Tierarten bis hin zur Gefährdung ganzer Volkswirtschaften. Klimawissenschaftler sind sich einig, dass diese Entwicklung durch die von Menschen verursachten CO2-Emissionen vorangetrieben wird.Ein entscheidender Schritt hin zu erneuerbaren Energien und demnach weg von schädlichen CO2-Emissionen ist das Klimaschutzabkommen von Paris. Im Dezember 2015 haben 195 Mitgliedstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) ein Übereinkommen verabschiedet, u.a. mit dem Ziel, den globalen Temperaturanstieg auf unter zwei Grad zu begrenzen.Zur Erreichung dieses ehrgeizigen Ziels können und müssen auch zielgerichtete Investitionsströme einen Beitrag leisten. Doch auch wenn sich Investoren, ob freiwillig oder nicht, ihrer Verantwortung zunehmend bewusst werden – die Angst, zugunsten von Klimazielen Renditechancen zu verspielen, bleibt verbreitet. Aktuelle Studien belegen allerdings, dass das Gegenteil der Fall ist. Wissenschaftler und Investoren um den Hamburger Forscher Alexander Bassen untersuchten in einer im “Journal of Sustainable Finance & Investment” veröffentlichten Metastudie den Zusammenhang zwischen ESG und der finanziellen Entwicklung von Unternehmen. Mehr als 90 % der analysierten 2 200 empirischen Einzelstudien kamen zu dem Ergebnis, dass es keinen negativen Einfluss von ESG-Kriterien auf die finanzielle Entwicklung gab. Die große Mehrheit der Untersuchungen belegte sogar einen positiven Effekt.Solch einen positiven Zusammenhang kann man auch bei einer Fokussierung auf klimarelevante Daten in der Investmententscheidung erwarten. In einigen europäischen Staaten sind Unternehmen und Finanzinvestoren inzwischen verpflichtet, ihre CO2-Bilanz zu veröffentlichen. Werden Unternehmen mit einer schlechten CO2-Bilanz zunehmend gemieden, wird sich dies auch in deren Unternehmenswert niederschlagen. Umgekehrt könnten Unternehmen mit einer attraktiven CO2-Bilanz und einer robusten Strategie zur Energiewende profitieren. Investoren könnten also durch die gezielte Investition in diesen “Low Carbon Faktor” langfristig eine positive Wertentwicklung erzielen.Nachhaltig orientierte Banken unterstützen diesen Trend bereits heute mit der Entwicklung von innovativen Investmentstrategien, die Klimaschutzziele und Renditeanforderungen der Investoren stärker miteinander in Einklang bringen. So werden Klimaschutz und Profitabilität schlussendlich komplementäre Ziele. Indexoptimierte Strategien Damit institutionelle Investoren Anlagen in ökologisch nachhaltige Verwendungen lenken und somit Klimarisiken in ihren Portfolien reduzieren können, benötigen sie geeignete Instrumente. Diese müssen sowohl dem Ziel als auch der Größenordnung nach der Herausforderung, die der Klimawandel darstellt, Rechnung tragen. Mit Nischenprodukten alleine, so gut diese im Einzelnen sein mögen, wird die erforderliche Verschiebung in der Kapitalallokation nicht zu meistern sein. Benötigt werden vielmehr marktbreite Lösungen. Eine wichtige Rolle spielen dabei indexoptimierte Aktienstrategien mit klarem Fokus auf Klimaziele. Bei diesen auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Smart-Beta-Aktien-Strategien werden die Portfoliounternehmen im Gegensatz zu den meisten passiven Indexinvestments nicht kapitalmarktgewichtet, sondern abhängig von ihrer ESG-Verträglichkeit ausgewählt. Ein Beispiel für einen Fonds, der eine passive Indexstrategie mit Fokus auf Klimaaspekte nutzt, ist der THEAM Quant-Equity Europe Climate Care. Geprüftes UniversumUm hohe ethische Standards zu gewährleisten, ist es wichtig, bei der Indexkonstruktion mit einem renommierten Spezialisten zusammenzuarbeiten. Anbieter wie etwa Vigeo verfügen über große Expertise im Bereich Nachhaltigkeit. Neben generellen ESG-Daten kann sich diese in Form von Daten zu CO2-Bilanzen und Energiewendeplänen von Einzelunternehmen manifestieren.Ausgangspunkt für die Auswahl der Einzelaktien ist ein durch den Partner nach ESG-Kriterien geprüftes Aktienuniversum, das zusätzlich auf klimarelevante Indikatoren untersucht wird. Will man dem Klimawandel langfristig begegnen, ist der Fokus auf die CO2-Bilanz von Unternehmen jedoch nicht ausreichend. Deshalb geht BNP Paribas einen Schritt weiter. Potenzielle Kandidaten werden nicht ausschließlich auf Basis ihrer aktuellen CO2-Emissionen ausgewählt – auch ihre Strategie zur Energiewende wird bewertet, um ein ganzheitliches Bild von der Attraktivität des Unternehmens zu gewinnen. Richtige Balance treffenBei der Portfoliokonstruktion kommt es darauf an, die richtige Balance zu treffen zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten. Neben der Optimierung nach ökologischen Kriterien soll das finale Portfolio eine ähnliche Rendite wie große Indizes, etwa der Stoxx 600, aufweisen und ausreichend liquide und diversifiziert sein, um Kosten- und Risikoaspekte zu optimieren.Das optimale Portfolio hat einen erwarteten Tracking Error gegenüber dem Vergleichsindex von maximal 5 % pro Jahr, eine um mindestens 50 % verbesserte CO2-Bilanz gegenüber dem Vergleichsportfolio und das bestmögliche Energiewende-Ergebnis unter den gegebenen Restriktionen. Vorteile aus aktiv und passivSmart-Beta-Strategien wie die des THEAM Quant-Equity Europe Climate Care vereinen Vorteile aus der passiven und aktiven Investmentwelt. Mit solchen regelbasierenden Strategien erhalten Investoren einen kosteneffizienten Zugang zum “Low Carbon Faktor” – und zwar ohne befürchten zu müssen, dass die Renditeentwicklung hinter der von Indizes wie dem Stoxx 600 zurückbleibt.Es sind Strategien wie diese, die in Zukunft eine wirklich spürbare Umlenkung von Investments in klimafreundliche Verwendungen ermöglichen werden. Dass sie gebraucht werden, steht außer Frage.—-Geoffroy WibaultHead of Institutional Clients Germany & Austria, BNP Paribas Corporate & Institutional BankingChristina MohrSystematic Strategy Specialist, Structured Solutions Germany & Austria, BNP Paribas Corporate & Institutional Banking