Mit Vorsicht in das zweite Halbjahr
mic München
Trotz der Erhöhung der Gewinnprognose 2021 im Juli geht der Vorstand der Deutschen Pfandbriefbank vorsichtig in die zweite Jahreshälfte. „Die Spuren der Covid-19-Pandemie sind weiterhin deutlich zu sehen“, sagte Vorstandsvorsitzender Andreas Arndt bei Vorlage der endgültigen Halbjahreszahlen „Wir gehen weiter davon aus, dass sich die schlussendlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie erst mit Verzögerungen im zweiten Halbjahr stärker zeigen werden.“ Dies werde insbesondere dann der Fall sein, wenn die Stützungsprogramme ausliefen und die Überlebensfähigkeit von kleineren Unternehmen getestet werde.
Mit diesem Vorsichtsprinzip begründete Arndt, dass die Deutsche Pfandbriefbank die Risikovorsorge in den ersten sechs Monaten per Managemententscheidung (Management Overlay) um 38 Mill. Euro höher ansetzte, als es die Rechnungslegung verlangt hätte. Die Risikovorsorge halbierte sich trotzdem im Halbjahr auf 33 Mill. Euro (siehe Tabelle). Über die Einstufung der Risikovorsorge werde man entscheiden, wenn man den Jahresabschluss erstelle, sagte Arndt.
Nach einem Drittel des dritten Quartals beobachtet Arndt keinen erhöhten Vorsorgebedarf: „Es gibt keine vermehrten Warnzeichen.“ Im zweiten Quartal sorgte ein Engagement im britischen Einzelhandel dafür, dass die Vorsorge der Stufe 3 mit 8 Mill. Euro dotiert wurde.
Die Transaktionsvolumina lägen im ersten Halbjahr deutlich unter den Werten der ersten Hälfte 2020, sagte Arndt. Sowohl die Investoren als auch die Kreditgeber konzentrierten sich auf die Prime-Segmente: „Die Preise insbesondere in den Bereichen Office, Residential und Logistics sind erstaunlich stabil.“ Dies sei bedingt durch die starke Nachfrage im Prime-Segment und zugleich fehlende Umsätzen in den B- und C-Lagen.
Die Sektoren Hotel und Retail seien dagegen durch deutliche Investitionszurückhaltung geprägt, sagte Arndt. Es machten sich allerdings insbesondere bei Retail-Objekten in bestimmten Märkten erste Erholungstendenzen bemerkbar. Dennoch sei es deutlich zu früh für eine Entwarnung.
Das verstärkte Homeoffice werde den Flächenbedarf für Büros um 20 bis 30% verringern, sagte Arndt. Es gebe keine entsprechenden Untersuchungsergebnisse, doch sei dies sein Bauchgefühl. Gegenläufige Einflüsse würden den Bedarfsrückgang auf 10 bis 15% beschränken.
Höherer Zinsüberschuss
Nach dem Blitzstart in das Jahr 2021 zeigte sich Arndt auch mit dem zweiten Quartal sehr zufrieden. Es habe die ersten drei Monate übertroffen, sagte er in einer Telefonpressekonferenz. Das Ergebnis vor Steuern lag, wie bei Vorlage der vorläufigen Zahlen offengelegt (vgl. BZ vom 29. Juli), mit 62 Mill. Euro mehr als doppelt so hoch als im Vorjahresquartal. Der Vorstand peilt einen Gewinn vor Steuern in einer Bandbreite von 180 bis 220 Mill. Euro an, dies entspricht einem Plus im Vergleich zu 2020 von maximal gut 40%. Zum Halbjahr wurden 114 Mill. Euro erzielt.
Rückenwind gab im zweiten Quartal neben der gesunkenen Risikovorsorge der Anstieg des Zinsergebnisses. Es erhöhte sich um 8% auf 246 Mill. Euro. Die Kosten der Refinanzierung seien gering, erläuterte Arndt. Zudem wirkten Beträge aus vertraglich vereinbarten Zinsuntergrenzen, die negative Kreditzinsen für die Kunden verhinderten, im aktuellen Zinsumfeld margenstabilisierend. Zusätzlich lagen die Entschädigungen für vorzeitig zurückgezahlte Darlehen mit 38 Mill. Euro mehr als doppelt so hoch wie in der ersten Hälfte 2020. Außerdem verbesserte sich das Fair-Value-Bewertungsergebnis um 18 Mill. Euro, weil die Kreditspread-Belastungen 2020 entfielen.
Arndt kündigte an, dass die Deutsche Pfandbriefbank im vierten Quartal über eine weitere Dividendenausschüttung für das Jahr 2020 entscheiden werde. Die Voraussetzungen hierfür hatte die Europäische Zentralbank (EZB) mit der Aufhebung der Ausschüttungsbeschränkungen zum 30. September geschaffen. Gleichwohl habe die EZB vorsichtiges Handeln angemahnt, sagte Arndt: „Das werden wir natürlich entsprechend berücksichtigen.“ Im Mai hatte die Bank 36% des den Stammaktionären zurechenbaren Gewinns ausgeschüttet. Die Regeldividende der Bank sind 50%, hinzu kommt laut Ausschüttungspolitik eine Sonderdividende von 25%.
Rückkehr in die Büros
Das Neugeschäft stieg im ersten Halbjahr von 2,7 auf 3,8 Mrd. Euro. Die durchschnittliche Bruttomarge habe fast stabil bei rund 170 Basispunkten gelegen, sagte Arndt.
Arndt kündigte an, dass die Pfandbriefbank die Büro-Präsenz Anfang des vierten Quartals hochfahren wolle. Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern liefen noch. Er strebe ein bis zwei Tage Homeoffice an, so dass inklusive Urlaub und Fortbildung eine Büro-Quote von 50% bis 70% erreicht werden könnte. Aktuell liege sie noch deutlich unter 50%.
Deutsche Pfandbriefbank | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 246 | 227 |
Provisionsüberschuss | 5 | 3 |
Fair-Value-Bewertung | 2 | −16 |
Realisationsergebnis | 38 | 16 |
Kreditrisikovorsorge | 33 | 70 |
Verwaltungsaufwand | 102 | 97 |
Ergebnis vor Steuern | 114 | 30 |
Nettoergebnis | 97 | 22 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 59 | 61 |
Börsen-Zeitung |