Mittels Express-Zertifikaten mit Vollgas zum Ziel

Clevere Alternative zum Direktinvestment - Im positiven Fall nach wenigen Monaten eine feste Rückzahlung, selbst wenn die Märkte stillstehen sollten

Mittels Express-Zertifikaten mit Vollgas zum Ziel

Der größte deutsche Aktienindex Dax kennt in den ersten Monaten dieses Jahres kein Halten mehr. Die Kursziele vieler Analysten sind mittlerweile erreicht, und Anleger reiben sich verwundert die Augen. Dass der Dax in dieser Schnelligkeit von Rekord- zu Rekordhoch eilt, haben sich die meisten Anleger nicht vorstellen können. Der aktuelle Trend wird aber nicht ewig fortsetzbar sein und könnte in einer längeren Seitwärtsphase münden. Für Anleger, die der Meinung sind, dass sich die Märkte in Zukunft weiter eher horizontal bewegen werden, könnten Express-Zertifikate das passende Anlageprodukt sein. Kurze Laufzeit möglichExpress-Zertifikate sind bereits seit mehr als zehn Jahren am Markt. Das Handelsvolumen in der Produktkategorie lag in Deutschland laut aktueller Börsenumsatzstatistik des Deutschen Derivate Verbands (DDV) im Dezember 2014 bei 45,1 Mill. Euro. Insgesamt gewinnt der Zertifikate-Typ regelmäßig neue Liebhaber dazu. In der Regel beziehen sich die Papiere auf Indizes wie beispielsweise den Euro Stoxx 50, den amerikanischen S & P 500 oder den Dax. Aktienkörbe aus einer Region oder Branche, aber auch Einzelaktien und seit Neuestem Fremdwährungen sind ebenfalls als Basiswert möglich. Nicht ohne Grund steht die gesamte Express-Familie in der Beliebtheitsskala aller derivativen Wertpapiere ganz weit oben, denn sie ermöglicht Privatanlegern attraktive Ergebnisse bei überschaubaren Risiken. Dazu müssen sich die Kurse noch nicht mal bewegen. Dieser Zertifikate-Typ spielt daher besonders in seitwärts tendierenden Märkten seine Stärke aus.Die Funktionsweise ist relativ einfach zu verstehen: Angenommen, eine x-beliebige Aktie kostet 100 Euro. Der Anleger entscheidet sich, statt der Aktie ein Express-Zertifikat auf die Aktie zu kaufen, und zahlt dafür ebenso 100 Euro. Das Zertifikat hat beispielsweise fünf jährliche Beobachtungstermine, an denen eine vorzeitige Rückzahlung geprüft wird (siehe dazu das Auszahlungsprofil). Die Rückzahlungsbeträge steigen im Beispiel jährlich von 110 Euro bis auf 150 Euro. Die Einlösungsschwelle liegt bei 100 Euro. Ein Jahr später am ersten Beobachtungstermin: Die Aktie notiert weiterhin bei 100 Euro. Nun passiert Folgendes: Der Zertifikate-Inhaber erhält 110 Euro zurück. Er kann sich also über eine Rendite von 10 % freuen (abzüglich eines eventuell gezahlten Ausgabeaufschlags), obwohl die Aktie stillstand. Solange die Aktie auf oder über 100 Euro notiert, erhält der Anleger 110 Euro für das Zertifikat. Auch wenn die Aktie bei 120 Euro stünde: Mehr als 110 Euro gibt es nicht. Der Tag, an dem die 110 Euro gezahlt werden, beziehungsweise auch alle folgenden Beobachtungstermine, steht von vornherein fest. Kommt es zur Auszahlung, endet an diesen Tagen auch die Laufzeit des Express-Zertifikats. Situation bei KursrückgangWas passiert jedoch, wenn die Aktie fällt und nach einem Jahr unter der Einlösungsschwelle von 100 Euro notiert? In diesem Fall läuft das Zertifikat ganz normal weiter, und zwar ein weiteres Jahr. Steht die Aktie am zweiten Beobachtungstermin auf mindestens 100 Euro, dann kommt es zur Auszahlung. Und zwar nicht etwa “nur” zu 110 Euro, sondern nun zu 120 Euro. Der Anleger erhält also weitere 10 Euro obendrauf. Steht die Aktie dagegen wiederum unter 100 Euro, passiert das Gleiche wie ein Jahr zuvor: Die Laufzeit verlängert sich um ein weiteres Jahr. In der Regel kann dies maximal fünf Jahre geschehen; irgendwann muss es zur Rückzahlung kommen.Zum Schluss, also nach fünf Jahren, kommt eine Barriere ins Spiel. Denn selbst wenn am letzten Beobachtungstermin die Aktie im Beispiel unter 100 Euro notiert, hat der Anleger, anders als bei einer Aktie, nicht zwangsläufig einen Verlust erlitten. Entscheidend ist dann eine Verlustschwelle (Barriere), die beispielsweise bei 70 Euro liegen kann und dem Anleger bereits beim Kauf des Zertifikats bekannt ist. Liegt also die Aktie am Ende zwischen 70 und 100 Euro, dann gibt es den Emissionskurs von 100 Euro zurück. Steht die Aktie indessen unter 70 Euro, so erfolgt eine Auszahlung in der Höhe des Kurses der Aktie. Seitwärtsmärkte bevorzugtWie die Grafik veranschaulicht, können Express-Zertifikate vor allem in seitwärts und leicht steigenden Märkten voll überzeugen. In diesen beiden Marktphasen schneidet der Zertifikate-Besitzer bei positiver Rendite besser ab als der Aktionär. Selbst in leicht fallenden Märkten bis zur Barriere sieht es für ihn im Gegensatz zum Aktionär besser aus, da er bis auf einen eventuell gezahlten Ausgabeaufschlag keinen Verlust erleidet. In stark fallenden Märkten stimmt die Zertifikate-Auszahlung, wie die Grafik zeigt, mit jener der Aktienanleger überein. Das bedeutet, dass der Aktionär nur in stärker steigenden Märkten besser abschneidet, aber dafür auch in der Bandbreite bis zur Barriere ein deutlich höheres Verlustrisiko tragen muss.Der Express-Zertifikate-Anleger hat, wenn die Zahlung nicht bereits nach einem Jahr erfolgt ist, somit jedes Jahr wieder von Neuem bis zum Ende der Laufzeit die Chance auf eine attraktive, steigende Auszahlung. Nur wenn bis zum Ende der Laufzeit niemals an einem der Beobachtungstage die Ausgangsschwelle überschritten worden ist, kommt die Barriere ins Spiel. Und erst wenn diese unterschritten sein sollte, kommt es zu einem deutlichen Verlust. Express-Zertifikate sind mit unterschiedlichen Merkmalen ausgestattet, beispielsweise mit halbjährlichen Beobachtungsterminen oder wie im Beispiel auch mit jährlich fallenden Einlösungsschwellen. Einer der wichtigsten Faktoren für die Ausgestaltung von Express-Zertifikaten ist neben der Dividendenrendite vor allem die Volatilität des Basiswertes. Bewegt sich dieser mit höheren Ausschlägen, kann der Emittent, in diesem Fall die Deutsche Bank, in der Regel mit besseren Konditionen aufwarten. Das ist auch der Grund, warum Express-Zertifikate auf Einzelwerte häufig die bessere Ausgestaltung aufweisen können. Frühzeitiges LaufzeitendeDas häufigste Problem: Bei der Entscheidung für ein Express-Zertifikat muss sich der Anleger darüber immer im Klaren sein, dass dessen Laufzeit unter Umständen früher als erwartet mit einem Gewinn endet und er dann neue Anlageentscheidungen treffen muss.—Nicolai Tietze, Produktexperte, Deutsche Asset & Wealth Management