Mobile Banking auf dem Vormarsch

Beratungsgesellschaft Bain empfiehlt Alternativen zu stationären Verfahren wie PC und Filiale

Mobile Banking auf dem Vormarsch

Mobile Banking per Smartphone oder Tablet ist auf dem Vormarsch – doch nicht überall. Während Deutschland hinterherhinkt, spielen Bankkunden in den USA offenbar Vorreiter. Dort werden Bankgeschäfte zunehmend mobil von unterwegs getätigt. Dies geht aus einer Studie von Bain & Company hervor.kb Frankfurt – Banken werden zunehmend digital. Die Entwicklung bei der Digitalisierung des Leistungsangebots der Institute ist weltweit jedoch recht unterschiedlich: Deutschland hinkt teilweise deutlich hinterher. Dies geht aus einer Studie der Beratungsgesellschaft Bain & Company hervor, in deren Rahmen 150 000 private Kontoinhaber aus 14 Ländern zu ihren Banking-Gewohnheiten und -Zugangswegen befragt wurden. Dabei zeige sich laut Studie, dass Online-Bankgeschäfte in den meisten Ländern nicht mehr nur vom stationären Computer getätigt werden. Digitale Alternativen und speziell das Mobile Banking hätten sich fest etabliert, schreiben die Bain-Spezialisten. Schlusslicht DeutschlandDie USA spielen dabei offenbar Vorreiter. Dort hätten bereits 32 % der Befragten erklärt, dass sie in den dem Befragungszeitpunkt vorangegangenen drei Monaten im Jahr 2012 ihr Smartphone oder einen Tablet-Computer für Bankgeschäfte genutzt hätten. Vor einem Jahr sollen es laut Bain erst 21 % gewesen sein. Deutschland bilde dagegen das Schlusslicht bei der Integration des Mobile Banking in das Kundengeschäft. Der Studie zufolge nutzten 2012 lediglich 16 % der Befragten Mobile Banking via Smartphones oder Tablets. In keinem anderen Land liege dieser Anteil niedriger. Die geringe Nutzungsquote könnte laut Bain auch damit zusammenhängen, dass sich Smartphones in Deutschland erst seit 2010 auf breiter Front durchsetzen. Ob Sicherheitsbedenken zur Zurückhaltung beim Mobile Banking in Deutschland führten, wurde in der Studie nicht gefragt. Dort wird vielmehr kritisiert, dass die meisten Banken bisher noch zu zögerlich in mobile Anwendungen investieren würden. Sie würden dabei große Einsparpotenziale vernachlässigen. “Deutschlands Banken müssen erkennen, dass neue Prozesse über mobile Endgeräte nicht nur effizient sind und dazu beitragen, Kosten einzusparen. Sie sind zugleich überaus bequem und ein weiterer Schritt in Richtung einer größeren Kundenfreundlichkeit”, unterstreicht Dirk Vater, Partner bei Bain & Company in Frankfurt und weltweiter Leiter für Retail Banking.Deutschlands Bankkunden sind nach Erkenntnissen der Studie aber durchaus technikaffin. So würden 90 % der Befragten Geldautomaten nutzen und 80 % Online-Banking. Doch im Online-Banking würden bisher nur Basisanwendungen offeriert im Vergleich zu vielfältigeren Angeboten von Banken etwa in Australien und Südkorea.Immerhin 64 % der deutschen Befragten gehen zur Filiale und schätzen nach eigenem Bekunden die dortige Qualität der Beratung. 58 % der deutschen Kunden nutzen die Filiale aber lediglich für Standardtransaktionen.Durch eine vermehrte Nutzung von Mobile Banking könnten die Zahl der Filialbesuche und folglich die Kosten reduziert werden. “Mobile Banking bietet die ideale Gelegenheit für Banken, Standardtransaktionen, wie einfache Überweisungen, viel effizienter zu gestalten. Weg von teuren, physischen Prozessen – hin zu preiswerten digitalen, automatisierten Abläufen”, fordert Vater. Deshalb müssten deutsche Retailbanken die Digitalisierung als Chance wahrnehmen und die Entwicklung innovativer und zuverlässiger mobiler Anwendungen jetzt mit Hochdruck vorantreiben. Nahtlose IntegrationDoch Filialen werden nach Einschätzung des Beratungshauses Bain nicht gänzlich verschwinden. Vielmehr komme es zu einem Wandel in Richtung neuer Formate wie Selbstbedienungsterminals, an denen Kunden etwa einen Kreditantrag stellen können, oder computerisierte Filialen wie in Asien mit Touchscreen-Wänden, iPads und Einrichtungen für Telefonkonferenzen. Die Herausforderung liege darin, die einzelnen Kanäle in einen nahtlosen Omni-Channel-Ansatz zu integrieren.Dabei könnten digitale Kanäle entscheidend zur Stärkung der Kundenloyalität und -bindung beitragen. Der Bain-Umfrage zufolge zählen in Deutschland drei Direktbanken zu den beliebtesten Banken. Es sind DKB, ING-DiBa und Comdirect. In diese Spitzengruppe hat sich die genossenschaftliche Sparda Bank mit ihrer aggressiven Preispolitik und ihrem Kernprodukt, einem gebührenfreien Konto mit Kreditkarte und freiem Zugang zu allen Geldautomaten, geschoben.