Montagu investiert querbeet
Von Walther Becker, FrankfurtWas haben Wursthüllen, Leukoplast und Universal-Investment miteinander zu tun? Die ersten beiden gehörten zum Portfolio des Finanzinvestors Montagu, Letztgenannte kommt jetzt hinzu. Die Beteiligungsgesellschaft aus London hat in jüngerer Zeit in Deutschland einen weniger starken “Deal-flow”.Montagu ging 2003 selbst aus einem Buy-out aus der britischen Großbank HSBC hervor und investierte seit der Gründung 1968 bisher in über 400 Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen: Industrie, Transport, Logistik, Gesundheitswesen, Abfallwirtschaft, Dienstleistungen IT & Software. In den meisten Fällen wie auch im aktuellen Deal werden die Bewertungen der Transaktionen nicht verraten – ebenso wenig der Schuldenhebel und die Fremdfinanzierung, die dem Ziel aufgebürdet wird.Nach der Akquisition der Schweizer Equatex von der UBS im vergangenen Jahr ist Universal-Investment das zweite Engagement von Montagu in Finanzdienstleistungen im deutschsprachigen Raum. Investiert wird derzeit aus dem Fonds V im Volumen von 2,75 Mrd. Euro. Ziele sind Unternehmen in Nordeuropa mit Bewertungen zwischen 100 Mill. und 1 Mrd. Euro, womit es Montagu eine Nummer kleiner angehen lässt als etwa BC Partners oder Cinven, aber größer als zum Beispiel DBAG oder Equistone. Neben dem Hauptsitz in London ist die Gesellschaft in Frankfurt, Paris, Amsterdam und Warschau präsent. “Unsere Zielunternehmen verfügen über unverzichtbare Produkte oder Dienstleistungen für ihren Markt und unterliegen geringen Nachfrageschwankungen”, heißt es in der Selbstdarstellung.Der Fokus des Finanzinvestors liegt nach eigen Angaben ausschließlich auf Management-Buy-outs, wobei man mit Geschäftsführern, die ihr Unternehmen in der Regel aus einem Konzern oder von einem Gründungseigentümer übernehmen möchten, gemeinsame Sache macht.Große Deals waren oder sind neben BSN Medical (Leukopast und anderes), die 2012 für 1,8 Mrd. Euro an EQT verkauft wurde, Sebia (Gesundheitswesen), Opengi (Elektronik), Visma (Business Services) und Biffa (Abfall). Open International hatte Montagu acht Jahre nach dem Exit 2008 gleich noch einmal gekauft. Bei dem Entsorger Biffa hatten Montagu und Mitgesellschafter Global Infrastructur Partners 2012 den Schlüssel abgeben müssen. Hierzulande wurden zuletzt 2015 die Artemis-Augenkliniken erworben. Und es gehörten einst Kalle (Wursthüllen) und Host Europe einige Jahre zum Portefeuille. Dem MDax-Konzern Gerresheimer verkaufte Montagu 2015 für 725 Mill. Dollar Centor, einen amerikanischen Hersteller von Pharmaverpackungen. Centor war Teil der ehemaligen Rexam Healthcare, die das britische Unternehmen erst im Jahr zuvor an Montagu für 805 Mill. Dollar veräußert hatte.