Monte dei Paschi benötigt Staatshilfe

Kapitalerhöhung über 5 Mrd. Euro scheitert - Mehrheitsbeteiligung wahrscheinlich

Monte dei Paschi benötigt Staatshilfe

Nachdem die Kapitalerhöhung der italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) gescheitert ist, dürfte der Staat in die Bresche springen. Rom hatte Italiens Banken bereits 20 Mrd. Euro zugesagt. Angeblich will der Staat seine Beteiligung von 4 % an dem Traditionshaus aus Siena auf mehr als 50 % erhöhen.tkb Mailand – Neue Hiobsbotschaft bei MPS, der drittgrößten Bank Italiens: Die Kapitalerhöhung über 5 Mrd. Euro ist nicht geglückt, wie der Verwaltungsrat am Donnerstag sagte. Der Staatsfonds von Katar, der als Ankeraktionär im Gespräch gewesen war, hat sich verflüchtigt – und mit ihm auch alle anderen, die noch vor wenigen Wochen geneigt schienen, in das 1472 gegründete Bankhaus aus Siena zu investieren. Der Staat muss nun eingreifen. Das hatte Regierungschef Paolo Gentiloni bereits zu Wochenbeginn zugesagt.Rom will 20 Mrd. Euro für die Rettung von MPS und anderen angeschlagenen Banken zur Verfügung stellen. Das Parlament hat bereits die dafür erforderliche Schuldenerhöhung genehmigt. Doch laut einer Berechnung der Nachrichtenagentur Bloomberg reichen diese Mittel nicht aus, um die Krise der italienischen Banken zu beheben. Denn wenn die italienischen Banken ihre notleidenden Kredite im Volumen von 360 Mrd. Euro bis zu 70 % abschreiben müssten, steigt der Bedarf bei den Probleminstituten auf 50 Mrd. Euro und mehr.Bis Redaktionsschluss waren weder technische Details der Hilfe bekannt, noch ist klar, wie viel der 20 Mrd. Euro auf MPS und wie viel auf andere angeschlagene Banken entfallen wird. Dem Vernehmen nach soll der Staat die Mehrheitsbeteiligung an Monte dei Paschi erwerben. Derzeit beträgt sie 4 %. Die Marktkapitalisierung der Bank beträgt momentan knapp 500 Mill. Euro. Auch wird bereits von einem neuen Geschäftsplan gesprochen, den MPS in Kürze vorlegen muss. Der bisher gültige Geschäftsplan sah einen drastischen Kostenabbau vor, wodurch das Kosten-Ertrag-Verhältnis von derzeit 60 % auf 55 % bis 2019 verbessert werden sollte. Die Kernkapitalquote sollte bis 2019 auf 13,5 % zulegen, das Verhältnis der faulen Kredite zu den Gesamtausleihungen auf 19 % reduziert werden. Vor allem aber war beabsichtigt, das operative Ergebnis von einem derzeitigen Verlust von 4,5 Mrd. Euro in einen Gewinn von 1,3 Mrd. Euro umzumünzen. Nun erwarten Bankenkreise verschärfte Sparmaßnahmen. Faule Kredite im BlickDa der italienische Bankenrettungsfonds Atlante die Übernahme von faulen MPS-Krediten über 27,7 Mrd. Euro an das Gelingen der Kapitalerhöhung knüpfte, muss nun entschieden werden, wie und ob MPS ihre insgesamt auf 55 Mrd. Euro geschätzten notleidenden Kredite ausgliedert. Offensichtlich stehen Atlante nun mehr Mittel zur Verfügung, um bei anderen Krisenbanken zu intervenieren.Noch ist nicht sicher, wie die Kleinanleger, die Besitzer von Nachranganleihen, behandelt werden. Die seit Jahresbeginn geltenden europäischen Abwicklungsregeln sehen vor, dass auch die Gläubiger und Eigentümer der Banken und nicht nur die Steuerzahler zur Kasse gebeten werden. Fraglich ist dabei der Umgang mit den Nachranganleihen. Bei MPS haben 40 000 Kleinsparer ihr Geld in Nachranganleihen investiert. Die Abwicklung könnte sich zum politischen Zündstoff entwickeln, den die Regierung in Rom auch in Anbetracht möglicher Wahlen im nächsten Jahr vermeiden will. Offenbar gibt es bereits Absprachen mit Brüssel, gemeinsam Hintertürchen für eine Rettung zu finden. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Italien gleich beim ersten großen Test der neuen EU-Krisenpolitik die Regeln nicht einhalten wird und die Union damit an Glaubwürdigkeit verliert.