Monte dei Paschi legt nach

EZB fordert höhere Kapitalaufstockung: Statt 5 Mrd. sind 8 Mrd. Euro nötig

Monte dei Paschi legt nach

Statt der geplanten 5 Mrd. Euro muss die italienische Bank Monte dei Paschi di Siena ihr Kapital um 8,8 Mrd. Euro erhöhen, wie die EZB zu Wochenbeginn mitgeteilt hat.tkb Mailand – Italiens drittgrößte Bank, Monte dei Paschi di Siena (MPS), muss ihr Kapital um 8,8 Mrd. Euro aufstocken. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat dies dem Schatzministerium und der Bank aus Siena zu Wochenbeginn mitgeteilt. Bisher hatte MPS eine Erhöhung um 5 Mrd. Euro angedacht. Begründet wird die neue Forderung mit dem hohen Bestand an ausfallgefährdeten Krediten – es handelt sich um 55 Mrd. Euro.Ursprünglich hätte die 5 Mrd. Euro umfassende Kapitalerhöhung am Kapitalmarkt vorgenommen werden sollen. Da sich aber keine Ankeraktionäre fanden, musste der Staat eingreifen. Dieser hat mittels Bankendekret kurz vor Weihnachten Italiens Krisenbanken 20 Mrd. Euro an Staatshilfe zugesagt. Ein guter Teil davon, 6,5 Mrd. Euro, ist nun für die Kapitalerhöhung von MPS bestimmt. Der Rest des Kapitalbedarfs wird durch den Tausch von nachrangigen Anleihen in Aktien der MPS gedeckt. Der im Dezember vorgenommene Wandel von Anleihen in Aktien hat der MPS bis zu 2,3 Mrd. Euro eingebracht.Sowohl der neu ernannte MPS-Chef Marco Morelli als auch Präsident Alessandro Falciai machten nicht nur den falschen Zeitpunkt für das Scheitern der Kapitalerhöhung verantwortlich. Abgesehen von der kurzen Regierungskrise nach dem gescheiterten Referendum über eine Verfassungsreform, welche die Investoren verschreckte, aber schnell gelöst werden konnte, hätten auch die Investmentbanken J.P. Morgan und Mediobanca die Investoren nicht von der Gültigkeit des Angebotes überzeugen können – obwohl sie dafür mehrere Wochen lang Zeit gehabt hätten.Das Bankendekret ist auf scharfe Kritik innerhalb der EU gestoßen und muss noch von der zuständigen Kommission abgesegnet werden. Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, meinte diesbezüglich: “Grundsätzlich haben wir neue Regeln beschlossen. Diese sollen insbesondere den Steuerzahler schützen und Investoren in der Verantwortung halten.” Im Fall MPS seien viele Fragen offen. Die Bank müsse im Kern wirtschaftlich gesund sein – dies müsse noch sorgfältig geprüft werden, sagte Weidmann. Rufe nach AbwicklungMPS will in den nächsten Wochen einen überarbeiteten Geschäftsplan präsentieren. Inzwischen werden auch in Mailänder Finanzkreisen Stimmen laut, ob es nicht besser gewesen wäre, die seit 2009 in der Dauerkrise befindliche Bank aus Siena in Konkurs gehen zu lassen. Zweifellos ist die Bank angesichts der milliardenschweren Verluste in den vergangenen Jahren und der Kapitalerhöhungen von insgesamt 18 Mrd. Euro zwischen 2009 und 2016 im Kern wirtschaftlich nicht gesund.Bei MPS hatte die EZB dieselben Maßnahmen vorgenommen, die sie auch bei der Rettung griechischer Banken nutzte. Wie zu vernehmen ist, solle die “griechische Kur” nicht bei anderen italienischen Krisenbanken angewandt werden, bei denen ebenfalls Staatshilfe vorgesehen ist. MPS hat beim EZB-Stresstest am 29. Juli am schlechtesten von allen 51 überprüften Banken abgeschlossen. Das Schatzamt in Rom hat bereits vorbeugende Maßnahmen für MPS getroffen: Sie darf in den kommenden Jahren keine Dividenden zahlen, keine weiteren Beteiligungen erwerben und muss die Kosten drastisch kürzen. Formal gehen auch die Kosten für die Entschädigung jener privaten Bondhalter, denen Nachtragsanleihen verkauft wurden, ohne dass sie über die Gefahren der Anleihen informiert wurden, auf das Konto der Bank.Das Bankendekret sieht auch Interventionen bei anderen Instituten vor, die in der Krise stecken – so etwa bei den norditalienischen Volksbanken Popolare di Vicenza und Veneto Banca. Ferner sollen die drei Good Banks, die im Vorjahr durch den Banken-Solidaritätsfonds gerettet worden waren – Banca Etruria, Banca delle Marche und die Sparkasse von Chieti – noch bis Jahresende an Ubi Banca verkauft werden. Eine Übernahme von deren notleidenden Krediten durch den Staat wird nicht ausgeschlossen.