Monte dei Paschi muss Rettung teuer bezahlen
Reuters London – Die Rettung der italienischen Banca Monte dei Paschi di Siena (MPS) spült den beteiligten Investmentbanken so viel Geld in die Kassen wie kaum eine andere Transaktion in Europa in diesem Jahr.Rund 250 Mill. Euro an Gebühren muss die 544 Jahre alte Bank aus der Toskana für ihre geplante, rund 5 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung zahlen, wie drei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Sie ist – wenn sie denn klappt – der Schlüssel zur Sanierung der Bank. Überbrückungskredit300 Mill. Euro zusätzlich könnte die Ausgliederung fauler Kredite in einen Bankenrettungsfonds kosten, vor allem weil Monte dei Paschi dazu aller Voraussicht nach vorher erst einmal einen 6 Mrd. Euro schweren Überbrückungskredit braucht. Die Bank wollte sich dazu nicht äußern.Zum Vergleich: Die Deutsche Bank hatte für ihre 8 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung vor zwei Jahren 119 Mill. Euro Gebühren zahlen müssen. Doch die Banken lassen sich die Komplexität der Transaktion und das Risiko, das in der Rettung des Instituts aus Siena steckt, teuer bezahlen. “Das Risikoprofil der Transaktion macht sie weit teurer als jede andere am Aktienmarkt in Europa”, erklärt ein Londoner Analyst. Bisherige MisserfolgeDer Misserfolg der beiden bisherigen Rettungsaktionen für Monte dei Paschi, die wackligen Märkte und die Sorge, sich damit stärker in Italien zu engagieren als gewollt, trieben den Preis in die Höhe. Denn Investoren dürften schwer zu begeistern sein, noch einmal Geld in die Bank zu stecken.Organisiert wird die gesamte Rettungsaktion federführend von der US-Investmentbank J.P. Morgan und der italienischen Mediobanca. Doch die sechs weiteren an der Kapitalerhöhung beteiligten Institute – unter ihnen die Deutsche Bank – haben sich laut Mediobanca-Chef Albert Nagel bisher nicht zu einer Garantie durchgerungen, die neuen Aktien selbst zu übernehmen, sollten sie diese bei Investoren nicht an den Mann bringen. Einige andere hatten gleich von vornherein abgewinkt.Auch bei dem Überbrückungskredit laufen sie Gefahr, auf den Schulden von Monte dei Paschi sitzen zu bleiben, wenn andere Investoren nicht mitziehen. Nach den Vorstellungen von J.P. Morgan und Mediobanca soll die Kapitalerhöhung im November über die Bühne gehen.Helfen könnte eine Garantie des Staates. Dann ließen sich die Gebühren von 2,5 bis 4,0 % des Transaktionsvolumens leicht auf 0,5 bis 1,0 % drücken, hat die Beratungsfirma Freeman ausgerechnet. Staatsgarantie vermeidenDoch eine solche Garantie will Ministerpräsident Matteo Renzi gerade vermeiden. Denn das würde nach den Regeln der EU bedeuten, dass auch Anleihegläubiger und Sparer für die Verluste der Bank geradestehen müssten. Und das könnte Renzis Erfolg im geplanten Verfassungsreferendum im Herbst gefährden, an das er sein Amt geknüpft hat. Denn die italienischen Geldhäuser haben Anleihen im Milliardenvolumen an private Sparer verkauft.Unter dem Strich könnten Investmentbanken dann mit Monte dei Paschi innerhalb von drei Jahren 1 Mrd. Euro verdient haben. Denn die beiden jüngsten Kapitalerhöhungen hatten die Bank bereits 400 Mill. Euro gekostet. Doch die Käufer der neuen Aktien schrieben nachhaltig Verluste: Die unter faulen Krediten ächzende Bank ist an der Börse nicht einmal mehr 800 Mill. Euro wert. Im Stresstest der EU-Bankenaufseher hatte sich gezeigt, dass ihr Eigenkapital in einer neuen Finanz- und Wirtschaftskrise vollständig aufgezehrt würde.”Die Gebühren, die auf dem italienischen Bankenmarkt zu holen sind, sind gewaltig”, sagt Peter Hahn, Bankenprofessor am London Institute of Banking & Finance. Schließlich könnte auch die HypoVereinsbank-Mutter Unicredit die Anleger bald um frisches Kapital bitten. Auch hier ist von 5 Mrd. Euro die Rede. Es wäre der nächste Zahltag für die Investmentbanken.