Neuer Druck auf US-Regionalbanken
Neuer Druck auf US-Regionalbanken
Moody’s stuft New York Community Bancorp in den Ramschbereich herab – Furcht vor Ausfall von Immobilienkrediten
xaw New York
Die Ratingagentur Moody’s hat die Kreditwürdigkeit der gebeutelten New York Community Bancorp in den Ramschbereich herabgestuft. Die Analysten griffen zu einem Downgrade des auf Long Island ansässigen Geldhauses um zwei Stufen von „Baa3“ auf „Ba2“, nachdem das Finanzinstitut in der vergangenen Woche für das Schlussquartal 2023 einen überraschenden Verlust von 252 Mill. Dollar vermeldete und die Dividende zusammenstrich. Moody’s sieht „vielschichtige“ finanzielle Risiken und Herausforderungen im Risikomanagement und in der Governance von New York Community. Am vergangenen Freitag hatte Fitch das Rating bereits auf die niedrigste Investment-Grade-Stufe „BBB−“ gesenkt.
Aktie im freien Fall
Die Aktie der Regionalbank gab nach Eröffnung an der Wall Street am Mittwoch zeitweise um mehr als 13% nach. Im nachbörslichen New Yorker Handel am Dienstag war der Kurs auf den Moody’s-Bericht hin um nahezu 17% abgestürzt, nachdem er im regulären Verlauf bereits um über 22% eingebrochen war und den niedrigsten Schlusskurs seit 1997 erreicht hatte. Seit der Vorlage der Quartalszahlen in der vergangenen Woche hat der Titel mehr als die Hälfte seines Werts verloren.
Dies weckt bei Investoren düstere Erinnerungen an das Frühjahr 2023, als es mit dem Kollaps der Silicon Valley Bank, der Signature Bank und der First Republic Bank binnen kurzer Zeit zu drei der vier größten Bankzusammenbrüche der US-Geschichte kam. Die Kursstürze bei den betroffenen Instituten waren damals gleichsam Auslöser und Folge eines Vertrauensverlusts und eines rapiden Abzugs von Einlagen. Die kollabierten Geldhäuser verfügten über große Summen an unbesicherten Depositen sowie stark konzentrierte Kundenbasen und mussten infolge der Mittelabflüsse hohe Verluste in ihren Wertpapierportfolios realisieren.
Härtere Kapitalvorgaben
New York Community übernahm nach dem Zusammenbruch einen großen Teil der Assets der Signature Bank. In Kombination mit der Akquisition der Flagstar Bank im Jahr 2022 katapultierte der Deal die Bilanzsumme des Geldhauses aus Long Island auf deutlich über 100 Mrd. Dollar. Ab dieser Schwelle müssen Finanzinstitute in den Vereinigten Staaten wesentlich härtere Kapital- und Liquiditätsvorgaben erfüllen – mit der US-Umsetzung des globalen Bankenpakets Basel III rollen ab Mitte 2025 zudem noch Aufschläge auf die harten Eigenmittelquoten auf Amerikas Banken zu.
Nachdem New York Community im Schlussquartal 2023 zwei große Kredite abschreiben musste, fürchtet das Management einen Anstieg der Defaults. In der Folge stockte die Bank die Risikovorsorge erheblich auf. Damit wollte das Geldhaus „unsere Bilanz und unsere Risikomanagement-Prozesse stärken und mit relevanten Wettbewerbern in Einklang bringen“, betonte CEO Thomas Cangemi.
Regulator macht Druck
An der Wall Street machen indes Berichte die Runde, gemäß denen die für die Überwachung des nationalen Kreditwesens zuständige Behörde OCC den Druck auf das Geldhaus in den vergangenen Monaten erhöht hatte. Der Chief Risk Officer und die Audit-Chefin verließen New York Community angeblich in Reaktion darauf. Moody’s verwies in ihrem aktuellen Bericht auf die Bedeutung von Kontrollfunktionen und einer soliden Governance für Kreditratings.
Die Analysten erwägen nun weitere Downgrades – und wollen insbesondere das Gewerbeimmobilienportfolio des Geldhauses in den Fokus nehmen. In dem Segment droht laut Analysten auch Druck auf andere Regionalbanken. Denn während der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Homeoffice-Trend einen hohen Leerstand in Bürogebäuden nach sich zieht, müssen in den USA laut dem Datendienst Trepp bis Ende 2028 Gewerbeimmobilienkredite im Volumen von mehr als 2,8 Bill. Dollar refinanziert werden. Die hohen Zinsniveaus bereiten Marktteilnehmern dabei Kopfzerbrechen.
Für zusätzliche Probleme sorgt dabei, dass die Deal-Volumina am US-Gewerbeimmobilienmarkt 2023 gemäß MSCI-Daten um über 50% abgesackt sind. Dies sorgt nach Ansicht der Analysten dafür, dass sich die Bewertungsgrundlage in den Portfolios der Banken verfälscht hat. Laut Fitch haben indes fast 1.900 der mehr als 4.000 US-Banken Gewerbeimmobilien-Assets im Volumen von über 300% ihrer Eigenmittel auf den Büchern. Infolge anstehender Marktturbulenzen drohe durchaus ein neuer Regionalbankenkollaps.
Die Investmentbank Piper Sandler beobachtet bei New York Community immerhin keinen Einlagendruck. Zwischen Oktober und Dezember gingen die Depositen des regionalen Instituts gegenüber dem vorangegangenen Quartal laut offiziellen Bekanntmachungen lediglich um 2% zurück. Laut ungeprüften Daten vom Dienstag ist die Einlagensumme seit Ende 2023 sogar leicht von 81,4 auf 83 Mrd. Dollar gestiegen. Davon seien 72% durch die Einlagensicherung abgedeckt.
Unbesicherte Depositen abgedeckt
Die gesamte Liquidität übersteige das Volumen der unbesicherten Depositen deutlich, die Coverage Ratio liege bei 163%. Zudem verweist das Management darauf, dass dem Geldhaus Kreditfazilitäten der Federal Reserve von New York und die Option auf Darlehen der Federal Home Loan Bank von New York zur Verfügung stünden, durch die das Finanzinstitut 14,2 Mrd. Dollar an Liquidität freisetzen könne.
Bei den Investoren sorgte die Mitteilung nur vorübergehend für Beruhigung. Denn Beobachter fürchten negative Folgen des Downgrade für die Kapitalmarktaktivitäten von New York Community. Nach Schätzungen von Bloomberg Intelligence muss die Bank vermutlich 4 bis 6 Mrd. Dollar an Krediten abstoßen, um sich für härtere Kapitalvorgaben zu rüsten. Sowohl das Marktumfeld als auch das eigene Junk-Rating dürften dies laut den Analysten aber erschweren.
Sorgen um die Stabilität der US-Regionalbanken erhalten neues Feuer. So hat die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit der gebeutelten New York Community Bancorp auf Junk-Niveau herabgestuft. Insbesondere im Gewerbeimmobilienportfolio des Geldhauses machen die Analysten lockere Bausteine aus.