Morgan Stanley kauft Broker E-Trade

US-Investmentbank legt 13 Mrd. Dollar für Online-Plattform auf den Tisch - Vermögensverwaltung gestärkt

Morgan Stanley kauft Broker E-Trade

Die Wall-Street-Bank Morgan Stanley baut mit der Übernahme des Online-Brokers E-Trade ihre Vermögensverwaltung für Privatkunden aus. Das Institut setzt damit auf weniger schwankungsanfällige Einnahmequellen. nok New York – Die US-Investmentbank Morgan Stanley übernimmt den Online-Broker E-Trade für rund 13 Mrd. Dollar im Rahmen eines Aktientausches. Es handelt sich dabei um den größten Zukauf einer amerikanischen Bank seit der Finanzkrise des Jahres 2008. Der Aktienkurs von E-Trade reagierte am Donnerstag im frühen Handel mit Aufschlägen von mehr als 26 % auf knapp 57 Dollar. Der Kaufpreis liegt bei 58,74 Dollar je Aktie. E-Trade-Aktionäre erhalten nach Angaben der Firmen für eine Aktie 1,0432 Aktien von Morgan Stanley. Der Aktienkurs der Bank sank zeitweilig um mehr als 2 %.Mit E-Trade verstärkt Morgan Stanley ihr Wertpapierangebot für Privatkunden und entfernt sich weiter von ihren Wurzeln als klassische, auf Fusionsberatung für Unternehmen, Börsengänge und Wertpapierhandel spezialisierte Wall-Street-Bank. Der seit 2010 amtierende Vorstandschef James Gorman hatte Morgan Stanley nach dem Schock der Finanzkrise stärker auf die weniger schwankungsanfällige Vermögensverwaltung ausgerichtet. Morgan Stanley hatte nach der Finanzkrise etappenweise Smith Barney von der Citigroup übernommen und wurde damit zum größten US-Wertpapierbroker für Privatkunden. Wertpapiergeschäft sowie Einlagen- und Kreditgeschäft waren in den Vereinigten Staaten rechtlich lange getrennt. Daher hatten sich neben den auf Firmenkunden spezialisierten Investmentbanken auch auf Privatkunden spezialisierte Wertpapierhäuser etabliert.E-Trade ist einer der größten amerikanischen Online-Broker, also eine Art Direktbank für Wertpapiergeschäfte. Der Online-Pionier wurde während der Hausse der Internetaktien in den späten neunziger Jahren bekannt, als tausende Day Trader mit den Papieren zockten. Einem breiten Publikum wurde E-Trade auch durch originelle Werbung beim Super Bowl bekannt, dem Endspiel der amerikanischen Football-Liga NFL. Die etablierte Marke soll unter dem Dach von Morgan Stanley erhalten bleiben. Mike Pizzi, der Vorstandschef von E-Trade, wird die Sparte leiten.Die Zukunft von E-Trade war unsicher geworden, nachdem Marktführer Charles Schwab im November die Akquisition des Rivalen TD Ameritrade für 26 Mrd. Dollar angekündigt hatte. Hintergrund der Konsolidierung in der Branche ist ein harter Preiskampf. Schwab hatte in Reaktion auf Start-ups wie Robinhood im vergangenen Oktober als erster der großen Online-Broker auf Provisionen für den Handel mit Aktien oder Indexfondsanteilen verzichtet.Mit E-Trade kommen mehr als 5,2 Millionen Privatkunden sowie Anlagen von 360 Mrd. Dollar zu Morgan Stanley. Die Bank war bisher auf vermögendere Privatkunden spezialisiert. Mit einer Armee von 15 500 Anlageberatern bedient die Vermögensverwaltungssparte 3 Millionen Privatkunden, die insgesamt Wertpapieranlagen im Wert von 2,7 Bill. Dollar in ihren Depots haben. “E-Trade stellt eine außergewöhnliche Wachstumschance für unser Wealth- Management-Geschäft dar”, sagte Vorstandschef Gorman. Die Kombination ergänze das bisher auf persönlicher Beratung basierende Geschäft der Bank mit einem Direktvertrieb. Dazu betreibt E-Trade auch eine Sparte, die Aktienpläne für Angestellte von Firmenkunden verwaltet. Morgan Stanley will dieses Geschäft mit ihrem eigenen Angebot, Shareworks, kombinieren. Gemeinsam mit E-Trade kommt Morgan Stanley dann auf rechnerisch mehr als 4 000 Firmenkunden, deren Mitarbeiter Aktien im Wert von 580 Mrd. Dollar besitzen.Die Einnahmen aus Vermögensverwaltung sind im Gegensatz zum institutionellen Wertpapierhandel weniger schwankungsanfällig. Nach eigenen Schätzungen der Bank wird das Wealth Management nach der Integration von E-Trade rund 57 % zum Vorsteuergewinn von Morgan Stanley beisteuern. Im Jahr 2010 hatte dieser Anteil noch bei rund 26 % gelegen.Die Bank von E-Trade steuert zudem kostengünstige Einlagen von 56 Mrd. Dollar bei, die Morgan Stanley Vorteile bei der Refinanzierung bringt. Die Finanzdienstleister rechnen mit potenziellen Kosteneinsparungen von 400 Mill. Dollar unter anderem durch eine Optimierung der technologischen Infrastruktur oder der gemeinsamen Nutzung von Verwaltungsdienstleistungen.