Morgan Stanley überrascht
Als Letzte der großen sechs US-Banken hat Morgan Stanley die Anleger vor dem Wochenende mit einem kräftigen Ergebnissprung in Begeisterung versetzt. Wie die Konkurrentin Goldman Sachs hat die Investmentbank von anziehendem Geschäft mit Aktien und Anleihen profitiert und das Ergebnis deutlich stärker gesteigert als von Marktbeobachtern erwartet.scd New York – Morgan Stanley hat im Schlussquartal 2012 zurück in die Gewinnzone gefunden, nachdem sowohl im vorangegangenen dritten Quartal als auch in der Vorjahresperiode dicke Verluste eingefahren worden waren. Die Aktien des Instituts verteuerten sich vor dem Wochenende vorübergehend um knapp 8 % auf 22,46 Dollar, nachdem sowohl die Nettoerträge als auch das Ergebnis im vierten Quartal den Markt positiv überrascht hatten. Die Nettoerträge kletterten insgesamt um 32 % auf 7 Mrd. Dollar. Das entsprach zwar exakt der Durchschnittsschätzung an Wall Street.Allerdings waren die Einnahmen von der Neubewertung einiger Verbindlichkeiten belastet worden. Insgesamt senkten die sogenannten Debt Value Adjustments (DVA) den Ertrag um rund 500 Mill. Dollar. Die DVA fallen ergebnisbelastend aus, wenn sich die Bonität einer US-Bank verbessert. Umgekehrt führt die Verschlechterung derselben zu buchhalterischen Gewinnen.Unter dem Strich verdiente Morgan Stanley im Schlussvierteljahr 507 Mill. Dollar nach einem Verlust von 275 Mill. Dollar in der Vorjahresperiode. Je Aktie bedeutete dies ein Ergebnis von 25 (i. V. – 15) Cent. Bereinigt um den DVA-Effekt verdiente die Bank 45 (- 20) Cent je Anteilsschein. Analysten hatten sich laut Bloomberg im Schnitt nur auf 27 Cent je Titel eingestellt.Erst in der vergangenen Woche hatte Chief Executive Officer James Gorman angekündigt, 1 600 Stellen zu streichen, sodass viele Marktbeobachter eher mit einem weniger überzeugenden Ergebnis gerechnet hatten.Getragen wurde der Ergebnissprung von der Sparte Institutional Securities, deren Nettoerträge sich auf 3,5 Mrd. Dollar nahezu verdoppelt haben, wenn der Effekt der Neubewertung einiger Verbindlichkeiten ausgeklammert wird. Allerdings gab es dort auch enttäuschende Elemente im Geschäft. Zwar kletterten die Einnahmen im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren um mehr als 60 % auf 811 Mill. Dollar. Im Vergleich zum unmittelbar vorangegangenen Quartal entsprach dies allerdings noch immer nahezu einer Halbierung.Der größere Wettbewerber Goldman Sachs hatte zwei Tage zuvor in diesem Geschäftsfeld nur einen Rückgang von 8 % gemeldet. Zudem erklärte CEO Gorman in einem US-Fernsehinterview, für den Rohstoffhandel sei es eines der schwächsten Quartale der vergangenen zwei Jahrzehnte gewesen. Eine der wesentlichen Ursachen dafür sei Hurrikan “Sandy” gewesen. Dieser hatte das Bankgeschäft in New York für Tage lahmgelegt und behindert es teilweise noch heute.Der Value at Risk ist bei Morgan Stanley derweil wieder etwas gestiegen – von 63 Mill. Dollar auf 78 Mill. Dollar. Bei Goldman war er leicht gesunken.