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MPS-Chef Morelli soll vor der Ablösung stehen

bl - Es war ein Himmelfahrtskommando, das Marco Morelli Ende 2016 als CEO der Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) übernahm. Wer weiß, ob er den Posten angetreten hätte, wäre ihm das Ausmaß des Desasters - das ihn wenige Wochen später einholte...

MPS-Chef Morelli soll vor der Ablösung stehen

bl – Es war ein Himmelfahrtskommando, das Marco Morelli Ende 2016 als CEO der Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) übernahm. Wer weiß, ob er den Posten angetreten hätte, wäre ihm das Ausmaß des Desasters – das ihn wenige Wochen später einholte – bekannt gewesen.Nach einer gescheiterten Kapitalerhöhung stieg 2017 der Staat als Großaktionär ein. Es folgten strenge Auflagen der EU, die den heute 56-jährigen Morelli zu einer Art Abwickler machten. Nach dem Abbau von 5 500 Arbeitsplätzen ist er dabei, noch einmal jede fünfte Stelle zu streichen und 600 der 2016 noch 2 000 Geschäftsstellen zu schließen. Und obwohl ein Teil der faulen Kredite an den staatlichen Bankenrettungsfonds Italian Recovery Fund übertragen wurde, sitzt die einst drittgrößte Bank des Landes noch immer auf großen Beständen fauler Kredite. Überdies hat sie viele italienische Staatspapiere in ihrem Bestand.Der gebürtige Römer, der an der römischen LUISS-Universität studiert und seine Karriere bei KPMG begonnen hat, kam unter der Mitte-Links-Regierung Matteo Renzis zur ältesten Bank des Landes, die heute nur noch ein Schatten früherer Größe ist. Morelli, Vater von vier Kindern, Fan des Fußballclubs AS Rom und leidenschaftlicher Rockmusik-Liebhaber, hat sich trotz mehrmaliger Tätigkeit bei der Skandalbank einen untadeligen Ruf bewahrt und ging unbeschadet aus dem Derivate-Skandal bei dem Institut hervor. Nach einer internationalen Tätigkeit bei J.P. Morgan kam Morelli 2003 erstmals zur MPS und wurde dort 2006 CFO. Von 2010 bis 2012 war er Generaldirektor bei Intesa Sanpaolo, danach CEO der Bank of America Merrill Lynch Italia. Morelli gilt als Arbeitstier und verfügt als einer der wenigen italienischen Spitzenbanker auch über große internationale Erfahrung.Nachdem er Monte dei Paschi im ersten Quartal zurück in die schwarzen Zahlen geführt hat und sich zum Ziel gesetzt hat, die Kosten weiter zu reduzieren und den Bestand an Non-Performing Loans deutlich zur reduzieren sowie auf hochwertige Dienstleistungen zu setzen, bringt ihn womöglich die jetzige Regierung um den Lohn seiner Arbeit. Der Aktienkurs der Bank ist dramatisch abgestürzt, was den Staat Milliarden kostet, die Ratingagenturen stufen die Bank womöglich herab, und der Spread drückt die Kapitalquote, so dass vielleicht eine neue Kapitalerhöhung nötig ist. Die von der EU verlangte Privatisierung ist unter dieser Regierung ebenso fraglich wie das Finden eines Partners. Das muss Morelli wohl bald nicht mehr kümmern: Die Regierung plant angeblich seine Ablösung.