Mühsamer Weg zu grünen Finanzprodukten

Green Bonds sind noch Nischenprodukt

Mühsamer Weg zu grünen Finanzprodukten

tl Frankfurt – Bisher spielen grüne Finanzprodukte bei institutionellen und privaten Investoren vom Volumen her keine große Rolle. Dies soll sich ändern, war die einhellige Meinung der Teilnehmer der Panels auf dem Finanzwende Forum 2016: Divest – Invest von Bündnis 90/Die Grünen in Frankfurt. Caio Koch-Weser, Vorsitzender der Europäischen Klimastiftung, forderte in seinem Eingangsstatement, mit Hilfe der internationalen Finanzinstitute Infrastruktur als Assetklasse zu etablieren, denn sie macht bisher weniger als 1 % der weltweiten Assets aus.Vergleichbares gilt auch für grüne Bonds, obwohl sie im laufenden Jahr mit einem Emissionsvolumen von 17 Mrd. Dollar im ersten Quartal und erwarteten 100 Mrd. Dollar im Gesamtjahr stark angezogen haben. Koch-Weser will für grüne Bonds allgemein anerkannte Standards installieren, an denen sich die Investoren orientieren können. Doch auch die etablierten Finanzinstitutionen selbst müssten “grüner” werden, so dass Nachhaltigkeitskriterien routinemäßig bei Investitionsentscheidungen berücksichtigt werden. Dazu müssten nicht zuletzt den Analysten aber aussagekräftige “grüne” Daten vorliegen. Dies ist bisher noch nicht in ausreichender Menge und Qualität der Fall. OffenlegungspflichtSchließlich will Koch-Weser, der Vizepräsident der Weltbank, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und Vice Chairman der Deutschen Bank war, die Unternehmen dazu verpflichten, die möglichen Auswirkungen ihrer Geschäftsaktivitäten auf das Klima offenzulegen. Keine Einigkeit herrschte in der anschließenden Panel-Diskussion darüber, ob es ausreicht, “nur” weniger Kohlendioxid zu produzieren, um ein “grünes” Unternehmen zu sein, oder ob ein umfassender Managementansatz verfolgt werden müsse, der ökologische und sozial-gesellschaftliche Aspekte in die Unternehmensentscheidungen einbezieht (ESG – Environmental Social Governance).Koch-Weser will sich aus Gründen der Übersichtlichkeit auf die Verringerung des CO2-Ausstoßes konzentrieren. In der vorherigen Panel-Diskussion hatte Allianz-CEO Oliver Bäte noch für den umfassenden ESG-Ansatz plädiert und die Korruption als Entscheidungskriterium im Anlageprozess hervorgehoben.Umstritten war auch, ob die institutionelle oder die private Nachfrage grüne Finanzprodukte zum Erfolg führen wird. Sir Roger Gifford, Vorsitzender der City of London Green Finance Initiative, verwies auf eine Umfrage, nach der eine Mehrheit der Briten bereit wäre, in ein grünes Anlagekonto, allerdings mit staatlicher Garantie, zu investieren. Für Gifford sind grüne Bonds bereits eine etablierte und sehr erfolgreiche Assetklasse, die auch in China und Indien auf fruchtbaren Boden gefallen sei. Einen Markt für grüne Kredite und grüne Aktien gebe es bisher aber nicht, stellte er bedauernd fest.Nach Angaben von Anja Mikus, Chief Investment Officer des auf nachhaltige Investments spezialisierten Assetmanagers Arabesque Partners, würden viele Institutionelle zwar gerne “grün” investieren, täten dies letztlich dann aber doch nicht. Nach ihrer Ansicht könnte der Pariser Klimagipfel aber zu einem Bewusstseinswandel geführt haben. “Wir müssen jetzt die konventionellen Assetmanager davon überzeugen, dass grüne Investments nicht nur notwendig, sondern auch von deren Kunden gewünscht sind.”—– Wertberichtigt Seite 8