Multitude verfolgt einen klaren M&A-Plan
Ein börsennotiertes Fintech, das profitabel ist, drei Jahre in Folge seine Prognosen erfüllt oder übertroffen hat sowie eine kontinuierliche Dividendenpolitik verfolgt? Ja, das gibt es, und das sogar in Deutschland. Die Rede ist von Multitude, die ehemalige Ferratum, die auf digitale Kreditvergabe- und Online-Bankdienstleistungen für Verbraucher, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie andere Fintechs spezialisiert ist und bislang ein wenig unter dem Radar geblieben ist.
Dabei gehört Multitude zu den wenigen Fintechs, denen seit der Gründung 2005 in Helsinki eine echte Internationalisierung gelungen ist. „Mit dem Nukleus in digitalen Verbraucherkrediten sind wir heute in 16 Ländern aktiv, wobei die später hinzugekommene KMU-Seite bislang 15% vom Umsatz ausmacht“, so CFO Bernd Egger im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Vor allem bei den KMU-Krediten können wir unser Geschäftsmodell produktseitig erweitern plus damit in zusätzliche Länder gehen.
Das KMU-Lending über die Tochter Capitalbox hatte Multitude kürzlich über die Akquisition der dänischen Omniveta Finance hinzugewonnen, womit das Fintech nun über Factoring-Dienstleistungen Liquidität bereitstellen kann. In der M&A-Strategie folgt das einer gewissen Logik. „Vor allem bei den KMU-Krediten können wir unser Geschäftsmodell produktseitig erweitern plus damit in zusätzliche Länder gehen. Wir haben neben der eigenen Bank rund 150 Mitarbeiter auf der Tech-Ebene, so dass wir das über eine Wertschöpfungskette einer internen Banking-as-a-Service-Plattform auch als Wholesale Lending für andere Unternehmen ausrollen können“, sagt Egger.
Screening im Markt
Egger hat auch weitere Zukäufe auf dem Radar. Bei Multitude habe man dafür ein Team, das ständig ein Screening betreibe, und sei dementsprechend handlungsschnell, wenn sich Opportunitäten bieten. „Wir haben da immer was in der Pipeline. Und im Moment ist M&A ein Käufermarkt.“ Bei Capitalbox habe man den jüngsten Zukauf schnell integriert und könne nun das Factoring über die bisherigen fünf Länder hinaus anbieten – das ist der M&A-Matchplan für alles, was bei Egger auf den Bildschirm kommt.
Wenn wir etwas Neues angehen, dann muss das innerhalb von 24 Monaten profitabel sein.
Bei der Auslandsexpansion blickt Multitude auch ganz vorsichtig über Europa hinaus. Über eine Akquisition verfüge man in Indien über eine Lizenz und wäge ab, dort bald mit einer Lending-Gesellschaft richtig loszulegen, so der CFO. Allerdings seien manche behördlichen Prozesse in Indien nicht ohne. Innerhalb eines Jahres könnte jedoch die Beschleunigung des Wachstums erfolgen. Allgemein gilt: „Wenn wir etwas Neues angehen, dann muss das innerhalb von 24 Monaten profitabel sein. Das ist auch ein Ressourcenthema für uns als öffentlich notiertes Unternehmen.“
Wir haben es intern als Ziel ausgegeben, innerhalb von fünf Jahren eine Bewertung von 1 Mrd. Euro zu erreichen.
Womit Egger nicht so happy ist, das ist die Entwicklung des Aktienkurses. Seit November hat sich die Notiz (Streubesitz: 23,3%) zwar auf aktuell 5,05 Euro verdoppelt. Die Marktkapitalisierung ist bei gut 100 Mill. Euro aber doch sehr mager – vor allem für ein satt profitables Fintech, wenn man es mit den Bewertungen in privaten Finanzierungsrunden vergleicht. Diese Lücke will Egger schließen. „Auch wenn es ein wenig ambitioniert erscheinen mag, so haben wir es intern als Ziel ausgegeben, innerhalb von fünf Jahren eine Bewertung von 1 Mrd. Euro zu erreichen. Die Roadmap gibt das her, und dafür intensivieren wir jetzt auch in die Kapitalmarktkommunikation.“
Der Track Record auf der Ergebnisseite ist jedenfalls vorhanden. 2023 wurde mit einem Umsatzplus von 8,5% auf 230,5 Mill. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 45,6 Mill. Euro (+44,8%) abgeschlossen. Unterm Strich wurden 16,4 Mill. Euro oder 0,51 Euro je Aktie verdient, wovon 0,19 Euro je Aktie als Dividende (Korridor: 25 bis 50% Ausschüttungsquote) ausgeschüttet werden sollen.
Für das laufende Geschäftsjahr stellt Multitude ein um 50% erhöhtes Ebit von 67,5 Mill. Euro in Aussicht, bis Ende 2026 soll das Konzernergebnis auf 30 Mill. Euro ansteigen. Multitude ist im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notiert.
IM GESPRÄCH: BERND EGGER
Multitude ist bereit für M&A
Der CFO des in Frankfurt notierten Kredit-Fintechs hat weitere Zukäufe in der Pipeline
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Als dividendenfähiges Fintech befindet sich Multitude in einem eingeschwungenen Zustand. CFO Egger hat neben Akquisitionen auch weitere Auslandsmärkte im Visier, wie Indien. „Wenn wir etwas Neues angehen, dann muss das innerhalb von 24 Monaten profitabel sein“, so Egger im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.